Wer an schwarzem Hautkrebs erkrankt ist, hat schlechte Karten. Wenn der Tumor erst einmal Metastasen bildet, bleiben den Patienten meist nur noch wenige Monate. Schon seit einigen Jahren verfolgen Forschungszentren in aller Welt jedoch einen neuen Ansatz, der zunächst recht vielversprechend wirkt. Das eigene Immunsystem soll den Tumor besiegen. Joachim Kresken, Vorsitzender der Gesellschaft für Dermopharmazie:
Ein ganz wesentlicher Ansatz ist der, sogenannte dentritische Zellen im Grunde genommen aus dem menschlichen Körper zu isolieren, in verschiedenen Verfahren aufzubereiten und anschließend wieder dem Patienten zurückzugeben, damit der Körper letztendlich mit der Beherrschung dieses Tumors fertig wird und eine Metastasierung, einen Streuung dieses Tumors auf andere Organe ausbleibt, das ist das Ziel.
Leider Idee funktioniert diese Idee in der Praxis allerdings nicht so einfach: weil der Krebs kein Fremdkörper ist, wie etwa Viren und Bakterien. Die Tumorzellen werden vom Körper selbst gebildet und sie tarnen sich geschickt, um der Abwehr zu entgehen. Deshalb muss das Immunsystem gezielt nach feinen Unterschieden spähen, durch die sich die Feinde dennoch verraten: Beispielsweise bestimmte Proteine oder Eiweiße, so wie sie auf der Oberfläche gesunder Zellen nicht vorkommen.
Dentritische Zellen patrouillieren ständig durch den ganzen Körper, gleich Polizisten, die noch nicht auf bestimmte Fälle spezialisiert sind. Sie "kassieren" verschiedenste körperfremden Stoffe, auch Antigene genannt, und wandern damit in die Lymphknoten. Dort präsentieren sie ihren Fang und mobilisieren damit Bataillone von Killerzellen zum Gegenangriff. Allerdings: bei Tumoren ist dieser Effekt wegen ihrer guten Tarnung zu schwach ausgeprägt. Beim schwarzen Hautkrebs gelingt es aber noch am ehesten, dem Immunsystem auf die Sprünge zu helfen. Der Dermatologe Thomas Berger vom Universitätsklinikum Erlangen:
Man nimmt Monozyten, das sind große weiße Fresszellen aus dem Blut, die da in großer Anzahl vorliegen, es funktioniert wie eine Blutspende, und das bekommen wir ins Labor geliefert. Diese Zellen werden dann im Labor zu dentritischen Zellen gezüchtet. Das sind ja Fresszellen, und die versuchen dann die Plastikschale zu fressen, das schaffen sie nicht, aber die bleiben daran kleben, Dann wäscht man alle Zellen weg, die man nicht mehr haben möchte, und hat dann eine reine Kultur von Monozyten, und diese werden mit Substanzen behandelt, das sind also Wachstumsfaktoren für solche Zellen, und nach sechs Tagen werden die Zellen gereift. Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, denn nur die Reifung macht die Zellen wirklich scharf. Wenn die Zellen nicht gereift sind, dann machen die eher das Gegenteil, nämlich Toleranz. Das wäre in der Tumorsituation ganz verkehrt.
Anschließend erntet Berger die Zellen und füttert sie mit den Fahndungsfotos des Tumors. Dafür nimmt er Peptide, also kleine Eiweißstückchen, die synthetisch erzeugt werden und der Tumoroberfläche nachgeahmt sind. Neuerdings experimentieren die Erlanger sogar mit den Erbinformationen des Tumors selbst. Diese bringen sie direkt in die dentritischen Zellen ein.
Im Sommer letzten Jahres allerdings war eine gemeinsame Studie verschiedener Forschungszentren zur Krebsbehandlung mit dentritischen Zellen in die Kritik geraten. Schweizer Forscher hatten Patienten für die kostspielige Therapie abkassiert, obwohl die Resultate bisher noch äußerst dünn sind. Die Deutsche Krebshilfe hat daraufhin ihre finanzielle Unterstützung eingestellt. Und auch Berger selbst grenzt sich ab:
Gerade jetzt in Erlangen, wir nehmen nicht nur Teil an dieser Multicenterstudie, sondern wir führen auch eigene Studien durch, es ist halt so, in einer Multicenter-Studie muss man den kleinsten gemeinsamen Nenner finden. Und dieser kleinste Nenner beruht natürlich darauf, wie qualifiziert sind die Leute, die diese Zellen herstellen, wie gut sind die Labors ausgestattet, was ist möglich überhaupt. Und da geht natürlich auch, muss man tatsächlich sagen, ein bisschen an der Qualität natürlich verloren. Also die dentritischen Zellen, die in einem solchen Verbund verwendet werden, haben nicht die gleiche Qualität, so wie wenn wir die jetzt nach unseren eigenen Maßstäben herstellen.
Außerdem sei es für Studien zur Wirksamkeit sowieso noch zu zeitig. Momentan gehe es erst mal um Frühphasen, wo die generelle Verträglichkeit und Dosis der Impfung geprüft werden muss. Aber Bergers Erfahrung mit seinen etwa 40 bisherigen Patienten seien gut. Noch besser wären sie sicher, wenn die dentritischen Zellen schon in früheren Krebsstadien getestet werden dürften. Dann sind die Tumorzellen genetisch noch nicht so ausdifferenziert und damit leichter zu bekämpfen. Aber bis dahin braucht es noch viele weitere Studien. Wenn das neue Behandlungsverfahren sich tatsächlich als wirksam erweist, könnte es vor allem gegen Metastasen sinnvoll sein. Ergänzend zur Standardbehandlung wie Operation und Chemotherapie.
