Vor wenigen Tagen, am 24. Juni, jährte sich die Krönung von Henry VIII. - Heinrich dem Achten - zum 500. Male. Dass der Tudorkönig im Trachten nach einem Stammhalter mehr als skrupellos mit seinen Frauen umging, und mit der Gründung der Anglikanischen Kirche en passant dabei Religionsgeschichte schrieb, ist in vielen Büchern, TV-Dokumentationen und Kinofilmen vermittelt worden. Nicht jedem ist freilich bekannt, dass Heinrich VIII. auch eine besondere Ader für die Musik hatte. Als Kind war er umfassend in den schönen Künsten ausgebildet worden, als junger König vergrößerte er die Hofkapelle erheblich, und am Ende seines Lebens hinterließ er eine Sammlung von 380 Instrumenten!
Das Vokalensemble Alamire - benannt nach dem in Flandern wirkenden Buchmaler und -händler Petrus Alamire, der nebenbei auch als Geheimagent für Heinrich wirkte - hat sich auf einer neuen CD nun Musik von und für Heinrich VIII. gewidmet, zusammen mit dem Bläserensemble QuintEssential und dem Harfenisten Andrew Lawrence-King.
"1) Anonymus, King's Pavan"
QuintEssential führte ein anonym überliefertes Instrumentalstück mit dem Titel "King's Pavan" auf, das wahrscheinlich für König Heinrich VIII. geschrieben wurde. Heinrich selbst spielte nicht nur eine Vielzahl von Instrumenten, darunter die Harfe - mit der er sogar in einer Handschrift abgebildet wurde - sondern er sang und komponierte auch, vornehmlich wohl in jungen Jahren. Bei mehr als 30 Werken ist er in Manuskripten als Autor vermerkt, so zum Beispiel beim kleinen Liebeslied "O my heart", das Clare Wilkinson singt, von Andrew Lawrence-King auf der gotischen Harfe begleitet.
"2) Heinrich VIII., O my heart (Lied; British Library Add. MS 31922)"
Der Musikwissenschaftler und Chordirigent David Skinner hat das Ensemble Alamire im Jahr 2005 gegründet. Ins Zentrum seiner CD "Henry's Music" hat Skinner die sechs Motetten gestellt, die sich in einem reich verzierten Chorbuch finden, welches Heinrich VIII. und seine erste Frau Katharina von Aragón als Geschenk erhalten hatten. Über die Herkunft und den Zweck dieser Sammlung, die Werke von einem deutschen Komponisten ebenso enthält wie von einem Hofmusiker Heinrichs, herrscht noch weitgehend Unklarheit. Die anonym überlieferte Motette "Hec est preclarum" - genau wie die fünf anderen Motetten hier erstmals aufgenommen - ist ein Werk zu Ehren der Jungfrau Maria.
"3) Anonymus, Hec est preclarum (Motette; British Library MS Roy. 11.e.xi)"
Mit der CD "Henry's Music" hat das Ensemble Alamire eine abwechslungsreiche Aufnahme auf hohem künstlerischen Niveau vorgelegt, die einen guten Einblick in die Klangwelten geistlicher und weltlicher Musik im Zeitalter Heinrichs VIII. gewährt - und dabei an mehreren Beispielen aufzeigt, wie musikalische Ehrerbietung damals vonstatten ging. Die CD endet mit einer opulenten Huldigungsmotette vom Komponisten Robert Fayrfax, der in einem Stil schrieb, der einige Jahre später von den kirchlichen Reformationsbemühungen des Monarchen Heinrich hinweggefegt wurde.
"4) Robert Fayrfax, Lauda vivi alpha et oo (Motette) - Schlussabschnitt"
Dies war das Finale der Motette zu Ehren der Jungfrau Maria und zu Ehren Heinrichs VIII., "Lauda vivi alpha et oo" von Robert Fayrfax, mit dem von David Skinner geleiteten Ensemble Alamire.
150 Jahre nach der Krönung des Tudorkönigs kam in Westminster der ungekrönte Meister der englischen Musik zur Welt, Henry Purcell. Am 10.September jährt sich dieser Tag zum 350.Male, und er ist bereits Anlass für einige Neuveröffentlichungen mit Musik des 'Orpheus Britannicus' gewesen.
