Sie sind Flugkünstle, pfeilschnell, segeln elegant, wechseln plötzlich die Richtung auf der Jagd nach Insekten, bleiben wie Raubvögel rüttelnd mit schnellen Flügelschlägen in der Luft stehen und sie sind die buntesten Brutvögel Deutschlands: türkis die Unterseite, Flügelspitzen und Schwanzfedern samt Schwanzspießen blaugrün, der Rücken gelb und kastanienbraun, leuchtendgelb und weiß die Kehle, bräunlich der Kopf;die schwarze Augenbinde geht in den schmalen, leicht gebogenen spitzen Schnabel über.
Hell dringen die Rufe der Bienenfresser in einer aufgelassenen Kiesgrube durch das Rauschen der Büsche und Bäume und des nahen Sees.
"Es ist heute schön warm, en bißchen windig, aber Insekten fliegen reichlich auf den naheliegenden Brachen. Die Bienenfresser scheinen jetzt gerade zur Zeit extrem guten Jagderfolg zu haben und auch selbst in der Mittagszeit wird jetzt intensiv gefüttert."
Martin Schulze, für den Bienenfresserschutz in Sachsen-Anhalt verantwortlicher Ornithologe, hat mich an den Ort der größten Bienenfresserkolonie Deutschlands im Süden von Halle an der Saale gebracht.
Sie wiegen sich auf Ästen und Drähten, flirren und funkeln in ihrer ganzen exo-tischen Farbenbracht im Mittagssonnenlicht, diese bis zu 30cm großen Wundervögel mit fast einen halben Meter weiten Flügelspannen. An den von hun-derten von Bruthöhlen durchlöcherten Lößwänden herrscht reger Fütterungs-verkehr: an die 40 Brutpaare fliegen mit Hummeln, Heuschrecken, Wildbie-nen im Schnabel die ovalen Öffnungen der Höhlen an. Das sind erstaunliche Gebilde:
" Es sind hier ungefähr 5 Meter hohe Lößsteilwände, in die die Bienen-fresser ihre Röhren graben.Die Röhren sind im Schnitt einen Meter tief, können aber auch bis zu 2 m tief sein und so'n Vogel, das Männchen gräbt die Röhre, braucht 2-3 Wochen und da bewegt er 5-6 Kilo Erdmaterial nach draußen. "
Bienenfresser bauen sich in der Regel ihre Brutlöcher jedes Jahr neu. Bis vor 12 Jahren waren sie in Deutschland mit gut 100 Brutpaaren nur im Kaiserstuhlgebiet bekannt, bis Martin Schulze 1995 die ersten Brutpaare in Sachsen-Anhalt entdeckte, nicht zufällig in dieser Gegend:
" Wir befinden uns hier im Regenschatten des Harzes mit durchschnitt-lichen Jahresniederschlägen von um die 500 mm; das ist deutschlandweit sehr wenig; und wir befinden uns in einer Region mit sehr sehr hohen Julitempera-turen. Was eine entscheidende Voraussetzung für den Bienenfresser ist, die Jungen in dem Zeitraum großzuziehen, weil einfach die Nahrung, Großinsekten reichlich zur Verfügung stehen."
So kehren die Bienenfresser, seit nun fast 1 1/2 Jahrzehnten mit großer Geburtsortstreue, wie die Ornitholgen sagen, immer wieder in ihre neuen Brutgebiete im Süden Sachsen-Anhalts zurück und dehnen sich mit über 250 Brutpaaren jährlich allmählich weiter nach Norden aus - eine Folge nicht zuletzt des Klimawandels. Und längst gibt es einen wahrhaften Bienenfresser-Tourismus, so zum Beispiel im neu entstehenden Seengebiet in den einstigen Braun-kohlentagebauen rund um Halle:
" Nochmal zu der Vogelwelt: im Winter kommen hier die nordischn Bläß- und Saatgänse, bis zu 20.000. Zu Zeiten sind dann mal 200 Haubentaucher hier oder auch 30 Zwergsäger; das ist eins der größten Überwinterungsgebiete des Zwergsägers hier in Mitteldeutschland. Als der Wasserstand noch nicht so hoch war und noch' en bissl mehr Schilf da war, dann haben sich bis zu 100 Kolbenenten jeden Oktober hier versammelt; das ist natürlich auch en highligt gewesen; und der Bienenfresser ist vor etwas über 10 Jahren dann hier erstmals als Brutvogel nachgewiesen worden und insgesamt im Landkreis Merseburg, da gehört hier das Geiseltal und noch en paar andere Stellen, Kies-gruben mit Steilwänden, waren im vergangenen Jahr 106 Brutpaare. "
Wir stehen über einer Art Mondkraterlandschaft mit einem sich schon jetzt über 7 Kilometer erstreckenden und langsam auffüllenden neuen See, dem Geiseltalsee. Der Naturschutzbeauftrage des Landkreises Merseburg Arnulf Ryssel zeigt auf ein paar Schornsteine und Industrieruinen am fernen Horizont, die an die einst hier florierende Braunkohle verarbeitenden Industrie erinnern. Wir, das sind an die 20 Hobbyornithologen aus der ganzen Republik, aus Frankfurt, Hamburg, Berlin, mit Spektiven und guten Ferngläsern eigens angereist, um Bienenfresser im Geiseltal zu beobachten. Es ist grau und stürmt heftig,- nicht die beste Zeit für die Beobachtung von meist in der Luft jagen-den Großinsektenjägern.
