Archiv


Im Garten der Sinne

Eigentlich wollte Horst Forytta samt Familie den Lebensabend in Frankreich verbringen. Doch dann begeisterte er sich für den Garten von Schloss Marihn, einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte. Dort pflegt Schlossherr Forytta heute einen Paradiesgarten.

Von Almuth Knigge |
    Beinahe maßlos könnte man ihn nennen - diesen Umgang mit dem Grün, mit allen Farben der Natur. Vor drei Jahren war hier noch üppige Wildnis - jetzt sind dezente Achsen in die Landschaft geschlagen, Haine gepflanzt, kleine Hügel und Täler entstanden, Ein sorgfältiges Wechselspiel aus Sichtachsen, Baumgruppen, Bäche, ein Teich. Wald und Feldflur wechseln einander ab - ganz so, als erzählte jeder Abschnitt eine Geschichte.

    Forytta: " Hier auf dieser Stelle stand die Schule. Hier waren Schweineställe, Gartenlauben, der Teich war ungefähr ein Viertel. Das war voller Bäume, Sie haben nichts gesehen. Drüben geht es dann in den Bereich der Landwirtschaft rein. Das ist auch in Räume gegliedert worden. Und da wollen wir dann Enten, Gänse und Perlhühner halten. "

    Das Frühlingslaub strahlt satt und grün, auf der Kräuterwiese sprießen Pimpernelle, Löwenzahn und Spitzewegerich, die Gäste trinken Giersch-Limonade und wundern sich, dass das, was sie so hartnäckig auf ihrer eigenen Scholl bekämpfen, so gut schmecken kann.

    " Mhm, lecker, wie würden Sie das beschreiben? Erfrischend. Grün im Abgang, gesund im Abgang würde ich sagen "

    Wählerisch umkreist eine Biene den blassblauen Blütentrichter, ehe sie darin verschwindet, während der Schlossherr, Horst Forytta, seine Gäste von der Gartenidee begeistert - ein Paradiesgarten für die Besucher, das Lebenswerk der Foryttas, die ihren Lebensabend eigentlich in Frankreich verbringen wollten - und die jetzt das Savoir Vivre im Mecklenburgischen beheimaten - das Schloss ist liebevoll restauriert und strahlt vor Gastlichkeit und Behaglichkeit.

    " Wir kümmern uns um das Gut und haben als Idee, diesen Garten, der hier früher mal war, diesen wieder zu beleben, und haben als Konzept, dass wir alle Schmuckpflanzen, die wir im Park machen, dass die essbar sind, Wir haben angefangen, diese Gartenstrukturen aufzubauen, alles in Heckenelementen. Sinn und Zweck ist es auch, diese Dinge, die wir hier herstellen, auch unter die Leute zu bringen, das heißt ins Land zu bringen. Wir werden nicht nur Schmuckpflanzen machen und einen Showgarten haben, sondern das, was wir hier produzieren auch in der Region verkaufen. Wir werden später eine kleine Gastronomie haben und werden die Dinge, die wir hier herstellen, in der Region verbleiben lassen. "

    Jeder Gartenweg ein Bildungspfad, jeder Spaziergang eine Reise in die Geschichte des Genusses- ein Schulgarten für Kinder, eine Genuss-Gartenakademie entsteht. In den Fenchelwind aus dem Kräutergarten mischt sich Zitroniges, und der herbe Salbei wird von den süßlichen Rosendüften gemildert. Und genauso zart wehen auf einmal Klavierklänge über die Landschaft.

    Die Welt in den Weiden - hier ist sie ganz konkret - ein kleiner Irrgarten ergänzt das Landschaftsbild, die Streuobstwiese wird im Sommer einen betörenden Duft aussenden - Baroness von Reitzenstein verfällt der Lyrik.

    " Die Farben der Rosen. Die gelbe Rose schenkt uns Glück und Freude, dank aber auch der herrlich rosa Rose. Sie verwöhnt uns mit Ihrer Anmut. Oh welche Würde. Und die orange Rose? Sie blüht voller Begeisterung dass es förmlich ansteckend ist. "

    Der Rosengarten ist wie eine schöne Gravur auf dem Natur-Schmuckstück. 3500 Quadratmeter groß ist der Garten - jedes Beet hat seinen eigenen Charme, seinen eigenen Charakter. Bis in die weite Landschaft Mecklenburgs hinein sind die 2000 Pflanzen gesetzt - wie ein Versprechen

    " Die rote Rose sagt uns allen: Ich liebe dich. Im Verborgenen blüht herrlich weiß die Reinheit und Verschwiegenheit. Die pinkfarbene Rose schenkt uns allen ihre Dankbarkeit, und die hellrosa Rose verwöhnt uns mit ihrer Bewunderung und ihrer Sympathie. Und die Teerose verspricht uns allen ewige Liebe. "

    Die Rosen, von Wind und Sonne umspült - in duftendem, satten Erdreich. Bald werden Blütenskulpturen entstehen, ganze Gemälde in weiß, apricot, zartrosa, dramatisch und zart zugleich wie die Namen der Blumen, die der Züchter, David Austin, ihnen gegeben hat. Falstaff, die schöne Hermione, Anne Boleyn, Maria Magdalena, the Pilgrim, Wildeve, Mayflower

    " Sei in Rosen gebettet und wisse, dass ein jeder Windhauch, der über dein Gesicht hinwegstreift, ein Gruß von mir ist "