Die Einspielung seiner 'Zehn Sonaten zu vier Stimmen' markiert dabei zugleich die Visitenkarte eines neuen Ensembles: Am 1. Mai 2009 trat das 'Retrospect Ensemble' erstmals öffentlich auf, und pünktlich dazu erschien die CD des 'Retrospect Trio', einer Kammermusikformation dieser Gruppe. Allerdings handelt es sich bei diesen Debütanten keineswegs um Nachwuchsleute, denn 'Retrospect' tritt die Nachfolge des bekannten King's Consort an. Dessen Leiter Robert King war wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden, und der Cembalist Matthew Halls, der zuvor stellvertretender künstlerischer Leiter des Consort gewesen war, übernahm das Ensemble und hat es nun umorganisiert. Zusammen mit Sophie Gent und Matthew Truscott, Geige, sowie dem Gambisten Jonathan Manson gelingt ihm mit den Sonaten Henry Purcells ein Auftakt nach Maß.
"5) Henry Purcell, Sonate No.3 A-Moll (aus: Ten Sonatas in Four Parts, 1697): 5. [Allegro] Grave"
Dies war der Schlusssatz aus der dritten von Henry Purcells posthum veröffentlichten zehn vierstimmigen Violinsonaten. Mit diesen Werken versuchte er nach eigenen Angaben, den virtuosen und gravitätischen Stil der italienischen Geigenmusik nach England zu importieren. Dabei gelang ihm aber eine veritable Synthese aus italienischen, französischen und englischen Elementen, denen er noch seinen ganz individuellen musikalischen Stempel aufdrückte - etwa seine Vorliebe für kühne harmonische Entwicklungen und Dissonanzen.
Die - gemessen an Purcells musikgeschichtlicher Statur - nicht sehr häufig eingespielten Sonaten erfahren durch das neue Retrospect Trio eine vorzügliche Interpretation. Die Musiker agieren sehr präsent, virtuos und anpackend, dabei aber elegant und überlegen.
"6) Henry Purcell, Sonate No.5 G-Moll (aus: Ten Sonatas in Four Parts, 1697):
4. Adagio - 5. Presto - 6. Allegro - 7. Adagio"
Mit dem Finale der fünften von Henry Purcells 'Ten Sonatas in Four Parts' ging die Sendung 'Die Neue Platte' im Deutschlandfunk zu Ende, heute mit zwei hochwertigen CDs englischer Ensembles mit Alter Musik aus ihrem Heimatland. Die Aufnahme der Purcell-Sonaten mit dem Retrospect Trio, erschienen bei Linn Records, wird in Deutschland von Codaex vertrieben. Und die zuvor vorgestellte CD des Ensembles Alamire, 'Henry's Music' mit Kompositionen von und für Heinrich VIII. und vom Label Obsidian herausgebracht, wird von der Firma NOTE 1 und im Internet vertrieben.
Henry's Music
Motets from a Royal Choirbook & Songs by
Henry VIII.
Alamire
QuintEssential
Andrew Lawrence-King, Gotische Harfe
Leitung: David Skinner
Henry Purcell
Ten Sonatas in Four Parts
Retrospect Trio
Das Vokalensemble Alamire - benannt nach dem in Flandern wirkenden Buchmaler und -händler Petrus Alamire, der nebenbei auch als Geheimagent für Heinrich wirkte - hat sich auf einer neuen CD nun Musik von und für Heinrich VIII. gewidmet, zusammen mit dem Bläserensemble QuintEssential und dem Harfenisten Andrew Lawrence-King.
"1) Anonymus, King's Pavan"
QuintEssential führte ein anonym überliefertes Instrumentalstück mit dem Titel "King's Pavan" auf, das wahrscheinlich für König Heinrich VIII. geschrieben wurde. Heinrich selbst spielte nicht nur eine Vielzahl von Instrumenten, darunter die Harfe - mit der er sogar in einer Handschrift abgebildet wurde - sondern er sang und komponierte auch, vornehmlich wohl in jungen Jahren. Bei mehr als 30 Werken ist er in Manuskripten als Autor vermerkt, so zum Beispiel beim kleinen Liebeslied "O my heart", das Clare Wilkinson singt, von Andrew Lawrence-King auf der gotischen Harfe begleitet.
"2) Heinrich VIII., O my heart (Lied; British Library Add. MS 31922)"
Der Musikwissenschaftler und Chordirigent David Skinner hat das Ensemble Alamire im Jahr 2005 gegründet. Ins Zentrum seiner CD "Henry's Music" hat Skinner die sechs Motetten gestellt, die sich in einem reich verzierten Chorbuch finden, welches Heinrich VIII. und seine erste Frau Katharina von Aragón als Geschenk erhalten hatten. Über die Herkunft und den Zweck dieser Sammlung, die Werke von einem deutschen Komponisten ebenso enthält wie von einem Hofmusiker Heinrichs, herrscht noch weitgehend Unklarheit. Die anonym überlieferte Motette "Hec est preclarum" - genau wie die fünf anderen Motetten hier erstmals aufgenommen - ist ein Werk zu Ehren der Jungfrau Maria.
