Im Schatten von Kokos- und Arekapalmen breiten sich gepflegte Gärten bis zu einem von steilen Felsen abgeschirmten Badestrand aus. Traditionelle Holzhäuser bieten Behaglichkeit und Komfort. Es duftet nach frischen Kräutern und Räucherstäbchen. Keralas neue Touristenattraktion sind sogenannte "Health Ressorts", luxuriöse Hotelanlagen, die Entspannung mit medizinischer Behandlung kombinieren. Ayurweda heißt hier das Zauberwort. Die traditionelle indische Heilkunst beruht auf jahrhundertealtem Kräuterwissen und wurzelt in der hinduistischen Philosophie. Cornelia Kobel, eine rothaarige Schweizerin in den vierziger Jahren, hat sich gerade bei einer Massage mit heilkräuterhaltigen Ölen entspannt:
Cornelia Kobel: "Die Behandlungsweise von diesen Masseurinnen, also es war wunderbar. Irgendwie stimmten sie sich zuerst ein und es war ganz hingebungsvoll. Und auch die Begleitung von den Ärztinnen, dass sie Auskunft gaben und nicht so, wie man es vielleicht bei uns gewöhnt ist, von oben herab einen behandeln, sondern es war sehr menschlich."
Die rund 2000 Jahre alte Lehre des Ayurweda bedeutet: Das Wissen vom Leben. In Indien praktizieren heute eine viertel Million Waidyas, so der Titel ayurwedischer Ärzte, neben einer etwa gleich großen Anzahl westlich ausgebildeter Mediziner. Mithilfe von Kräuterapplikationen, Ölmassagen und Dampfbädern bringt der Heiler die Lebenskräfte im Körper in ein natürliches Gleichgewicht. Die meisten ayurwedischen Praxen verfügen über eine eigene Pharmazie, wo Kräuter gemahlen, verkocht, zu Pillen und Tinkturen verarbeitet werden. Die Rezepturen dafür stammen aus jahrhundertealten Textbüchern, die rund 1500 verschiedene Heilpflanzen beschreiben. Seit einigen Jahren gewinnt diese ganzheitliche Heilkunst nicht nur in Indien, sondern auch im wohlhabenden Westen immer mehr Anhänger, denn sie hat sich als erfolgreich in der Behandlung sogenannter Zivilisationskrankheiten erwiesen. Darüber hinaus ist Indien einer der wichtigsten Lieferanten für den weltweiten Heilkräuterhandel. Jährlich exportiert es Heilkräuter im Wert von umgerechnet etwa 150 Millionen Mark. Bester Kunde ist übrigens die Bundesrepublik Deutschland. Aber der Boom gefährdet zunehmend die biologische Artenvielfalt in Indien, die als eine der ergiebigsten der Welt gilt.
Arya Waidya Schala nennt sich einer der renommierten Hersteller ayurwedischer Präparate im Norden Keralas. In aromageschwängerten Hallen kochen Tinkturen in riesigen Kesseln, werden Kräuterpillen von Hand gerollt und maschinell in Stanniol verpackt. Die Pillen, Pasten, Öle und Lösungen aus Kerala finden Käufer in ganz Asien, vom arabischen Raum bis nach Fernost. Doch der Markterfolg hat auch seine Tücken, wie Indira Balatschandran, die biologische Beraterin der Arya Waidya Schala berichtet:
Indira Balachandran: "Früher sammelten die Heiler ihre Kräuter selbst im Wald und bereiteten daraus ihre Medizin. Heute steigt der Bedarf steil an, ayurwedische Pharmazien schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Unternehmen sind gezwungen, ihre Rohstoffe bei professionellen Kräutersammlern zu kaufen, die in allen Landsteilen operieren."
Große Pharmazien wie der Arya Waidya Schala kauften Kräuter tonnenweise ein, bestätigt Indira Balatschandran. Das Unternehmen habe keine Kontrolle über deren Herkunft und die Erntemethoden. Während traditionelle Gemeinschaften wie indigene Waldbewohner nur jene Pflanzenteile sammelten, die sie für ihren täglichen Bedarf benötigten, führe der Druck des modernen Marktes zum Raubbau durch ortsfremde Tagelöhner.
Indira Balachandran: "Wir sehen wir uns mit der raschen Vernichtung der natürlichen Bestände konfrontiert. Große Flächen unserer Wälder sind bereits zerstört worden. Daher sind viele medizinisch wertvolle Pflanzen selten geworden, manche bereits vom Aussterben bedroht. Wenn man nicht genügend Rohstoffe erhält, ist die Versuchung groß, selbige durch andere Zutaten zu ersetzen, also die Rezepturen zu verfälschen."
