Archiv


In der Nafta ganz unten

Sie können sich diesen Beitrag auch als Real-Audio Datei anhören.

Victoria Eglau |
    Es ist weithin bekannt, dass Produkte aus Deutschland eine außergewöhnliche Qualität besitzen, und dass ihnen deshalb die besten und größten Märkte der Welt offenstehen. Mexiko will diese deutsche Qualität an sich binden, und im Gegenzug Märkte anbieten, mit denen wir Freihandelsabkommen unterzeichnet haben, weswegen in Mexiko hergestellte Produkte dort bevorzugten Zugang haben.

    Das erste ist, dass der Markt als solcher hier nicht klein ist. Wir haben hundert Millionen Einwohner hier. Das zweite ist, der Markt hat sich ja in den letzten Jahren sehr dynamisch und sehr stabil entwickelt. Das dritte ist, dass Mexiko als Bestandteil der NAFTA Tor zu Nordamerika ist. Und dann bleibt schließlich noch die Tatsache, dass Mexiko aufgrund seiner kulturellen Verbindungen auch in gewissem Maße Sprungbrett zu Zentralamerika und dem Norden von Südamerika ist, was natürlich den Standort auch spannend macht.

    Aus heutiger Sicht, aus Sicht der letzten Jahre kann man sagen: Wir haben keine Probleme in Mexiko. Wir haben eine sehr motivierte und inzwischen auch gut ausgebildete Belegschaft. Und auch in Bezug auf die Abwicklung von Importen und Exporten, die in vielen Ländern problematisch ist, auch hier hat Mexiko einen gewaltigen Schritt nach vorne getan, in Bezug auf die Systematik der Zollbehörden und solche Dinge.

    Der Vize-Präsident des Mexican Investment Board. Der Leiter der deutschen Außenhandelskammer in Mexiko-City. Und der

    der Volkswagen-Niederlassung in Puebla. Drei Perspektiven, drei Blicke auf den Investitions-Standort Mexiko. Einen Standort, der in den vergangenen Jahren für die deutsche Wirtschaft stetig an Bedeutung gewonnen hat.

    Fahrzeug-Produktion im VW-Werk im mexikanischen Puebla. Noch immer rollt hier der gute alte Käfer vom Band, doch auch der Golf Cabrio, der Jetta, der New Beetle und bald der New Beetle Cabrio. Seit Anfang der sechziger Jahre produziert die hundertprozentige VW-Tochter "Volkswagen de México" in ihrem Werk in Puebla. In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre erlebt die mexikanische Niederlassung des deutschen Autobauers einen wahren Boom: Die Fahrzeug-Herstellung kann zwischen 1995 und 2000 auf das Doppelte gesteigert werden. Für den langjährigen VW

    in Mexiko, Thomas Karig, eine Auswirkung der günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, nicht zuletzt der in den neunziger Jahren konsequent verfolgten mexikanischen Stabilitätspolitik:

    Das Problem von Mexiko war, vor allem in den 80er Jahren, diese ständige Bedrohung von Wirtschaftskrisen, die ja auch regelmäßig alle sechs Jahre ungefähr – nämlich mit jedem Regierungswechsel – eintraten, wo die Fortschritte, die im Markt, in der Gesamtwirtschaft gemacht wurden, erst einmal einen Rückschlag erlitten. Diese Phase scheint überwunden zu sein, zumindest dass der letzte Regierungswechsel politisch eine ganz große Bedeutung hatte, hat sich auf die wirtschaftliche Entwicklung zumindest nicht negativ ausgewirkt. Sondern die Stabilitätspolitik der Regierung Zedillo, also vor Fox, wird konsequent weitergeführt, und damit ist dann auch verbunden, dass der Automobilmarkt in Mexiko kontinuierlich weiter wächst.

    Das Bemühen der mexikanischen Regierungen um wirtschaftliche Stabilität spiegelte sich im zurückliegenden Jahrzehnt vor allem in einer restriktiv-konservativen Geld- und Fiskalpolitik wider. Die einst exorbitante Inflation wurde erfolgreich zurückgedrängt, sie ist heute auf dem niedrigsten Stand seit dreißig Jahren. Eine Politik, die in jüngster Zeit von mehreren internationalen Rating-Agenturen belohnt wurde. Moritz Lang, Investment-Manager für Lateinamerika bei der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft:

