Archiv


Indian Summer in Sachsen

Der Weg zum Forstbotanischen Garten führt vom Tharandter Marktplatz in kleinen Windungen immer steil bergan. 1811 begründete hier, oberhalb des imposanten Weißeritztales, Heinrich Cotta die erste forstwirtschaftliche Lehranstalt. Kustos Ulrich Pietzarka:

Heike Schwarzer |
    Und dem war klar, dass Artenkenntnisse die Grundvoraussetzung für den Forstberuf sind. Der andere Grund war: welche fremdländischen Sorten eignen sich auch für die hiesige Forstwirtschaft? Und so wurde mit der forstwirtschaftlichen Lehranstalt sofort der forstwirtschaftliche Garten gegründet.

    Der Grundstein, so Ulrich Pietzarka, für die weltweit älteste wissenschaftliche Gehölzsammlung. Im Forstbotanischen Garten von Tharandt wachsen über 3000 verschiedenen Arten aus allen Kontinenten. Ein Kleinod, nicht nur für Förster, Forscher und Landschaftsarchitekten, sondern auch für jährlich zirka 50 Tausend Besucher.

    Wir spazieren gerade durch den ältesten Teil.
    Zunächst ist regellos angepflanzt, dann wieder umgestaltet worden. Wir befinden uns jetzt im Areal der Ahornbäume, die gerade jetzt im Herbst die prächtigste Färbung haben.


    Faszinierend auch die inzwischen seltenen Exemplare der amerikanischen Esskastanie.

    In den USA ist sie vom Aussterben bedroht, durch eine eingeschleppte Rindenerkrankung, einen Krebs, der die Pflanzen zum Absterben bringt. Und solche großen Exemplare, wie man sie hier sieht, gibt es in Nordamerika schon nicht mehr.

    Bisher wurde der Garten - an den steilen Hängen entlang – nur in den Tharandter Wald erweitert. Bis zu einem kleinen Platz mit dem Namen "Der letzte Blick".

    Wenn man, hier steht, dann fängt man an zu träumen.

    Kustos Ulrich Pietzarka schaut von der Grenze des alten Forstgartens auf den gegenüberliegenden Hügel und damit ein stückweit in die Zukunft: der neue Forstpark mit 42 original nachgebildeten nordamerikanischen Waldformationen, entsteht hier auf einer Fläche, die so groß ist wie 20 Fußballfelder.

    Man sieht unserer "rocky mountains". Unsere Felsanlage. Man sieht die Wege. Bei 15 Hektar Fläche möchte man schon einige Wege haben, das muss gebaut werden, das muss vor allem weitestgehend erledigt sein, bevor wir mit den Pflanzen kommen.

    Rund 2000 Pflanzen, vor allem Douglasien und Eichen-Tulpenbäume gedeihen schon im sächsischen Klein-Amerika.

    Wir rechnen so mit 50 Tausend Pflanzen, die wir auf der Fläche brauchen. Ja. Und die müssen wir eben anziehen. Kaufen, das könnten wir uns nicht leisten. Jedes Krümel Saatgut, wenn das kommt, bin ich die erste, die das nach dem Sammeln in die Hände bekommt.

    erzählt Gabi Übrig, die im Gewächshaus für die Aussaat und Anzucht verantwortlich ist. 5 bis 10 Zentimeter hoch sind die Pflanzen für das kühne Erweiterungsprojekt, das auch durch den Freistaat Sachsen unterstützt finanziert wird. Hubert Braun vom Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft:

    Der Forstpark Tharandt ist ein Zuschauermagnet, aber auch sehr wichtig für die Forschung. Wir unterstützen den neuen Forstpark finanziell mit 150 000 Euro, aber was ich noch wichtiger finde, mit der direkten Hilfe durch das Forstamt Tharandt.

    Rund 1,5 Millionen Euro wird der Forstpark schätzungsweise kosten. Viele Spender und Baumpaten braucht es noch, damit aus den kleinen nadeligen Pflanzen bald große Bäume werden.

    Hier zum Beispiel, das sind kleine Mammutbäume, die wurden hier 2000 gepflanzt. Die bekommen eine Eingangsnummer. Das sind so erste Erfolgserlebnisse, wenn das aufgeht. Die meisten von den Amerikanern säe ich aber auch draußen aus. Und wir befinden uns nun im "Mammutwäldchen". Auch ein Mammutbaum fängt mal klein an. Die Riesen unter den Großen werden bis zu 3000 Jahre alt. Das braucht noch ein bisschen.