[Quelle: William Vorsatz]
Ein ganz wesentlicher Ansatz ist der, sogenannte dentritische Zellen im Grunde genommen aus dem menschlichen Körper zu isolieren, in verschiedenen Verfahren aufzubereiten und anschließend wieder dem Patienten zurückzugeben, damit der Körper letztendlich mit der Beherrschung dieses Tumors fertig wird und eine Metastasierung, einen Streuung dieses Tumors auf andere Organe ausbleibt, das ist das Ziel.
Leider Idee funktioniert diese Idee in der Praxis allerdings nicht so einfach: weil der Krebs kein Fremdkörper ist, wie etwa Viren und Bakterien. Die Tumorzellen werden vom Körper selbst gebildet und sie tarnen sich geschickt, um der Abwehr zu entgehen. Deshalb muss das Immunsystem gezielt nach feinen Unterschieden spähen, durch die sich die Feinde dennoch verraten: Beispielsweise bestimmte Proteine oder Eiweiße, so wie sie auf der Oberfläche gesunder Zellen nicht vorkommen.
Dentritische Zellen patrouillieren ständig durch den ganzen Körper, gleich Polizisten, die noch nicht auf bestimmte Fälle spezialisiert sind. Sie "kassieren" verschiedenste körperfremden Stoffe, auch Antigene genannt, und wandern damit in die Lymphknoten. Dort präsentieren sie ihren Fang und mobilisieren damit Bataillone von Killerzellen zum Gegenangriff. Allerdings: bei Tumoren ist dieser Effekt wegen ihrer guten Tarnung zu schwach ausgeprägt. Beim schwarzen Hautkrebs gelingt es aber noch am ehesten, dem Immunsystem auf die Sprünge zu helfen. Der Dermatologe Thomas Berger vom Universitätsklinikum Erlangen:
Man nimmt Monozyten, das sind große weiße Fresszellen aus dem Blut, die da in großer Anzahl vorliegen, es funktioniert wie eine Blutspende, und das bekommen wir ins Labor geliefert. Diese Zellen werden dann im Labor zu dentritischen Zellen gezüchtet. Das sind ja Fresszellen, und die versuchen dann die Plastikschale zu fressen, das schaffen sie nicht, aber die bleiben daran kleben, Dann wäscht man alle Zellen weg, die man nicht mehr haben möchte, und hat dann eine reine Kultur von Monozyten, und diese werden mit Substanzen behandelt, das sind also Wachstumsfaktoren für solche Zellen, und nach sechs Tagen werden die Zellen gereift. Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, denn nur die Reifung macht die Zellen wirklich scharf. Wenn die Zellen nicht gereift sind, dann machen die eher das Gegenteil, nämlich Toleranz. Das wäre in der Tumorsituation ganz verkehrt.
Anschließend erntet Berger die Zellen und füttert sie mit den Fahndungsfotos des Tumors. Dafür nimmt er Peptide, also kleine Eiweißstückchen, die synthetisch erzeugt werden und der Tumoroberfläche nachgeahmt sind. Neuerdings experimentieren die Erlanger sogar mit den Erbinformationen des Tumors selbst. Diese bringen sie direkt in die dentritischen Zellen ein.
Im Sommer letzten Jahres allerdings war eine gemeinsame Studie verschiedener Forschungszentren zur Krebsbehandlung mit dentritischen Zellen in die Kritik geraten. Schweizer Forscher hatten Patienten für die kostspielige Therapie abkassiert, obwohl die Resultate bisher noch äußerst dünn sind. Die Deutsche Krebshilfe hat daraufhin ihre finanzielle Unterstützung eingestellt. Und auch Berger selbst grenzt sich ab:
Gerade jetzt in Erlangen, wir nehmen nicht nur Teil an dieser Multicenterstudie, sondern wir führen auch eigene Studien durch, es ist halt so, in einer Multicenter-Studie muss man den kleinsten gemeinsamen Nenner finden. Und dieser kleinste Nenner beruht natürlich darauf, wie qualifiziert sind die Leute, die diese Zellen herstellen, wie gut sind die Labors ausgestattet, was ist möglich überhaupt. Und da geht natürlich auch, muss man tatsächlich sagen, ein bisschen an der Qualität natürlich verloren. Also die dentritischen Zellen, die in einem solchen Verbund verwendet werden, haben nicht die gleiche Qualität, so wie wenn wir die jetzt nach unseren eigenen Maßstäben herstellen.
Außerdem sei es für Studien zur Wirksamkeit sowieso noch zu zeitig. Momentan gehe es erst mal um Frühphasen, wo die generelle Verträglichkeit und Dosis der Impfung geprüft werden muss. Aber Bergers Erfahrung mit seinen etwa 40 bisherigen Patienten seien gut. Noch besser wären sie sicher, wenn die dentritischen Zellen schon in früheren Krebsstadien getestet werden dürften. Dann sind die Tumorzellen genetisch noch nicht so ausdifferenziert und damit leichter zu bekämpfen. Aber bis dahin braucht es noch viele weitere Studien. Wenn das neue Behandlungsverfahren sich tatsächlich als wirksam erweist, könnte es vor allem gegen Metastasen sinnvoll sein. Ergänzend zur Standardbehandlung wie Operation und Chemotherapie.
[Quelle: William Vorsatz]