Indiens erfolgreichster Winzer sitzt erschöpft unter einem Schatten spendenden Mangobaum. Aus der Ferne beobachtet Rajeev Samant die Handvoll Arbeiter, die zwischen den Weinstöcken das Unkraut auszupfen. Die kostbaren "Cabernet und Sauvignon"-Rebstöcke werden auf die nahende Regenzeit vorbereitet.
Eine delikate Aufgabe, bei der der Inhaber des Weinguts "Sula Vineyards” auch selbst Hand anlegt. Auf die Idee, Wein in seiner Heimatregion Nasik bei Bombay zu produzieren, kam Rajeev Samant, während eines Studienaufenthaltes im kalifornischen Silicon Valley:
"Als ich vor 12 Jahren aus Kalifornien zurückkam, fiel mir auf, dass noch niemand es gewagt hatte, in der Gegend Wein zu produzieren. Die Region um Nashik ist das Herz der indischen Traubenproduktion. Doch beschränkte sie sich auf die Tafeltraube. Ich hatte das Glück, hier ein kleines Stück Land zu besitzen. Und so sagte ich: ”Ich werde Wein, guten Wein machen."
Anfangs musste sich Rajeev Samant nicht nur den Spott der örtlichen Traubenproduzenten gefallen lassen. Auch seine Unkenntnis der Weinkultur machte ihm zu schaffen. Das nötige Know-how holte sich Samant bei Kerry Damskey, einem befreundeten Weinexperten aus Kalifornien. Der Amerikaner war vom Vorhaben auf Anhieb begeistert:
"Die Gegend hat zwei immense Vorteile. Zum einen befinden wir uns auf einer Höhe von 2000 Fuß - also etwa 600 Meter. Wir sind viel höher als Bombay, wo es sehr feucht, sehr regenreich ist. Hier hingegen genießen wir ein trockenes Klima. Die Luft ist auch reiner. Ein weiterer Vorteil ist der Winter: Der indische Winter ist sehr trocken. Es regnet fast nicht. Normalerweise würde man die Trauben im Herbst, also im September und Oktober ernten, aber hier, wegen des trockenen Winterwetters, warten wir länger. Das alles ergibt Weintrauben von ausgezeichneter Qualität."
Die erste Lese fand im Frühjahr 1999 statt. Sie ergab magere 12.000 Liter Cabernet. Inzwischen werden bei "Sula Vineyards” jährlich eine Million Flaschen abgefüllt. Mit seinen 120 Hektar ist Sula eines der kleinsten von insgesamt 30 indischen Weingütern. Hier machen die Rebsorten Cabernet-Sauvignon, Chardonnay und Zinfandel das Rennen. Im vergangenen Jahr konnte "Sula Vineyards” seinen Umsatz verdoppeln. Und die Zukunft sieht noch rosiger aus: Die Binnennachfrage nach Wein wächst jährlich um 30 Prozent.
Noch aber bleibt der edle Rebensaft für die meisten Inder unerschwinglich. Bei einem Einstiegspreis von 200 Rupien - etwa vier Euro - kann sich nur Indiens Oberschicht eine Flasche Cabernet leisten. Kerry Damskey ist dennoch fest davon überzeugt, dass Indien sich über kurz oder lang zu einem Weinland entwickeln wird:
"Der heutige indische Weinmarkt ähnelt dem amerikanischen Weinmarkt der Nachkriegszeit. Die Amerikaner haben Wein ja erst nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt - und bis in die 60er Jahre hinein war es in Amerika äußerst ungewöhnlich, Wein zu trinken. Es hat also eine ganze Generation gedauert, bis Wein sich einen festen Platz auf amerikanischen Speisetischen erobert hat. Und ich denke, es wird genau so viel Zeit vergehen müssen, bis die Inder auf den Geschmack kommen."
Und das ist Rajeev Samants Zielklientel. Der 19-jährige Santosh und seine drei Freunde nippen genüsslich an ihrem Cabernet-Sauvignon. Geldsorgen haben die vier jungen Männer keine. Santoshs Vater ist Richter am Obersten Gericht in Bombay. Von den Ausflügen seines Sohnes zu "Sula Vineyards” darf er allerdings nicht erfahren: Denn obwohl die Hindu-Religion den Genuss von Bier und Wein nicht verbietet, lehnen viele Hindus Alkohol aus moralischen Gründen ganz ab. Im Bundesstaat Gujarat herrsche sogar Alkoholverbot, sagt Santosh mit einem Schmunzeln.
"Indische Zeitungen bringen oft Berichte über die gesunden Aspekte des Weintrinkens. Aber In der allgemeinen Wahrnehmung wird Wein nach wie vor als ein gefährlicher, hochprozentiger Likör angesehen. Schauen Sie: Ich stamme aus einer typisch indischen Familie. Wenn meine Eltern mich hier sehen würden, würden sie denken, dass ich alkoholkrank bin."