Auf Anraten von Dr. Balatschandran geht der Arya Waidya Schala zunehmend dazu über, seltene Kräuter zu kultivieren und massenweise anzupflanzen. Diese Versuche seien jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt, räumt die Biologin ein, denn viele Pflanzen gedeihen nur unter speziellen Bedingungen, wie sie etwa im tropischen Regenwald herrschen. Auf längere Sicht führe daher kein Weg an verstärkter staatlicher Kontrolle über den Kräutermarkt vorbei, wenn Indien nicht den Verlust einer einzigartigen natürlichen Ressource riskieren wolle. Im eigenen Interesse drängt der Arya Waidya Schala nun die Regierung, das geplante Gesetz zum Schutz der biologischen Artenvielfalt rasch zu verabschieden.
Cornelia Kobel: "Die Behandlungsweise von diesen Masseurinnen, also es war wunderbar. Irgendwie stimmten sie sich zuerst ein und es war ganz hingebungsvoll. Und auch die Begleitung von den Ärztinnen, dass sie Auskunft gaben und nicht so, wie man es vielleicht bei uns gewöhnt ist, von oben herab einen behandeln, sondern es war sehr menschlich."
Die rund 2000 Jahre alte Lehre des Ayurweda bedeutet: Das Wissen vom Leben. In Indien praktizieren heute eine viertel Million Waidyas, so der Titel ayurwedischer Ärzte, neben einer etwa gleich großen Anzahl westlich ausgebildeter Mediziner. Mithilfe von Kräuterapplikationen, Ölmassagen und Dampfbädern bringt der Heiler die Lebenskräfte im Körper in ein natürliches Gleichgewicht. Die meisten ayurwedischen Praxen verfügen über eine eigene Pharmazie, wo Kräuter gemahlen, verkocht, zu Pillen und Tinkturen verarbeitet werden. Die Rezepturen dafür stammen aus jahrhundertealten Textbüchern, die rund 1500 verschiedene Heilpflanzen beschreiben. Seit einigen Jahren gewinnt diese ganzheitliche Heilkunst nicht nur in Indien, sondern auch im wohlhabenden Westen immer mehr Anhänger, denn sie hat sich als erfolgreich in der Behandlung sogenannter Zivilisationskrankheiten erwiesen. Darüber hinaus ist Indien einer der wichtigsten Lieferanten für den weltweiten Heilkräuterhandel. Jährlich exportiert es Heilkräuter im Wert von umgerechnet etwa 150 Millionen Mark. Bester Kunde ist übrigens die Bundesrepublik Deutschland. Aber der Boom gefährdet zunehmend die biologische Artenvielfalt in Indien, die als eine der ergiebigsten der Welt gilt.
Arya Waidya Schala nennt sich einer der renommierten Hersteller ayurwedischer Präparate im Norden Keralas. In aromageschwängerten Hallen kochen Tinkturen in riesigen Kesseln, werden Kräuterpillen von Hand gerollt und maschinell in Stanniol verpackt. Die Pillen, Pasten, Öle und Lösungen aus Kerala finden Käufer in ganz Asien, vom arabischen Raum bis nach Fernost. Doch der Markterfolg hat auch seine Tücken, wie Indira Balatschandran, die biologische Beraterin der Arya Waidya Schala berichtet:
Indira Balachandran: "Früher sammelten die Heiler ihre Kräuter selbst im Wald und bereiteten daraus ihre Medizin. Heute steigt der Bedarf steil an, ayurwedische Pharmazien schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Unternehmen sind gezwungen, ihre Rohstoffe bei professionellen Kräutersammlern zu kaufen, die in allen Landsteilen operieren."
Große Pharmazien wie der Arya Waidya Schala kauften Kräuter tonnenweise ein, bestätigt Indira Balatschandran. Das Unternehmen habe keine Kontrolle über deren Herkunft und die Erntemethoden. Während traditionelle Gemeinschaften wie indigene Waldbewohner nur jene Pflanzenteile sammelten, die sie für ihren täglichen Bedarf benötigten, führe der Druck des modernen Marktes zum Raubbau durch ortsfremde Tagelöhner.
Indira Balachandran: "Wir sehen wir uns mit der raschen Vernichtung der natürlichen Bestände konfrontiert. Große Flächen unserer Wälder sind bereits zerstört worden. Daher sind viele medizinisch wertvolle Pflanzen selten geworden, manche bereits vom Aussterben bedroht. Wenn man nicht genügend Rohstoffe erhält, ist die Versuchung groß, selbige durch andere Zutaten zu ersetzen, also die Rezepturen zu verfälschen."
Auf Anraten von Dr. Balatschandran geht der Arya Waidya Schala zunehmend dazu über, seltene Kräuter zu kultivieren und massenweise anzupflanzen. Diese Versuche seien jedoch nicht immer von Erfolg gekrönt, räumt die Biologin ein, denn viele Pflanzen gedeihen nur unter speziellen Bedingungen, wie sie etwa im tropischen Regenwald herrschen. Auf längere Sicht führe daher kein Weg an verstärkter staatlicher Kontrolle über den Kräutermarkt vorbei, wenn Indien nicht den Verlust einer einzigartigen natürlichen Ressource riskieren wolle. Im eigenen Interesse drängt der Arya Waidya Schala nun die Regierung, das geplante Gesetz zum Schutz der biologischen Artenvielfalt rasch zu verabschieden.