"Jetzt kommt er wieder; dass er sich mal setzt obenhin irgendwo;da is er wieder - da zwei, oh wunderbar! Letztlich als ich hier war, haben se alle zwei mal oben gesessen, ne ganze Weile, da konnte man'se schön beobachten - ja das Gelb sieht man, da, da,da"
Einzelne Bienenfresser setzten sich trotz des stürmischen Wetters immer wieder mal auf die Zäune rund um die abgeflachten Böschungen der ehemaligen Tagebaulöcher, in denen sich inzwischen seltene Vogelarten wieder ansiedeln. Für Biologen und Naturfreunde ist die Braunkohlentagebau-Folge-landschaft ideal, um Sukzession und Renaturierung zu studieren, so der Orni-tholge Martin Schulze:
"Die Geschwindigkeit, mit der sich hier Vögel angesiedelt haben,ist tat-sächlich enorm. In den ersten Jahren nach Einstellung des Braunkohlentage-baus dominieren Arten, die auf Pionioerlebensräume angewiesen sind, das sind Flußregenpfeifer, Brachpieper, auch Heidelerchen. Schritt für Schritt siedeln sich auch Arten an, die auf Grasfluren oder auch lockere Pionierwälder ange-wiesen sind;da stellen sich die Baumpieper ein, die Goldammern; es stellen sich Röhrichte ein an versumpften Setllen, wo die Rohrdommel brütet, die Bartmeise, oder die Rohrweihe, die in der Kulturlandschaft letztendlich schon nicht mehr vertreten sind. Insofern sind solche riesigen Braunkohlentagebaue oder vergleichbar mit Truppenübungsplätzen letztendlich die Naturrefugien in Deutschland schlechthin. "
Längst hat das Investorengerangel um die neuen Freizeitlandschaft, um Strandbäder, Segelhäfen und Hotels in den mitteldeutschen Seengebieten begonnen. Viele Kommunen rund um den Geiseltalsee setzten ganz auf Touris-mus und haben mit Naturschutz wenig im Sinn. Aber Naturschützer Schulze ist optimistisch, was die Zukunft dieser sich erstaunlich schnell regenerierenden neuen Naturräume betrifft.
"Wir rechnen schon damit, dass die Nutzungsansprüche an diese Seenlandschaften natürlich steigen werden und v.a. in Richtung Tourismus, in Richtung Wassersport, Surfen Segeln, Badebetrieb sich Einiges entwickeln wird, aber der Geisletalsee ist groß genug, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen und es gibt auch jetzt schon Naturschutzgebiete, die Bestand haben werden, gerade auch im Innenkippemassiv, die vom Menschen unbeeinträchtigt bleiben werden, sodaß wir also glauben, dass der Bienenfresser hier eine Zukunft hat in dieser Landschaft. "
Man hört von heftigen Meinungsverschiedenheiten und Kämpfen zwischen dem Naturschutz und der Tourismuslobby - aber einstweilen sind die Freuden der z.T. von weit angereisten Ornithologen noch ungetrübt:
"Also wir kommen aus Berlin, und ich hab das aus dem Internet, dass es hier im Geiseltal Bienenfresser gibt; ik kenn se aus Portugal und Spanien und war ganz gespannt und ich bin sehr zufrieden, ich hab das erste Mal in Deutschland Bienenfresser gesehen. Zuerst war es en bißchen schwierig; aber nachher auf dem Zaun konnte man den wunderbar beobachten. -Wir haben uns das nicht so weitläufig hier vorgestellt; das ist ja doch hier ein gewaltiges Areal. Ich glaub' wir sind nicht das letzte Mal hier gewesen. - Das eigentlich Imponierende, dass ne Stelle, wo der Mensch 300 Jahre lang die Erde eigentlich gebuddelt hat und eigentlich auch geschändet hat, wie sich das erholt, so schnell und auch mit gutem Menschenwollen, also wir sind schon sehr beeindruckt, das muss ich sagen. "
Hell dringen die Rufe der Bienenfresser in einer aufgelassenen Kiesgrube durch das Rauschen der Büsche und Bäume und des nahen Sees.