    Das Land hat, wenn man internationale Rating-Agenturen bemüht, ein sogenanntes Investment-Grade-Rating, das heißt, stabile und gute Rahmenbedingungen für Investitionen. Das äußert sich in erster Linie dadurch, dass das Land im Unterschied zu anderen lateinamerikanischen Ländern eine erheblich geringere Verschuldung hat (...) Es äußert sich zum weiteren darin, dass der Wechselkurs zwischen US-Dollar und dem mexikanischen Peso vergleichsweise stabil ist. Zur Zeit liegt die Inflation bei etwa viereinhalb Prozent, und man rechnet damit für das Jahr 2003, dass die Inflation weiter auf 3,1 Prozent zurückgehen wird. So dass alles in allem zu sagen ist, dass in Mexiko die Rahmenbedingungen für Investitionen im Vergleich zu den anderen lateinamerikanischen Ländern durchaus als günstig beurteilt werden können.

    Und das hat sich längst herumgesprochen. Von Jahr zu Jahr fließt mehr ausländisches Kapital nach Mexiko. Gut 23 Milliarden US-Dollar investierten ausländische Unternehmen im vergangenen Jahr – rund dreimal so viel wie 1998. Mexiko zog damit 2001 so viele ausländische Direkt-Investitionen an wie kein anderes Land in Lateinamerika.

    Mexiko hat einen Vorteil, der ihm nicht nur im lateinamerikanischen Vergleich eine Sonderposition verschafft: Es hat mehr Freihandelsabkommen unterzeichnet als jeder andere Staat der Welt. Am wichtigsten für das Land selbst, aber auch für ausländische Investoren: Die 1994 gegründete North American Free Trade Association, kurz NAFTA, in der sich die USA, Kanada und Mexiko zu einer gigantischen Freihandelszone mit knapp 400 Millionen Konsumenten zusammengeschlossen haben. Mexiko ist das wirtschaftlich schwächste Glied in der Kette der drei NAFTA-Staaten, aber es hat von dem Abkommen bisher am stärksten profitiert. Wolfgang Potthast, NAFTA-Experte bei der Kölner Bundesagentur für Außenwirtschaft:

    Mexiko ist eindeutig der Gewinner der NAFTA-Einrichtung. Wenn Sie 94 zugrunde legen, haben sich bis heute die Exporte (...) vervielfacht. Volkswirtschaftlich gesehen hat Mexiko auch sehr stark davon profitiert. Im Vergleich zu den Ländern Kanada und USA, noch mal die Betonung, ist Mexiko der eindeutige Gewinner – bis heute auch geblieben.

    Im Klartext heißt das: Rund 1,5 Millionen neue Arbeitsplätze seit 1994, eine stetige Steigerung der Produktivität der mexikanischen Industrie, und neben der nachhaltigen Erhöhung der Ausfuhrzahlen auch eine weitere Verbesserung der Exportstruktur. Immer weniger ist Mexiko von reinen Rohstoff-Ausfuhren abhängig, immer stärker sind weiterverarbeitende Industriezweige geworden. Der Anteil fertiger Produkte am Export ist in den vergangenen zwanzig Jahren von 25 auf fast 90 Prozent gestiegen. Manfred Hoffmann, seit vielen Jahren Leiter der Deutschen Außenhandelskammer CAMEXA in Mexiko-City, zieht ebenfalls eine uneingeschränkt positive NAFTA-Bilanz für Mexiko:

    Mexiko hätte die Krise von 1994, 95 nie so schnell überwunden, wenn es nicht Bestandteil der NAFTA gewesen wäre. Und die ganze dynamische und auch relativ stabile Entwicklung, gerade wenn man Mexiko vergleicht mit lateinamerikanischen Ländern, die ist nur deshalb so positiv, weil letztendlich die NAFTA dahintersteht. Und für deutsche Firmen ist mittlerweile auch klar: Die haben sich alle umgestellt auf ne NAFTA-Strategie, und für die ist Mexiko deshalb vor allem so spannend, weil eben jetzt der große nordamerikanische Markt dahintersteht, und nicht nur der mexikanische Markt.

    Von vielen deutschen und europäischen Unternehmen wurde Mexikos NAFTA-Mitgliedschaft allerdings zunächst nicht als Chance wahrgenommen. Das traf besonders dann zu, wenn sie das Land in erster Linie als Absatzmarkt für ihre Produkte ansahen.

