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Indien und Pakistan
Der Überraschungsgast

Jahrelang herrschte Eiszeit zwischen Indien und Pakistan. Nun traf der indische Premierminister Narendra Modi zu einem Überraschungsbesuch in Pakistan ein. Könnte die Visite eine Wende in der Politik Indiens einleiten?

    Zu sehen sind Überraschungsbesuch: Indiens Regierungschef Modi (Mitte rechts) und der pakistanische Ministerpräsident Sharif (Mitte, links)
    Proteste in Neu Delhi: Nicht alle Inder waren mit dem Besuch von Ministerpräsident Modi in Pakistan einverstanden. (picture-alliance / dpa / Press Information Bureau)
    Indiens Regierungschef Modi hatte das Treffen im Kurznachrichtendienst Twitter angekündigt: Er freue sich darauf, sich auf dem Rückweg von einem Besuch in Afghanistan am Freitagnachmittag im pakistanischen Lahore mit Premierminister Nawaz Sharif zu treffen, erklärte er.
    Zuvor hatte Modi bereits mit Sharif telefoniert und ihm zum 66. Geburtstag gratuliert. Sharif umarmte Modi beim Empfang auf dem Flughafen in der Stadt Lahore im Osten des Landes, wie das staatliche pakistanische Fernsehen zeigte. Das Gespräch sei in angenehmer Atmosphäre verlaufen, hieß es im Staatssender PTV. Ein Sprecher des pakistanischen Außenministeriums teilte mit, die beiden Regierungschefs hätten sich darauf geeinigt, die Kontakte auszuweiten und verstärkt an gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu arbeiten. Ein naher Vertrauter Modis bezeichnete den Besuch als spontane Entscheidung, der allerdings keine plötzliche Wende in der Politik Indiens bedeute.
    Angespanntes Verhältnis
    Es ist der erste Besuch eines indischen Regierungschefs in Pakistan seit mehr als zehn Jahren. Modi hatte nach seinem Amtsantritt im vergangenen Jahr die Initiative ergriffen, um das angespannte Verhältnis zu dem Rivalen Pakistan zu verbessern. Bislang gelang jedoch keine Annäherung zwischen den beiden Atomwaffenstaaten. Das Verhältnis von Indien und Pakistan ist seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 angespannt. Seit der Aufteilung des Subkontinents führten Indien und Pakistan drei Kriege gegeneinander, umstritten bis heute ist besonders die Region Kaschmir.
    Ein weiterer Streitpunkt sind die Anschläge in Mumbai vom November 2008, bei denen 166 Menschen getötet wurden. Die indische Regierung warf Islamabad wiederholt vor, den Hintermännern der Anschläge Unterschlupf zu gewähren. Als die pakistanischen Behörden im April den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge, Zaki-ur-Rehman Lakhvi, gegen Kaution freiließen, wurde dies von Indien scharf kritisiert.
    Zwischenstation in Kabul
    Modi befand sich auf dem Rückweg nach einem Besuch in Russland. Vor seiner Ankunft in Pakistan machte er in der afghanischen Hauptstadt Kabul Zwischenstation. Dort nahm er an der feierlichen Eröffnung eines Parlamentsgebäudes teil, das mit indischer Hilfe gebaut wurde. Indien unterstützt die afghanische Regierung. Pakistan dagegen finanziert nach Auffassung vieler Afghanen die aufständischen Taliban. Die pakistanische Regierung weist diesen Vorwurf zurück.
    (pg/jcs)