Referendarin Martina Ludwig hat in ihrer Deutschstunde heute etwas besonderes vor. Sie will einer 12. Klasse Kafkas "Verwandlung" mit Hilfe von Standbildern nahe bringen, die die Beziehungen der Personen im Text untereinander sozusagen körperlich ausdrücken. Eine Gruppe von Schülern interpretiert die wachsende Dominanz von Gregor Samsas Schwester Grete mit geballter Faust gegen den Bruder im Standbild besonders drastisch - zur Freude der Lehrerin:
Schauen Sie sich das Gesicht mal an, die Brust hier, das ist .. erstarktes Selbstbewusstsein...
Dieses Standbild passt Martina Ludwig gut ins Konzept. Es bringt sie ihrem Unterrichtsziel näher. Die junge Lehrerin geht von Gruppe zu Gruppe, kommentiert, fragt, resümiert. Obwohl heute beim "großen Unterrichtsversuch" Lehrer zuhören, die sie später einmal beurteilen werden, wirkt sie ruhig und selbstbewusst - nur ihre Wangen haben sich im Laufe der Stunde leicht gerötet. Sie selbst ist Feuer und Flamme für den Stoff und will, dass die Schüler begreifen, was Gregors Schwester ihrem zum Käfer mutierten Bruder antut:
Liebe Eltern, so geht es nicht weiter, ich will vor diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen und sage daher bloß: Wir müssen versuchen, es loswerden.
WIR MÜSSEN VERSUCHEN, ESS LOSZUWERDEN...spielt Grönemeyer ein...
Herbert Grönemeyer hilft - so ist der Plan - das Verständnis für den Kafka-Text zu vertiefen - mit einem Song über Verrat und Heuchelei..
Die Referendarin im dritten Semester lässt die Schüler über Parallelen und Unterschiede in beiden Texten nachdenken. Da holt sie die Zeit ein, die Stunde ist zu Ende. Geschafft - Martina Ludwig ist erleichtert. Die Stunde der Standbilder ist gut gelaufen - das finden jedenfalls die Schüler:
Ich muss sagen, dass ich diese Stunde ziemlich gut fand, weil das einfach gut zu dem Buch gepasst hat...Das war ziemlich abwechslungsreich, was ich gut fand, dass wir dieses Standbild erstellen sollten, da sollte man seine Fantasie auch mitspielen lassen und das hat mir gefallen...
Ich find die Stunden ziemlich gut so, für Prüfungen sind die eigentlich auch gut, nur letztendlich benimmt sich der Lehrer dann im richtigen Unterricht eh nicht so, weil er das nicht umsetzen kann. Er kann ja nicht die ganze Zeit so `ne Show abziehen...
Martina Ludwig hat sich inzwischen mit ihrem Fachleiter zur Nachbesprechung zugezogen. Sie hat Glück. Rudolf Henkel, der die Referendare am Rabanus-Maurus-Gymnasium in Deutsch und Geschichte betreut, ist zufrieden:
Ich habe mich in dieser Stunde sehr wohlgefühlt: Das Miteinander der Schülerinnen und Schüler, aber auch wie sich diese Referendarin eingebracht hat und die Schüler zu dieser Arbeit an diesem Text veranlasst hat, sehr behutsam, aber methodisch interessant. Das hat mir gut gefallen...
Kleiner Schwachpunkt: Der Grönemeyer-Song war denn doch möglicherweise ein wenig zu viel, findet die Junglehrerin im Nachhinein selbst. Aber es hätte wirklich schlimmer kommen können, schließlich hat man als Referendar einiges auszuhalten:
Man steht ja in dieser Situation nicht nur mit seinem didaktischen Konzept auf dem Prüfstand, sondern mit seiner Person. Es wird ja im Prinzip auch Körpersprache, es wird ja alles bewertet, wie man formuliert... das ist eine Situation, in der Kritik auch sehr nahe gehen kann.
Obwohl sich die junge Lehrerin im Kollegium hier offensichtlich wohlfühlt, waren die Gefühle anfangs durchaus gemischt:
Wenn ich mich erinnere an die erste Sitzung hier, da war neben der Spannung auch Angst zu spüren. Für mich war das Schwierigste: Da hab ich einen Fünftklässler, einen Achtklässler, einen Zwölftklässler, wie muss ich den Stoff rüberbringen, was können die entwicklungspsychologisch schon leisten...
Das, was man an der Uni fachlich gelernt hat, jetzt souverän in der Praxis zu vermitteln - das ist die erste Hürde im Alltag eines Referendars:
...dass man am Anfang nicht so frei ist und nicht so spontan, weil man den Unterricht geplant hat und an diesem Konzept hängt. Es sind so viele Dinge, die man in der Hand halten muss und am Anfang geht das auf Kosten des Zuhörens...
Es herrscht einfach ein enormer Zeitdruck. Man kommt den ganzen Schulalltag gar nicht zu sich selber wieder zurück. Man ist immer schon in Gedanken schon bei der nächsten Stunde...
Martina Ludwigs Kollegin Hilke Seibel - erst seit kurzem Referendarin - fand anfangs am schwierigsten, von mehreren Seiten auf dem Prüfstand zu stehen:
Man muss einerseits in der Klasse sich bewähren, anderseits im Kollegium und im Studienseminar sich bewähren, und man muss mit dieser Kritik umgehen. Die braucht man ja auch, um vorwärts zu kommen. Man merkt schon sehr schnell, ob man mit den Kindern was anfangen kann. Wenn man bei allen Kindern auf dem Flur nur denkt: Oh Gott, dieses Geschreie, das kann ich nicht aushalten - dann ist man da falsch.