    Nach dem Abschluss des NAFTA-Vertrages gab es erst einmal eher Misstrauen, weil deutsche Firmen natürlich davon ausgegangen sind: Jetzt wird Mexiko der 51. Bundesstaat der USA, und damit wird’s für deutsche Firmen immer schwerer, dort zu konkurrieren. Und das war auch für viele Produkte sicherlich der Fall, weil der Zoll-Abbau, der in den NAFTA-Vereinbarungen steht, natürlich, je mehr er wirksam wurde, desto mehr deutsche Produkte benachteiligt hat, oder europäische Produkte benachteiligt hat.

    Seit zwei Jahren werden diese Handelsbarrieren für die europäische Exportwirtschaft schrittweise abgebaut. Am 1. Juli 2000 trat das Freihandelsabkommen zwischen Mexiko und der Europäischen Union in Kraft. Eines der Ziele: die Bedingungen des Handels zwischen der EU und Mexiko mittelfristig an die NAFTA-Bedingungen anzugleichen, was die Wettbewerbs-Chancen europäischer, und damit auch deutscher Firmen peu à peu erhöht.

    Von Anfang an als positiv wahrgenommen wurde das NAFTA-Abkommen von den meisten in Mexiko ansässigen und dort produzierenden ausländischen Unternehmen. Mexiko an sich ist mit hundert Millionen Einwohnern ein riesiger Markt auch wenn ein großer Teil der Bevölkerung in Armut lebt. Hinzu kamen nun plötzlich auch die großen und kaufkräftigen Märkte der USA und Kanadas, die sich von Mexiko aus beliefern lassen. Bei Volkswagen de México und anderen Automobil-Herstellern verlagerte sich die Produktion nach Gründung der NAFTA in Richtung Export. VW

    Thomas Karig:

    Durch die für Mexiko sehr vorteilhaften Konditionen in dem NAFTA-Abkommen, nämlich der sofortige Entfall von Zöllen von Mexiko nach USA für Automobile, hat natürlich dem Standort Mexiko einen ganz deutlichen Aufschwung gegeben in dieser Beziehung. Und heute exportiert die Automobilindustrie Mexikos ungefähr 80 Prozent ihrer Produktion. Das gilt auch ungefähr für Volkswagen, und davon geht der große Teil nach USA und Kanada.

    Durch NAFTA und Mexikos wirtschaftliche Öffnung nach Norden rückte das Land auch ins Blickfeld kleinerer und mittelgroßer Unternehmen in Deutschland, die sich nach neuen Märkten im Ausland umsahen. Manfred Hoffmann von der deutschen Außenhandelskammer CAMEXA:

    Gerade mittelständische Firmen müssen ja ihre Kräfte konzentrieren. Die haben ja sowohl personell als auch finanziell nur begrenzte Kapazitäten. Und da können sie nicht auf jedem Markt der Welt sein. Und normalerweise konzentriert man die Kräfte auf die Triade, also auf die europäischen Nachbarstaaten, auf China, Japan, und auf USA. Und da würde Mexiko im Prinzip einfach unten rausfallen. Dadurch, dass aber Mexiko jetzt Bestandteil der NAFTA ist, dadurch ist es eben mit im Blickwinkel der deutschen Unternehmen, das spielt mit Sicherheit ne ganz wichtige Rolle.

    Unter den EU-Staaten ist Deutschland der wichtigste Handelspartner Mexikos. Anders sieht es bei den Direkt-Investitionen aus. Roberto Reyes vom mexikanischen Wirtschaftsministerium:

    Deutschland ist der wichtigste unserer europäischen Handelspartner. Aber es ist nicht der größte Investor. An erster Stelle bei den Investitionen stehen die Niederlande, danach Spanien und Großbritannien. Deutschland investiert in Mexiko bisher zu fast neunzig Prozent im Fertigungsbereich. Automobile, Elektronik, Mechanik und so weiter. Mexiko besitzt eine große Auto-Industrie, Elektro-, Metall- und Chemische Industrie. Ich glaube, es gibt viele Branchen, in denen Deutschland noch aktiver werden kann - von der Infrastruktur bis hin zu Hightech-Produkten.

    Gut achthundert Firmen, in denen deutsches Kapital steckt, die von Deutschen gegründet wurden oder die Töchter deutscher Unternehmen sind, gibt es in Mexiko. Viele sind Zuliefer-Firmen, die sich im Gefolge großer Unternehmen in Mexiko angesiedelt haben. Im mexikanischen Wirtschaftsministerium wünscht man sich mehr Joint Ventures. Roberto Reyes:

    Kleine und mittelgroße Firmen aus Mexiko und Deutschland können sich ideal ergänzen. Beide Seiten würden profitieren. Die mexikanischen Unternehmen bringen Personal und Markt-Kenntnisse ein, die deutschen wiederum Kapital und Technologie. Ich glaube, dass sowohl die mexikanischen als auch die deutschen Firmen aus dieser Zusammenarbeit großen Nutzen ziehen können.

