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Ins rechte Bild gerückt

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte - das gilt auch für das Bewerbungsfoto. Schließlich ist es der erste Eindruck, den man beim potenziellen Arbeitgeber hinterlässt. Kompetent und sympathisch möchten die meisten gerne wirken - aber eben auch mit ihrer eigenen Persönlichkeit. Beim Profi ist man meist gut beraten.

Von Andrea Lueg | 06.03.2008
    Fotos aus dem Automaten, Schnappschüsse aus dem letzten Urlaub oder von der letzten Familienfeier sind absolut tabu. Besser wendet man sich an einen Profi. Das dachte sich auch die gelernte Bankkauffrau Ellen Esser:

    "Ich habe mich das letzte Mal vor 17 Jahren beworben und habe dementsprechend überhaupt keine Erfahrungen mehr - und bin dann natürlich auch auf kompetente Beratung angewiesen."

    Es gibt inzwischen in jeder größeren Stadt Fotostudios, die sich auf Bewerbungsfotos spezialisiert haben. Ein solches hatte sich auch Ellen Esser im Internet ausgesucht. Dort kann man sich Arbeitsproben ansehen und Zusatzangebote studieren. Denn viele Fotografen arbeiten heute zum Beispiel mit Karriereberatern oder Visagisten zusammen, die Bewerbern Tipps geben können. Ellen Esser etwa, die sich bei einer Bank bewerben möchte, bekam im Kölner Fotostudio Balsereit den Rat, ein Schwarzweißfoto zu verwenden:

    "Die Banken, die sind eher konservativ. Da neigen wir eher dazu, das Ganze in Schwarzweiß zu machen, auch in Schlips und Kragen."

    Insgesamt tendieren Personalfachleute für fast alle Branchen, außer den Kreativen, zu Schwarzweiß-Bildern, weil sie dezenter und seriöser wirken. Wählt man doch ein Farbfoto, dann sollte der Hintergrund neutral und die Farben nicht zu grell sein. Was das Format des Bildes angeht: Da besteht Auswahl zwischen Hochformat, einer quadratischen Form oder auch Querformat.

    Statt der üblichen "Kopf-und-Kragen-Bilder" gibt es auch die Möglichkeit, Arme, Hände und Oberkörper mit auf das Foto zu bringen. Manche Fotografen fotografieren sogar in einer Arbeitssituation. Auch das ist, wenn es professionell gemacht wird, eine Möglichkeit, sich aus dem Heer von Bewerbern hervorzuheben. Verschiedene Fotografen haben da durchaus unterschiedliche Vorlieben, erklärt Benjamin Balsereit:

    "Für uns ist eher jetzt: nah ran."

    Wer sich im Studio ablichten lässt, sollte vorher einige Gedanken auf die Kleidung verwenden. Von offenem Hemdkragen bei Männern und offenherzigen Ausschnitten bei Frauen ist abzuraten. Die Kleidung muss berufsangemessen sein, keine Verkleidung. Brillenträger sollten darauf achten, dass sie richtig ausgeleuchtet werden. Das heißt, dass die Brille keine Schatten im Gesicht hinterlässt und auch nicht spiegelt.

    Damen: Finger weg von extravagenten Accessoires. Und: beim Make-up lässt man sich am besten beraten. In der Regel, erklärt Fotograf Benjamin Balsereit, wird heute mit digitalen Kameras gearbeitet. So lassen sich Kleinigkeiten an den Fotos auch noch korrigieren:

    "Hat jemand einen Pickel oder irgendwelche Sorgenfalten, die da eigentlich nicht hingehören, machen wir das dann im Photoshop ein bisschen weg."

    Hinterher kann man dann bequem am Computer die besten Exemplare aussuchen:

    "Im Schnitt sind es zwischen 20 und 30 Bilder, die wir brauchen und aus denen wir dann ein Bild auswählen, gemeinsam mit dem Kunden."

    Die fertigen Bilder sollte man Freunden und Bekannten zeigen und fragen, welches ihnen am besten gefällt. Auf der Internetseite www.joboderflop.dekann man Bewerbungsfotos hochladen und von anderen Internetnutzern beurteilen lassen.

    Zum Fototermin selbst sollte man möglichst entspannt und gut gelaunt erscheinen, so wird auch die Ausstrahlung auf den Bildern sympathisch. Wenn das nicht gelingt, lohnt es sich, den Termin zu verschieben:

    "Wenn man sich jetzt an diesem Tag überhaupt nicht wohlfühlt - weil man schlecht geschlafen hat, oder irgendwas in der Familie ist oder irgendetwas anderes - dann machen wir einen neuen Termin. Nur nicht mit Ach und Krach da durch, das ist Unsinn."

    Gute, professionelle Fotos kosten zwischen 30 und 50 Euro. Knausern lohnt nicht. Und wer eine Internet-Bewerbung plant, sollte sich auch gleich eine digitale Version mitgeben lassen.