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Kulturwissenschaft
In Krisenzeiten sehen viele lieber Satire als Nachrichten

In Krisenzeiten halten sich die Menschen eher an Comedy- und Sateriesendungen als an Nachrichtenformate. Während der Corona-Pandemie sind einer Untersuchung zufolge zwar mehr Nachrichten entstanden, doch die Menschen haben weniger von ihnen konsumiert.

    Ein Graffiti mit Gollum, einer Figur aus dem Film "Herr der Ringe" und Scrat, ein Säbelzahn-Eichhörnchen aus dem Film "Ice Age", ist an einer Wand im Mauerpark mit einer Toilettenpapierrolle zu sehen.
    Ein Graffiti persifliert dieToilettenpapier-Hamsterkäufe. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Humor biete eine gewisse Form von Ablenkung, aber auch Entlastung, erklärte die Kulturwissenschaftlerin Jennifer Neumann. Ein Beispiel dafür sei, wenn Alltagsthemen satirisch aufgriffen würden, etwa die Hamsterkäufe zu Beginn der Pandemie. "Man lachte über die absurden Hamsterkäufe, fühlte sich aber auch ein wenig ertappt in seinen eigenen Befürchtungen - und gleichzeitig entlastet." Wichtig sei zudem gewesen, zu spüren, dass alle unter der gleichen Krise litten. Neumann sprach in der Zeitschrift "Psychologie Heute" von "Kollektivitätsmomenten".
    Nachrichtensendungen seien wichtig, aber ihr Dauerkonsum erhöhe eher das Stresslevel, erklärte die Wissenschaftlerin. Die Wahrnehmung von Nachrichten habe sich in der Corona-Zeit verändert. "Wir haben gelernt: Das ist jetzt so, wir befinden uns in einer Krise, und die hört auch irgendwie nicht auf." Satire und politischer Humor seien dadurch wichtiger geworden als Klamauk. Satiriker könnten "maßgeblich dazu beitragen, Krisen zu verorten, einzuordnen, zu kritisieren und verbal darauf zu reagieren". Wer eine Comedyshow ansehe, die sich mit der Realität auseinandersetze, zeige sich durchaus am aktuellen Geschehen interessiert.