"3) Anonymus, Hec est preclarum (Motette; British Library MS Roy. 11.e.xi)"
Mit der CD "Henry's Music" hat das Ensemble Alamire eine abwechslungsreiche Aufnahme auf hohem künstlerischen Niveau vorgelegt, die einen guten Einblick in die Klangwelten geistlicher und weltlicher Musik im Zeitalter Heinrichs VIII. gewährt - und dabei an mehreren Beispielen aufzeigt, wie musikalische Ehrerbietung damals vonstatten ging. Die CD endet mit einer opulenten Huldigungsmotette vom Komponisten Robert Fayrfax, der in einem Stil schrieb, der einige Jahre später von den kirchlichen Reformationsbemühungen des Monarchen Heinrich hinweggefegt wurde.
"4) Robert Fayrfax, Lauda vivi alpha et oo (Motette) - Schlussabschnitt"
Dies war das Finale der Motette zu Ehren der Jungfrau Maria und zu Ehren Heinrichs VIII., "Lauda vivi alpha et oo" von Robert Fayrfax, mit dem von David Skinner geleiteten Ensemble Alamire.
150 Jahre nach der Krönung des Tudorkönigs kam in Westminster der ungekrönte Meister der englischen Musik zur Welt, Henry Purcell. Am 10.September jährt sich dieser Tag zum 350.Male, und er ist bereits Anlass für einige Neuveröffentlichungen mit Musik des 'Orpheus Britannicus' gewesen.
Die Einspielung seiner 'Zehn Sonaten zu vier Stimmen' markiert dabei zugleich die Visitenkarte eines neuen Ensembles: Am 1. Mai 2009 trat das 'Retrospect Ensemble' erstmals öffentlich auf, und pünktlich dazu erschien die CD des 'Retrospect Trio', einer Kammermusikformation dieser Gruppe. Allerdings handelt es sich bei diesen Debütanten keineswegs um Nachwuchsleute, denn 'Retrospect' tritt die Nachfolge des bekannten King's Consort an. Dessen Leiter Robert King war wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden, und der Cembalist Matthew Halls, der zuvor stellvertretender künstlerischer Leiter des Consort gewesen war, übernahm das Ensemble und hat es nun umorganisiert. Zusammen mit Sophie Gent und Matthew Truscott, Geige, sowie dem Gambisten Jonathan Manson gelingt ihm mit den Sonaten Henry Purcells ein Auftakt nach Maß.
"5) Henry Purcell, Sonate No.3 A-Moll (aus: Ten Sonatas in Four Parts, 1697): 5. [Allegro] Grave"
Dies war der Schlusssatz aus der dritten von Henry Purcells posthum veröffentlichten zehn vierstimmigen Violinsonaten. Mit diesen Werken versuchte er nach eigenen Angaben, den virtuosen und gravitätischen Stil der italienischen Geigenmusik nach England zu importieren. Dabei gelang ihm aber eine veritable Synthese aus italienischen, französischen und englischen Elementen, denen er noch seinen ganz individuellen musikalischen Stempel aufdrückte - etwa seine Vorliebe für kühne harmonische Entwicklungen und Dissonanzen.
Die - gemessen an Purcells musikgeschichtlicher Statur - nicht sehr häufig eingespielten Sonaten erfahren durch das neue Retrospect Trio eine vorzügliche Interpretation. Die Musiker agieren sehr präsent, virtuos und anpackend, dabei aber elegant und überlegen.
"6) Henry Purcell, Sonate No.5 G-Moll (aus: Ten Sonatas in Four Parts, 1697):
4. Adagio - 5. Presto - 6. Allegro - 7. Adagio"
Mit dem Finale der fünften von Henry Purcells 'Ten Sonatas in Four Parts' ging die Sendung 'Die Neue Platte' im Deutschlandfunk zu Ende, heute mit zwei hochwertigen CDs englischer Ensembles mit Alter Musik aus ihrem Heimatland. Die Aufnahme der Purcell-Sonaten mit dem Retrospect Trio, erschienen bei Linn Records, wird in Deutschland von Codaex vertrieben. Und die zuvor vorgestellte CD des Ensembles Alamire, 'Henry's Music' mit Kompositionen von und für Heinrich VIII. und vom Label Obsidian herausgebracht, wird von der Firma NOTE 1 und im Internet vertrieben.
Henry's Music
Motets from a Royal Choirbook & Songs by
Henry VIII.
Alamire
QuintEssential
Andrew Lawrence-King, Gotische Harfe
Leitung: David Skinner
Henry Purcell
Ten Sonatas in Four Parts
Retrospect Trio