Das Foyer des Münchner Gärtnerplatztheaters ist nicht unbedingt der schönste Ort zum längeren Verweilen. Weder die etwas angestaubten Lüster, noch die an die Wände gemalten bunten Theaterfiguren erfreuen das Gemüt des Ästheten. Selbiger mag also arg erschrecken, wenn er in Claus Guths Operettentopographie gleich zu Beginn das Foyer des Münchner Gärtnerplatztheaters erblickt - auf der Bühne. Es ist Nacht und ein wacheschiebender Feuerwehrmann streift herum, weil von irgendwo her eigenartige Klänge zu vernehmen sind.
Bald tauchen Gestalten auf, ein tanzendes Paar huscht vorüber, immer mehr Personen bevölkern das nun sanft illuminierte Foyer. Der Feuerwehrmann schaut zu, wundert sich im Verlauf des zweieinhalbstündigen Abends immer mehr, aber wirklich aufregen tut er sich nur über sein funktionsuntüchtiges Feuerzeug.
Der Mann bleibt nicht lange allein, es gesellen sich wippende Paare und Schlager schmetternde Passanten hinzu, bald dreht sich die Bühne und wir sehen einen dieser ganz engen Gänge, die es tatsächlich im Gärtnerplatztheater gibt: unter dem Treppenhaus, zwischen den Rängen, direkt neben dem großen Ölschinken mit dem Antlitz von Joppi Heesters. In solch einem klaustrophobischen Raum spielen sich Minikomödien und Minidramen ab. Eine kleine Drehung weiter und wir sehen, nein wir sind im Zuschauerraum - samt Königsloge. Es findet gerade ein Vorsingen statt, bei dem eine Amerikanerin mit starkem Akzent ebenso von der Bühne gejagt wird, wie die Neue-Musik-Diseuse, deren Spezialität Berios "Sequenza" ist.
Und auch Wagnergesang hat hier keinen Platz, nur leichte Muse ist erlaubt. Dieser Seitenhieb auf die nun zu Ende gehende Intendanz von Klaus Schultz am Gärtnerplatz sitzt, ebenso wie der Rest des Operettenspektakels, das den Namen Topographie zu recht trägt. Denn Claus Guth geht es um die Frage, was Operette heute noch sein kann, wie man sie zeitgemäß aufführen kann. Das Rezept lautet wie folgt: man nehme die großen Klassiker von Lehar, Kalman, Benatzky, Zeller und natürlich Johann Strauß, breche die Highlights einfach heraus und amalgamiere sie zu einer Collage. Dann stricke man noch eine heiter-ironische Handlung drumherum, versehe das Ganze mit ein paar Tupfern Melancholie und schon ist das Genre Operette gerettet. Oder?
Darf man heute wirklich so unbeschwert genießen, sich in wohlvertrauten Klängen suhlen? Man darf, sagt der Regisseur, wenn man sich zudem mit der Geschichte der Operette und ihres Missbrauchs auseinandersetzt. Und genau dafür bietet sich das Gärtnerplatztheater wahrlich an.
Irgendwann dreht sich dort die Bühne auf der Bühne besonders heftig, und der Gast in der Königsloge heißt Adolf Hitler. Stumm schaut er nach vorn ins Publikum. Dann ertönt eine kleine, aber treffende Geschichtslektion vom Einspielband. Es sind Briefe, in denen Hitler höchstselbst Änderungen der bestehenden Fledermaus-Inszenierung anmahnt: Man soll ein bisschen mehr tanzen und außerdem das schreckliche zeitgenössische Bühnenbild durch ein "historisches" ersetzen. Man erfährt im weiteren auch, dass Hitler die Königsloge eigens für sich hat bauen lassen, dass er viele Aufführungen am Gärtnerplatz x-mal gesehen hat und die Operette mehr und mehr dem Wagner'schen Weltgesang vorzog.
