Jahrzehntelang hat die Tabakindustrie verneint, über Studienergebnisse zu Gesundheitsgefahren durch Rauchen zu verfügen. Offenbar zu Unrecht, wie Forscher aus Großbritannien und der Schweiz im Fachblatt THE LANCET schreiben.
Die Wissenschaftler Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, Pascal Diethelm von Oxy-Romandie – einer Schweizer Vereinigung gegen das Passiv-Rauchen und Jean-Charles Rielle von CIPRET Geneve, einer Gesellschaft mit dem Ziel, Rauchen zu verringern, hatten die Archive des Tabakkonzerns durchforstet – Philip Morris musste aufgrund eines Urteils in den USA sein gesamten Firmenarchiv veröffentlichen.
Die Autoren entdeckten dabei, dass der Tabakkonzern bereits 1970 das Institut für biologische Forschung Inbifo in Köln gekauft hat. Der Grund: "Wir müssen mehr über unsere Produkte wissen als jeder beliebige andere, damit wir nicht überrascht werden, wenn Konkurrenten oder Widersacher Informationen über unsere Produkte veröffentlichen". Das schrieb Helmut Wakeham; das Zitat des Vize-Präsidenten bei Philip Morris stammt aus dem Jahr 1969.
Mehr als achthundert Studien über schädliche Rauchanteile im Zigarettenrauch haben die Kölner Forscher in den folgenden gut zwanzig Jahren abgeschlossen; und über einen Koordinator die Firmenleitung von Philip Morris informiert. Unter anderem wiesen sie in Tierversuchen an Ratten bereits zu Beginn der achtziger Jahre nach, dass Passivrauchen den Nichtraucher stärker schädigt als rauchen den Raucher. Zu diesem Zeitpunkt diskutierten Forscher noch, ob und wie schädlich Passivrauchen überhaupt ist.
Die Studie blieb jedoch unveröffentlicht. Publiziert wurde nur, was die öffentliche Meinung zugunsten des Rauchens beeinflussen konnte – wobei der Tabakkonzern großen Wert darauf legte, nicht mit dem Labor in Verbindung gebracht zu werden. Nach Meinung der Forscher ein zweifelhaftes Verhalten.
Unserer Meinung nach ist es daher unerlässlich, dass dieser Zusammenhang bei der Beurteilung von Befunden zu Rauchen und Gesundheit immer vergegenwärtigt und bedacht wird.... Insbesondere muss Philip Morris erklären, warum sie mit den hier beschriebenen Anstrengungen verschleiert haben, dass sie an der Erforschung der Auswirkungen von Passivrauchen beteiligt waren und somit um die Effekte wussten, Effekte, die ihren öffentlichen Stellungnahmen widersprachen.
Philip-Morris-Sprecher John Wunderli sagte gegenüber dem Online-Dienst des SPIEGEL, die Vorwürfe seien – Zitat - "falsch, ungenau und in höchstem Maße verzerrt". Außerdem seien sie nicht neu, und der Konzern habe sich bereits in den USA "erfolgreich dagegen zur Wehr gesetzt".
Allerdings haben auch die Autoren bereits Prozesse wegen dieser Vorwürfe gewonnen. So klagte der Koordinator des Inbifo gegen die Autoren – und verlor. Nach Überzeugung des Genfer Kantonsgerichts hatten die beiden Schweizer die Fakten korrekt ermittelt. Dieser Einschätzung schloss sich auch eine Untersuchungskommission der Universität Genf an, die im September abgeschlossen wurde. Der Koordinator des Inbifo, der Genfer Professor Ragnar Rylander, verzichtete auf eine Revision.
Hören Sie dazu auch ein Interview mit Professor Urban Wiesing, Direktor am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen, über das Zurückhalten medizinischer Studien.
Deutschlandfunk Audio on demand:
Die Wissenschaftler Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, Pascal Diethelm von Oxy-Romandie – einer Schweizer Vereinigung gegen das Passiv-Rauchen und Jean-Charles Rielle von CIPRET Geneve, einer Gesellschaft mit dem Ziel, Rauchen zu verringern, hatten die Archive des Tabakkonzerns durchforstet – Philip Morris musste aufgrund eines Urteils in den USA sein gesamten Firmenarchiv veröffentlichen.
Die Autoren entdeckten dabei, dass der Tabakkonzern bereits 1970 das Institut für biologische Forschung Inbifo in Köln gekauft hat. Der Grund: "Wir müssen mehr über unsere Produkte wissen als jeder beliebige andere, damit wir nicht überrascht werden, wenn Konkurrenten oder Widersacher Informationen über unsere Produkte veröffentlichen". Das schrieb Helmut Wakeham; das Zitat des Vize-Präsidenten bei Philip Morris stammt aus dem Jahr 1969.
Mehr als achthundert Studien über schädliche Rauchanteile im Zigarettenrauch haben die Kölner Forscher in den folgenden gut zwanzig Jahren abgeschlossen; und über einen Koordinator die Firmenleitung von Philip Morris informiert. Unter anderem wiesen sie in Tierversuchen an Ratten bereits zu Beginn der achtziger Jahre nach, dass Passivrauchen den Nichtraucher stärker schädigt als rauchen den Raucher. Zu diesem Zeitpunkt diskutierten Forscher noch, ob und wie schädlich Passivrauchen überhaupt ist.
Die Studie blieb jedoch unveröffentlicht. Publiziert wurde nur, was die öffentliche Meinung zugunsten des Rauchens beeinflussen konnte – wobei der Tabakkonzern großen Wert darauf legte, nicht mit dem Labor in Verbindung gebracht zu werden. Nach Meinung der Forscher ein zweifelhaftes Verhalten.
Unserer Meinung nach ist es daher unerlässlich, dass dieser Zusammenhang bei der Beurteilung von Befunden zu Rauchen und Gesundheit immer vergegenwärtigt und bedacht wird.... Insbesondere muss Philip Morris erklären, warum sie mit den hier beschriebenen Anstrengungen verschleiert haben, dass sie an der Erforschung der Auswirkungen von Passivrauchen beteiligt waren und somit um die Effekte wussten, Effekte, die ihren öffentlichen Stellungnahmen widersprachen.
Philip-Morris-Sprecher John Wunderli sagte gegenüber dem Online-Dienst des SPIEGEL, die Vorwürfe seien – Zitat - "falsch, ungenau und in höchstem Maße verzerrt". Außerdem seien sie nicht neu, und der Konzern habe sich bereits in den USA "erfolgreich dagegen zur Wehr gesetzt".
Allerdings haben auch die Autoren bereits Prozesse wegen dieser Vorwürfe gewonnen. So klagte der Koordinator des Inbifo gegen die Autoren – und verlor. Nach Überzeugung des Genfer Kantonsgerichts hatten die beiden Schweizer die Fakten korrekt ermittelt. Dieser Einschätzung schloss sich auch eine Untersuchungskommission der Universität Genf an, die im September abgeschlossen wurde. Der Koordinator des Inbifo, der Genfer Professor Ragnar Rylander, verzichtete auf eine Revision.
Hören Sie dazu auch ein Interview mit Professor Urban Wiesing, Direktor am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen, über das Zurückhalten medizinischer Studien.
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