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Immendorff bleibt

Also: alles kein Problem in Düsseldorf. Immendorff wird nicht suspendiert, einer - wie es so wunderschön heißt - "Wiederaufnahme des Lehrbetriebs zum Wintersemester" steht nichts im Wege. Erstaunlicher noch als diese Auskunft aus dem Düsseldorfer Wissenschaftsministerium ist allerdings, dass überhaupt jemand daran gedacht hatte, Immendorff könne gehen müssen. Gegen Immendorff wird ermittelt, ja - ermittelt wird aber auch gegen den Chef der Deutschen Bank, und der wird nicht zurücktreten. Immendorff hat Drogen genommen, ja - Günther Jauch allerdings wirbt für die Droge Alkohol sogar im Fernsehen und ist trotzdem everybody's darling. Und Harald Juhnke war jahrzehntelang einer der beliebtesten Entertainer Deutschlands, gerade weil er sich selbst ständig auf so tragische Weise zudröhnte. Alles, was den Künstler und Hochschullehrer Jörg Immendorff von diesen Stützen der Gesellschaft unterscheidet, ist, dass er sich hat erwischen lassen - weil er an die Boulevardpresse verkauft wurde.

Stefan Koldehoff |
    Andere - auch Hochschullehrer - schlagen ihre Kinder und Frauen, betrinken sich, ruinieren ihre Gesundheit durch Medikamente oder andere Drogen. Immendorff - ein durch eine Muskelerkrankung physisch kranker Mann - hat Trost im Kokain gesucht. Ein Kavaliersdelikt ist das nicht, strafbewehrt ist der Vorgang auch. Noch aber gibt es kein Verfahren gegen Immendorff und also auch kein Disziplinarverfahren. Und selbst wenn es dazu käme, wäre zu berücksichtigen, dass sich der Maler reuig gezeigt und darauf verwiesen hat: "Was ich privat mache, ist mein Ding - außer ich tangiere andere." Von seinen Studenten war bislang aber nicht zu hören, er habe sie zum Drogenkonsum genötigt - was also sollen die Spekulationen über eine Suspendierung überhaupt?