Gegen Ende zerbricht auf der Bühne des heutigen Theaters die Welt: ein zerstörter Flügel und ein brennendes Modell des Hauses verweisen auf die erheblichen Kriegsschäden, die erst 1948 wieder ganz beseitigt waren. Seitdem laben sich dort die Gemüter wieder unbeschwert an Operetten und Musicals.
Bald tauchen Gestalten auf, ein tanzendes Paar huscht vorüber, immer mehr Personen bevölkern das nun sanft illuminierte Foyer. Der Feuerwehrmann schaut zu, wundert sich im Verlauf des zweieinhalbstündigen Abends immer mehr, aber wirklich aufregen tut er sich nur über sein funktionsuntüchtiges Feuerzeug.
Der Mann bleibt nicht lange allein, es gesellen sich wippende Paare und Schlager schmetternde Passanten hinzu, bald dreht sich die Bühne und wir sehen einen dieser ganz engen Gänge, die es tatsächlich im Gärtnerplatztheater gibt: unter dem Treppenhaus, zwischen den Rängen, direkt neben dem großen Ölschinken mit dem Antlitz von Joppi Heesters. In solch einem klaustrophobischen Raum spielen sich Minikomödien und Minidramen ab. Eine kleine Drehung weiter und wir sehen, nein wir sind im Zuschauerraum - samt Königsloge. Es findet gerade ein Vorsingen statt, bei dem eine Amerikanerin mit starkem Akzent ebenso von der Bühne gejagt wird, wie die Neue-Musik-Diseuse, deren Spezialität Berios "Sequenza" ist.
Und auch Wagnergesang hat hier keinen Platz, nur leichte Muse ist erlaubt. Dieser Seitenhieb auf die nun zu Ende gehende Intendanz von Klaus Schultz am Gärtnerplatz sitzt, ebenso wie der Rest des Operettenspektakels, das den Namen Topographie zu recht trägt. Denn Claus Guth geht es um die Frage, was Operette heute noch sein kann, wie man sie zeitgemäß aufführen kann. Das Rezept lautet wie folgt: man nehme die großen Klassiker von Lehar, Kalman, Benatzky, Zeller und natürlich Johann Strauß, breche die Highlights einfach heraus und amalgamiere sie zu einer Collage. Dann stricke man noch eine heiter-ironische Handlung drumherum, versehe das Ganze mit ein paar Tupfern Melancholie und schon ist das Genre Operette gerettet. Oder?
Darf man heute wirklich so unbeschwert genießen, sich in wohlvertrauten Klängen suhlen? Man darf, sagt der Regisseur, wenn man sich zudem mit der Geschichte der Operette und ihres Missbrauchs auseinandersetzt. Und genau dafür bietet sich das Gärtnerplatztheater wahrlich an.
Irgendwann dreht sich dort die Bühne auf der Bühne besonders heftig, und der Gast in der Königsloge heißt Adolf Hitler. Stumm schaut er nach vorn ins Publikum. Dann ertönt eine kleine, aber treffende Geschichtslektion vom Einspielband. Es sind Briefe, in denen Hitler höchstselbst Änderungen der bestehenden Fledermaus-Inszenierung anmahnt: Man soll ein bisschen mehr tanzen und außerdem das schreckliche zeitgenössische Bühnenbild durch ein "historisches" ersetzen. Man erfährt im weiteren auch, dass Hitler die Königsloge eigens für sich hat bauen lassen, dass er viele Aufführungen am Gärtnerplatz x-mal gesehen hat und die Operette mehr und mehr dem Wagner'schen Weltgesang vorzog.
Gegen Ende zerbricht auf der Bühne des heutigen Theaters die Welt: ein zerstörter Flügel und ein brennendes Modell des Hauses verweisen auf die erheblichen Kriegsschäden, die erst 1948 wieder ganz beseitigt waren. Seitdem laben sich dort die Gemüter wieder unbeschwert an Operetten und Musicals.