"Es ist heute schön warm, en bißchen windig, aber Insekten fliegen reichlich auf den naheliegenden Brachen. Die Bienenfresser scheinen jetzt gerade zur Zeit extrem guten Jagderfolg zu haben und auch selbst in der Mittagszeit wird jetzt intensiv gefüttert."
Martin Schulze, für den Bienenfresserschutz in Sachsen-Anhalt verantwortlicher Ornithologe, hat mich an den Ort der größten Bienenfresserkolonie Deutschlands im Süden von Halle an der Saale gebracht.
Sie wiegen sich auf Ästen und Drähten, flirren und funkeln in ihrer ganzen exo-tischen Farbenbracht im Mittagssonnenlicht, diese bis zu 30cm großen Wundervögel mit fast einen halben Meter weiten Flügelspannen. An den von hun-derten von Bruthöhlen durchlöcherten Lößwänden herrscht reger Fütterungs-verkehr: an die 40 Brutpaare fliegen mit Hummeln, Heuschrecken, Wildbie-nen im Schnabel die ovalen Öffnungen der Höhlen an. Das sind erstaunliche Gebilde:
" Es sind hier ungefähr 5 Meter hohe Lößsteilwände, in die die Bienen-fresser ihre Röhren graben.Die Röhren sind im Schnitt einen Meter tief, können aber auch bis zu 2 m tief sein und so'n Vogel, das Männchen gräbt die Röhre, braucht 2-3 Wochen und da bewegt er 5-6 Kilo Erdmaterial nach draußen. "
Bienenfresser bauen sich in der Regel ihre Brutlöcher jedes Jahr neu. Bis vor 12 Jahren waren sie in Deutschland mit gut 100 Brutpaaren nur im Kaiserstuhlgebiet bekannt, bis Martin Schulze 1995 die ersten Brutpaare in Sachsen-Anhalt entdeckte, nicht zufällig in dieser Gegend:
" Wir befinden uns hier im Regenschatten des Harzes mit durchschnitt-lichen Jahresniederschlägen von um die 500 mm; das ist deutschlandweit sehr wenig; und wir befinden uns in einer Region mit sehr sehr hohen Julitempera-turen. Was eine entscheidende Voraussetzung für den Bienenfresser ist, die Jungen in dem Zeitraum großzuziehen, weil einfach die Nahrung, Großinsekten reichlich zur Verfügung stehen."
So kehren die Bienenfresser, seit nun fast 1 1/2 Jahrzehnten mit großer Geburtsortstreue, wie die Ornitholgen sagen, immer wieder in ihre neuen Brutgebiete im Süden Sachsen-Anhalts zurück und dehnen sich mit über 250 Brutpaaren jährlich allmählich weiter nach Norden aus - eine Folge nicht zuletzt des Klimawandels. Und längst gibt es einen wahrhaften Bienenfresser-Tourismus, so zum Beispiel im neu entstehenden Seengebiet in den einstigen Braun-kohlentagebauen rund um Halle:
" Nochmal zu der Vogelwelt: im Winter kommen hier die nordischn Bläß- und Saatgänse, bis zu 20.000. Zu Zeiten sind dann mal 200 Haubentaucher hier oder auch 30 Zwergsäger; das ist eins der größten Überwinterungsgebiete des Zwergsägers hier in Mitteldeutschland. Als der Wasserstand noch nicht so hoch war und noch' en bissl mehr Schilf da war, dann haben sich bis zu 100 Kolbenenten jeden Oktober hier versammelt; das ist natürlich auch en highligt gewesen; und der Bienenfresser ist vor etwas über 10 Jahren dann hier erstmals als Brutvogel nachgewiesen worden und insgesamt im Landkreis Merseburg, da gehört hier das Geiseltal und noch en paar andere Stellen, Kies-gruben mit Steilwänden, waren im vergangenen Jahr 106 Brutpaare. "
Wir stehen über einer Art Mondkraterlandschaft mit einem sich schon jetzt über 7 Kilometer erstreckenden und langsam auffüllenden neuen See, dem Geiseltalsee. Der Naturschutzbeauftrage des Landkreises Merseburg Arnulf Ryssel zeigt auf ein paar Schornsteine und Industrieruinen am fernen Horizont, die an die einst hier florierende Braunkohle verarbeitenden Industrie erinnern. Wir, das sind an die 20 Hobbyornithologen aus der ganzen Republik, aus Frankfurt, Hamburg, Berlin, mit Spektiven und guten Ferngläsern eigens angereist, um Bienenfresser im Geiseltal zu beobachten. Es ist grau und stürmt heftig,- nicht die beste Zeit für die Beobachtung von meist in der Luft jagen-den Großinsektenjägern.