Schauen Sie sich das Gesicht mal an, die Brust hier, das ist .. erstarktes Selbstbewusstsein...
Dieses Standbild passt Martina Ludwig gut ins Konzept. Es bringt sie ihrem Unterrichtsziel näher. Die junge Lehrerin geht von Gruppe zu Gruppe, kommentiert, fragt, resümiert. Obwohl heute beim "großen Unterrichtsversuch" Lehrer zuhören, die sie später einmal beurteilen werden, wirkt sie ruhig und selbstbewusst - nur ihre Wangen haben sich im Laufe der Stunde leicht gerötet. Sie selbst ist Feuer und Flamme für den Stoff und will, dass die Schüler begreifen, was Gregors Schwester ihrem zum Käfer mutierten Bruder antut:
Liebe Eltern, so geht es nicht weiter, ich will vor diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen und sage daher bloß: Wir müssen versuchen, es loswerden.
WIR MÜSSEN VERSUCHEN, ESS LOSZUWERDEN...spielt Grönemeyer ein...
Herbert Grönemeyer hilft - so ist der Plan - das Verständnis für den Kafka-Text zu vertiefen - mit einem Song über Verrat und Heuchelei..
Die Referendarin im dritten Semester lässt die Schüler über Parallelen und Unterschiede in beiden Texten nachdenken. Da holt sie die Zeit ein, die Stunde ist zu Ende. Geschafft - Martina Ludwig ist erleichtert. Die Stunde der Standbilder ist gut gelaufen - das finden jedenfalls die Schüler:
Ich muss sagen, dass ich diese Stunde ziemlich gut fand, weil das einfach gut zu dem Buch gepasst hat...Das war ziemlich abwechslungsreich, was ich gut fand, dass wir dieses Standbild erstellen sollten, da sollte man seine Fantasie auch mitspielen lassen und das hat mir gefallen...
Ich find die Stunden ziemlich gut so, für Prüfungen sind die eigentlich auch gut, nur letztendlich benimmt sich der Lehrer dann im richtigen Unterricht eh nicht so, weil er das nicht umsetzen kann. Er kann ja nicht die ganze Zeit so `ne Show abziehen...
Martina Ludwig hat sich inzwischen mit ihrem Fachleiter zur Nachbesprechung zugezogen. Sie hat Glück. Rudolf Henkel, der die Referendare am Rabanus-Maurus-Gymnasium in Deutsch und Geschichte betreut, ist zufrieden:
Ich habe mich in dieser Stunde sehr wohlgefühlt: Das Miteinander der Schülerinnen und Schüler, aber auch wie sich diese Referendarin eingebracht hat und die Schüler zu dieser Arbeit an diesem Text veranlasst hat, sehr behutsam, aber methodisch interessant. Das hat mir gut gefallen...
Kleiner Schwachpunkt: Der Grönemeyer-Song war denn doch möglicherweise ein wenig zu viel, findet die Junglehrerin im Nachhinein selbst. Aber es hätte wirklich schlimmer kommen können, schließlich hat man als Referendar einiges auszuhalten:
Man steht ja in dieser Situation nicht nur mit seinem didaktischen Konzept auf dem Prüfstand, sondern mit seiner Person. Es wird ja im Prinzip auch Körpersprache, es wird ja alles bewertet, wie man formuliert... das ist eine Situation, in der Kritik auch sehr nahe gehen kann.
Obwohl sich die junge Lehrerin im Kollegium hier offensichtlich wohlfühlt, waren die Gefühle anfangs durchaus gemischt:
Wenn ich mich erinnere an die erste Sitzung hier, da war neben der Spannung auch Angst zu spüren. Für mich war das Schwierigste: Da hab ich einen Fünftklässler, einen Achtklässler, einen Zwölftklässler, wie muss ich den Stoff rüberbringen, was können die entwicklungspsychologisch schon leisten...
Das, was man an der Uni fachlich gelernt hat, jetzt souverän in der Praxis zu vermitteln - das ist die erste Hürde im Alltag eines Referendars:
...dass man am Anfang nicht so frei ist und nicht so spontan, weil man den Unterricht geplant hat und an diesem Konzept hängt. Es sind so viele Dinge, die man in der Hand halten muss und am Anfang geht das auf Kosten des Zuhörens...
Es herrscht einfach ein enormer Zeitdruck. Man kommt den ganzen Schulalltag gar nicht zu sich selber wieder zurück. Man ist immer schon in Gedanken schon bei der nächsten Stunde...
Martina Ludwigs Kollegin Hilke Seibel - erst seit kurzem Referendarin - fand anfangs am schwierigsten, von mehreren Seiten auf dem Prüfstand zu stehen:
Man muss einerseits in der Klasse sich bewähren, anderseits im Kollegium und im Studienseminar sich bewähren, und man muss mit dieser Kritik umgehen. Die braucht man ja auch, um vorwärts zu kommen. Man merkt schon sehr schnell, ob man mit den Kindern was anfangen kann. Wenn man bei allen Kindern auf dem Flur nur denkt: Oh Gott, dieses Geschreie, das kann ich nicht aushalten - dann ist man da falsch.