Von Franz Zeller
300 Fälle von illegalem Handel mit radioaktivem Material hat die Internationale Atomenergiebehörde seit 1993 dokumentiert - die Dunkelziffer sei wahrscheinlich um ein Vielfaches höher, meint deren Sprecherin Melissa Fleming. Während der Bau einer Atombombe viel Know-how verlangt, kann fast jeder eine schmutzige Bombe bauen - das radioaktive Material dazu findet er in Krankenhäusern genauso wie in Industriebetrieben, etwa aus der Bestrahlung von Lebensmitteln:
Das eine ist natürlich, dass man konventionelles explosives Material nimmt und eine Strahlenquelle damit umgibt und detonieren lässt. Das andere ist: es gibt radioaktives Material in Puderform, das ist Cäsiumchlorid, das braucht so etwas gar nicht. man könnte es so wie Puder in die Luft verteilen und das könnte ein ziemlich großes Gebiet kontaminieren.
Manche radioaktiven Elemente, die in der Medizin zur Untersuchung eingesetzt werden, haben nur eine sehr geringe Halbwertszeit. Jod 131, wie es bei der Schilddrüsen- oder Nierendiagnose eingesetzt wird, braucht nur 8 Tage, bis es die Hälfte seiner Radioaktivität eingebüßt hat. Kobalt 60 wird zur Zerstörung von Tumoren verwendet - seine Halbwertszeit liegt schon bei 5 Jahren, Cäsium 137, wie es seit dem Supergau in Tschernobyl auch in der Umwelt zu finden ist, erreicht erst nach 30 Jahren seine halbe radioaktive Stärke. Eine "dirty bomb" würde zwar zumindest unmittelbar kaum Tote fordern, so Melissa Fleming, aber ihre Wirkung wäre dennoch enorm:
Es würde den Effekt haben, dass ein ganzes Gebiet kontaminiert ist, dass ein ganzes Gebiet wahrscheinlich evakuiert werden müsste, und dass Ungewissheit herrschen würde, lange Zeit: was sind die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen. Und natürlich nicht zu vergessen: Menschen haben Angst vor Radioaktivität, und wenn man Terror verbreiten möchte, wäre das natürlich ein optimales Instrument.
Zu den Staaten, die jetzt besonders vor "schmutzigen Bomben" warnen, gehören die USA. Es gebe wahrscheinlich viele Länder, die von ihren radioaktiven Quellen gar keine Ahnung hätten, so Ken Baker von der Nationalen Atomsicherheitsbehörde. Die USA kooperieren deshalb vor allem mit ehemaligen Sowjetrepubliken wie Moldawien, Usbekistan oder Tadschikistan. Sie wollen verhindern, dass deren radioaktive Stoffe aus Industrie oder Medizin am Schwarzmarkt verschwinden und eines Tages als Waffe wiederauftauchen. Für Melissa Fleming müssen aber auch "entwickelte" Länder in Sachen Strahlenquellen-Sicherheit umdenken:
Genauso gibt es Kontrollprobleme in den USA und in der Europäischen Union: Zum Beispiel sind in den USA in den letzten Jahren 1500 Strahlenquellen verschwunden. In der EU gehen jährlich 70 verloren. Also es ist überall ein Problem.
Die Wiener Konferenz ist für die internationale Atomenergiebehörde ein Denkanstoß. Radioaktive Quellen sollen dort bleiben, wo sie hingehören - in die Qualitätskontrolle in Fabriken oder in Krankenhäusern. Die IAEA verlangt von den nationalen Regierungen, den Umgang mit Strahlenquellen besser zu dokumentieren, damit sie verfolgbar bleiben. Als ersten Schritt wünschen sich die Atomenergie-Experten Strahlendetektoren an den Grenzen, um den illegalen Handel zu erschweren.
300 Fälle von illegalem Handel mit radioaktivem Material hat die Internationale Atomenergiebehörde seit 1993 dokumentiert - die Dunkelziffer sei wahrscheinlich um ein Vielfaches höher, meint deren Sprecherin Melissa Fleming. Während der Bau einer Atombombe viel Know-how verlangt, kann fast jeder eine schmutzige Bombe bauen - das radioaktive Material dazu findet er in Krankenhäusern genauso wie in Industriebetrieben, etwa aus der Bestrahlung von Lebensmitteln:
Das eine ist natürlich, dass man konventionelles explosives Material nimmt und eine Strahlenquelle damit umgibt und detonieren lässt. Das andere ist: es gibt radioaktives Material in Puderform, das ist Cäsiumchlorid, das braucht so etwas gar nicht. man könnte es so wie Puder in die Luft verteilen und das könnte ein ziemlich großes Gebiet kontaminieren.
Manche radioaktiven Elemente, die in der Medizin zur Untersuchung eingesetzt werden, haben nur eine sehr geringe Halbwertszeit. Jod 131, wie es bei der Schilddrüsen- oder Nierendiagnose eingesetzt wird, braucht nur 8 Tage, bis es die Hälfte seiner Radioaktivität eingebüßt hat. Kobalt 60 wird zur Zerstörung von Tumoren verwendet - seine Halbwertszeit liegt schon bei 5 Jahren, Cäsium 137, wie es seit dem Supergau in Tschernobyl auch in der Umwelt zu finden ist, erreicht erst nach 30 Jahren seine halbe radioaktive Stärke. Eine "dirty bomb" würde zwar zumindest unmittelbar kaum Tote fordern, so Melissa Fleming, aber ihre Wirkung wäre dennoch enorm:
Es würde den Effekt haben, dass ein ganzes Gebiet kontaminiert ist, dass ein ganzes Gebiet wahrscheinlich evakuiert werden müsste, und dass Ungewissheit herrschen würde, lange Zeit: was sind die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen. Und natürlich nicht zu vergessen: Menschen haben Angst vor Radioaktivität, und wenn man Terror verbreiten möchte, wäre das natürlich ein optimales Instrument.
Zu den Staaten, die jetzt besonders vor "schmutzigen Bomben" warnen, gehören die USA. Es gebe wahrscheinlich viele Länder, die von ihren radioaktiven Quellen gar keine Ahnung hätten, so Ken Baker von der Nationalen Atomsicherheitsbehörde. Die USA kooperieren deshalb vor allem mit ehemaligen Sowjetrepubliken wie Moldawien, Usbekistan oder Tadschikistan. Sie wollen verhindern, dass deren radioaktive Stoffe aus Industrie oder Medizin am Schwarzmarkt verschwinden und eines Tages als Waffe wiederauftauchen. Für Melissa Fleming müssen aber auch "entwickelte" Länder in Sachen Strahlenquellen-Sicherheit umdenken:
Genauso gibt es Kontrollprobleme in den USA und in der Europäischen Union: Zum Beispiel sind in den USA in den letzten Jahren 1500 Strahlenquellen verschwunden. In der EU gehen jährlich 70 verloren. Also es ist überall ein Problem.
Die Wiener Konferenz ist für die internationale Atomenergiebehörde ein Denkanstoß. Radioaktive Quellen sollen dort bleiben, wo sie hingehören - in die Qualitätskontrolle in Fabriken oder in Krankenhäusern. Die IAEA verlangt von den nationalen Regierungen, den Umgang mit Strahlenquellen besser zu dokumentieren, damit sie verfolgbar bleiben. Als ersten Schritt wünschen sich die Atomenergie-Experten Strahlendetektoren an den Grenzen, um den illegalen Handel zu erschweren.