"Jetzt kommt er wieder; dass er sich mal setzt obenhin irgendwo;da is er wieder - da zwei, oh wunderbar! Letztlich als ich hier war, haben se alle zwei mal oben gesessen, ne ganze Weile, da konnte man'se schön beobachten - ja das Gelb sieht man, da, da,da"
Einzelne Bienenfresser setzten sich trotz des stürmischen Wetters immer wieder mal auf die Zäune rund um die abgeflachten Böschungen der ehemaligen Tagebaulöcher, in denen sich inzwischen seltene Vogelarten wieder ansiedeln. Für Biologen und Naturfreunde ist die Braunkohlentagebau-Folge-landschaft ideal, um Sukzession und Renaturierung zu studieren, so der Orni-tholge Martin Schulze:
"Die Geschwindigkeit, mit der sich hier Vögel angesiedelt haben,ist tat-sächlich enorm. In den ersten Jahren nach Einstellung des Braunkohlentage-baus dominieren Arten, die auf Pionioerlebensräume angewiesen sind, das sind Flußregenpfeifer, Brachpieper, auch Heidelerchen. Schritt für Schritt siedeln sich auch Arten an, die auf Grasfluren oder auch lockere Pionierwälder ange-wiesen sind;da stellen sich die Baumpieper ein, die Goldammern; es stellen sich Röhrichte ein an versumpften Setllen, wo die Rohrdommel brütet, die Bartmeise, oder die Rohrweihe, die in der Kulturlandschaft letztendlich schon nicht mehr vertreten sind. Insofern sind solche riesigen Braunkohlentagebaue oder vergleichbar mit Truppenübungsplätzen letztendlich die Naturrefugien in Deutschland schlechthin. "
Längst hat das Investorengerangel um die neuen Freizeitlandschaft, um Strandbäder, Segelhäfen und Hotels in den mitteldeutschen Seengebieten begonnen. Viele Kommunen rund um den Geiseltalsee setzten ganz auf Touris-mus und haben mit Naturschutz wenig im Sinn. Aber Naturschützer Schulze ist optimistisch, was die Zukunft dieser sich erstaunlich schnell regenerierenden neuen Naturräume betrifft.
"Wir rechnen schon damit, dass die Nutzungsansprüche an diese Seenlandschaften natürlich steigen werden und v.a. in Richtung Tourismus, in Richtung Wassersport, Surfen Segeln, Badebetrieb sich Einiges entwickeln wird, aber der Geisletalsee ist groß genug, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen und es gibt auch jetzt schon Naturschutzgebiete, die Bestand haben werden, gerade auch im Innenkippemassiv, die vom Menschen unbeeinträchtigt bleiben werden, sodaß wir also glauben, dass der Bienenfresser hier eine Zukunft hat in dieser Landschaft. "
Man hört von heftigen Meinungsverschiedenheiten und Kämpfen zwischen dem Naturschutz und der Tourismuslobby - aber einstweilen sind die Freuden der z.T. von weit angereisten Ornithologen noch ungetrübt:
"Also wir kommen aus Berlin, und ich hab das aus dem Internet, dass es hier im Geiseltal Bienenfresser gibt; ik kenn se aus Portugal und Spanien und war ganz gespannt und ich bin sehr zufrieden, ich hab das erste Mal in Deutschland Bienenfresser gesehen. Zuerst war es en bißchen schwierig; aber nachher auf dem Zaun konnte man den wunderbar beobachten. -Wir haben uns das nicht so weitläufig hier vorgestellt; das ist ja doch hier ein gewaltiges Areal. Ich glaub' wir sind nicht das letzte Mal hier gewesen. - Das eigentlich Imponierende, dass ne Stelle, wo der Mensch 300 Jahre lang die Erde eigentlich gebuddelt hat und eigentlich auch geschändet hat, wie sich das erholt, so schnell und auch mit gutem Menschenwollen, also wir sind schon sehr beeindruckt, das muss ich sagen. "