Eine delikate Aufgabe, bei der der Inhaber des Weinguts "Sula Vineyards” auch selbst Hand anlegt. Auf die Idee, Wein in seiner Heimatregion Nasik bei Bombay zu produzieren, kam Rajeev Samant, während eines Studienaufenthaltes im kalifornischen Silicon Valley:
"Als ich vor 12 Jahren aus Kalifornien zurückkam, fiel mir auf, dass noch niemand es gewagt hatte, in der Gegend Wein zu produzieren. Die Region um Nashik ist das Herz der indischen Traubenproduktion. Doch beschränkte sie sich auf die Tafeltraube. Ich hatte das Glück, hier ein kleines Stück Land zu besitzen. Und so sagte ich: ”Ich werde Wein, guten Wein machen."
Anfangs musste sich Rajeev Samant nicht nur den Spott der örtlichen Traubenproduzenten gefallen lassen. Auch seine Unkenntnis der Weinkultur machte ihm zu schaffen. Das nötige Know-how holte sich Samant bei Kerry Damskey, einem befreundeten Weinexperten aus Kalifornien. Der Amerikaner war vom Vorhaben auf Anhieb begeistert:
"Die Gegend hat zwei immense Vorteile. Zum einen befinden wir uns auf einer Höhe von 2000 Fuß - also etwa 600 Meter. Wir sind viel höher als Bombay, wo es sehr feucht, sehr regenreich ist. Hier hingegen genießen wir ein trockenes Klima. Die Luft ist auch reiner. Ein weiterer Vorteil ist der Winter: Der indische Winter ist sehr trocken. Es regnet fast nicht. Normalerweise würde man die Trauben im Herbst, also im September und Oktober ernten, aber hier, wegen des trockenen Winterwetters, warten wir länger. Das alles ergibt Weintrauben von ausgezeichneter Qualität."
Die erste Lese fand im Frühjahr 1999 statt. Sie ergab magere 12.000 Liter Cabernet. Inzwischen werden bei "Sula Vineyards” jährlich eine Million Flaschen abgefüllt. Mit seinen 120 Hektar ist Sula eines der kleinsten von insgesamt 30 indischen Weingütern. Hier machen die Rebsorten Cabernet-Sauvignon, Chardonnay und Zinfandel das Rennen. Im vergangenen Jahr konnte "Sula Vineyards” seinen Umsatz verdoppeln. Und die Zukunft sieht noch rosiger aus: Die Binnennachfrage nach Wein wächst jährlich um 30 Prozent.
Noch aber bleibt der edle Rebensaft für die meisten Inder unerschwinglich. Bei einem Einstiegspreis von 200 Rupien - etwa vier Euro - kann sich nur Indiens Oberschicht eine Flasche Cabernet leisten. Kerry Damskey ist dennoch fest davon überzeugt, dass Indien sich über kurz oder lang zu einem Weinland entwickeln wird:
"Der heutige indische Weinmarkt ähnelt dem amerikanischen Weinmarkt der Nachkriegszeit. Die Amerikaner haben Wein ja erst nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt - und bis in die 60er Jahre hinein war es in Amerika äußerst ungewöhnlich, Wein zu trinken. Es hat also eine ganze Generation gedauert, bis Wein sich einen festen Platz auf amerikanischen Speisetischen erobert hat. Und ich denke, es wird genau so viel Zeit vergehen müssen, bis die Inder auf den Geschmack kommen."
Und das ist Rajeev Samants Zielklientel. Der 19-jährige Santosh und seine drei Freunde nippen genüsslich an ihrem Cabernet-Sauvignon. Geldsorgen haben die vier jungen Männer keine. Santoshs Vater ist Richter am Obersten Gericht in Bombay. Von den Ausflügen seines Sohnes zu "Sula Vineyards” darf er allerdings nicht erfahren: Denn obwohl die Hindu-Religion den Genuss von Bier und Wein nicht verbietet, lehnen viele Hindus Alkohol aus moralischen Gründen ganz ab. Im Bundesstaat Gujarat herrsche sogar Alkoholverbot, sagt Santosh mit einem Schmunzeln.
"Indische Zeitungen bringen oft Berichte über die gesunden Aspekte des Weintrinkens. Aber In der allgemeinen Wahrnehmung wird Wein nach wie vor als ein gefährlicher, hochprozentiger Likör angesehen. Schauen Sie: Ich stamme aus einer typisch indischen Familie. Wenn meine Eltern mich hier sehen würden, würden sie denken, dass ich alkoholkrank bin."