    Neben den klassischen Branchen Automobil, Pharma, Chemie, Elektronik und Maschinenbau, in denen deutsche Firmen in Mexiko bisher vorwiegend aktiv waren, gelten die Bereiche Infrastruktur und Umweltschutz als erfolgversprechende Betätigungsfelder. Das zum Teil schlechte mexikanische Verkehrsnetz etwa birgt Nachteile, jedoch auch Chancen für ausländische Investoren – letzteres, wenn es um die Vergabe von Aufträgen beim Ausbau geht. Ein riesiger Bedarf an ausländischer Technologie ist im Bereich Umweltschutz entstanden. Durch die NAFTA-Mitgliedschaft sehen sich mexikanische Unternehmen zunehmend gezwungen, striktere Umwelt-Normen zu erfüllen. Auch in den Kommunen schärft sich das ökologische Bewusstsein.

    Die deutsche Unternehmensgruppe Umweltschutz Nord arbeitet seit vier Jahren in Mexiko, mit einer hundertprozentigen Tochterfirma. Schwerpunkte sind Altlasten-Sanierung und Abwasser-Reinigung, größter Kunde ist der mexikanische Erdöl-Monopolist PEMEX. Geschäftsführer Volker Schulz-Berendt zieht eine positive Zwischenbilanz:

    Es ist hier ein sehr großer Markt vorhanden, für die Produkte, die wir anbieten, das heißt in der Altlastensanierung, auch in der Abwasserreinigung. Es ist ein Stadium erreicht, in dem man die Pläne, die man hat, um die Umwelt zu verbessern, auch umsetzt. Es ist die Gesetzgebung vorhanden, und es sind Strukturen vorhanden, die auch dafür sorgen, dass das Gesetz eingehalten und befolgt wird. Insofern sehen wir hier einen guten Markt, eine gute Chance, unsere Technologien, die als deutsche Technologien hier einen guten Ruf haben, anzuwenden.

    Eines aber stellt Volker Schulz-Berendt klar: Es herrsche ein knallharter Wettbewerb – vor allem gegen die Konkurrenz aus den USA -, und um jeden Auftrag müsse man kämpfen. Glaubt man Bernd Hagenlochner, bei der Außenhandelskammer CAMEXA zuständig für Umweltschutz, haben deutsche Unternehmen in diesem Bereich aber meistens die Nase vorn:

    Insgesamt wird deutsche Technologie als die bestmögliche auf dem Markt gesehen. (...) Also, ich denk, wenn ein mexikanischer Gemeindevertreter oder Unternehmer die Auswahl hätte zwischen ner US-amerikanischen oder ner deutschen Technologie, bei gleichem Preis und ähnlichen Service-Leistungen, wird er sich für die deutsche Technologie entscheiden.

    Einen harten Konkurrenzkampf gegen US-amerikanische Firmen muss auch die Software-Firma MIS AG bestehen, die vor zwei Jahren eine Niederlassung in Mexiko gründete. Dabei hat sie Erfolg: Der Anbieter von Informationssystemen für das Management fing mit fünf Mitarbeitern an, jetzt sind es 20. Zu den Kunden von MIS zählen inzwischen die große mexikanische Kinokette Cinemexx, sowie ING, die größte Versicherung des Landes, und die Niederlassung von Aventis Pharma. Geschäftsführer Ernst Lange:

    Unser Ansatz ist immer: Guckt, hier ist die Alternative aus Europa, aus Deutschland. Da wir dort führend sind, ist das immer auch für mexikanische Unternehmen ein Türöffner, und ein wichtiger Ansatz. Dann, wenn es um eine Entscheidung geht, dann möchte man doch gerne ne Alternative zu den USA haben. Da die Kulturen sehr unterschiedlich sind, und man sich nicht immer nur besonders mag, mit Amerika, sucht man eben auch Alternativen. Mexikaner reisen eben auch gerne nach Europa.

    Obwohl kaum ein deutsches Unternehmen sein Engagement in Mexiko bereut - von Problemen können fast alle berichten, die einen mehr, die anderen weniger. Von der hohen Kriminalitätsrate – vor allem in den Großstädten – ist die Rede, und vom Mangel an gutausgebildeten Fach- und Führungskräften. Ein klassischer Standort-Vorteil, das niedrige Lohnniveau, ist in den letzten Jahren aufgeweicht worden. Manfred Hoffmann, Leiter der deutschen Außenhandelskammer CAMEXA:

    Wenn wir also den ungelernten Arbeitnehmer sehen, dann ist der natürlich immer noch wesentlich preiswerter als in den USA oder in Deutschland. (...) Aber wenn man das mittlere Management, das obere Management, auch Spezialisten vor allem sieht, da ist der Markt relativ leergefegt, und damit sind die Preise erheblich gestiegen. So dass wir es heute eigentlich im Regelfall mit US-Niveau zu tun haben, und damit einem Gehaltsniveau, was auch deutlich über dem deutschen liegt. Und das macht natürlich diesen Standortvorteil zunichte.

    Weit oben auf der Mängelliste rangiert aus Sicht deutscher Firmen der nicht immer transparente Verwaltungs-Apparat in Mexiko.

    Da erstmal die Stelle zu finden, wo man hin muss, und zu erfahren, was man überhaupt benötigt, um arbeiten zu können, das ist die größte Schwierigkeit. Wenn man das weiß, und wenn man das kennt und hat, dann geht das eigentlich relativ normal.

    Auf mexikanischer Seite ist man sich bewusst, dass eine effizientere Verwaltung das Investitions-Klima weiter verbessern würde. Alejandro Elizondo, Vize-Präsident des Mexican Investment Board:

    Es ist zum Beispiel notwendig, dass auch die Regierungen kleinerer Städte begreifen, dass ihre Arbeit davon abhängt, ob die Unternehmen in der Region gut funktionieren. Und sie funktionieren gut, wenn die Regierung eine gute Regierung ist, also nicht zur Bürokratie neigt, und nicht so lange braucht, um Vorgänge abzuwickeln. Es muss Klarheit und Gewissheit darüber herrschen, in welchen Zeiträumen bestimmte Vorgänge erledigt werden. Und dies darf nicht von subjektiven Faktoren abhängen, sondern alles muss klar und präzise sein. Man muss die Leute also praktisch umerziehen.

    Im Sommer 1999 wählten die Mexikaner den konservativen Politiker Vicente Fox zu ihrem neuen Staatspräsidenten. Zwei Jahre später ist die Aufbruchstimmung einer gewissen Desillusionierung gewichen. Die Reformpolitik ist festgefahren, weil die PAN-Partei von Präsident Fox über keine eigene Mehrheit im Kongress verfügt. Manfred Hoffmann von der deutschen Außenhandelskammer in Mexiko-City:

    Einmal ist man nicht zufrieden mit der Steuerreform, das, was geschehen ist, reicht nicht. Dann fehlt es dringend an Modernisierung der Arbeitsgesetzgebung, des Arbeitsrechts. Dann steht auf dem Prüfstand natürlich die ganze Problematik der Energieversorgung. Dann steht auf dem Prüfstand die Problematik der Petrochemie, bzw dem ganzen Bereich, der da drumrum hängt. Und schließlich vor allem auch das Sicherheitsthema, was natürlich viele sehr beunruhigt.

    Zu allem Überfluss rutschte Mexiko im vergangenen Jahr infolge der Wirtschaftskrise beim großen Nachbarn USA in eine schwere Rezession. Inzwischen erholt sich die Konjunktur zwar wieder, doch der Einbruch hat einen gravierenden Nachteil der NAFTA-Mitgliedschaft offenbart: Die extreme Abhängigkeit vom US-amerikanischen Markt, auf den Mexiko einen Großteil seiner Produkte exportiert. Das Freihandelsabkommen mit der EU wird deshalb auch in Mexiko als sehr wichtig angesehen, weil es diese Abhängigkeit auf Dauer reduzieren könnte.

    Mexiko: In der NAFTA rangiert es zwar nach wie vor ganz unten – und das nicht nur geographisch -, doch in Lateinamerika nimmt das Land längst einen wirtschaftlichen Spitzenplatz ein. Die NAFTA-Mitgliedschaft hat Mexiko auf einen guten Weg gebracht, sie stellt es aber auch vor neue Herausforderungen. Die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirtschaft gehört dazu. Fehlentwicklungen der Vergangenheit, wie Mängel bei der Infrastruktur und die Zerstörung der Umwelt, haben die Chance, korrigiert zu werden. Eine Chance – auch für Investoren aus Deutschland.