Montag, 06. Mai 2024

Galeria Karstadt Kaufhof
Insolvenzverwalter präsentiert neue Investoren - Mehr als 70 Filialen sollen erhalten bleiben

Die insolvente Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geht an ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und dem deutschen Unternehmer Bernd Beetz. Mehr als 70 der 92 Filialen sollen erhalten bleiben. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus.

11.04.2024
    Verzerrte Außenansicht eines Warenhauses in einer Fußgängerzone
    Die Warenhauskette Galeria Kaufhof Karstadt hatte im Januar Insolvenz angemeldet. (Imago / Funke Foto Service)
    Die Filialzahl sei Teil der Insolvenzvereinbarung, erklärte der Insolvenzverwalter von Galeria, Denkhaus, auf einer Pressekonferenz in Essen. Die Entscheidung, welche Kaufhäuser fortgeführt und welche geschlossen werden, solle Ende April fallen. "Wir wollen für jede Filiale ein Konzept haben. Aber alle Schiffe müssen profitabel sein", erklärte der Unternehmer Beetz. Entscheidend sei dabei vor allem, welche Mieten künftig für die Immobilien gezahlt werden müssten.
    Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Bis Ende April wollen die designierten neuen Eigentümer einen Insolvenzplan vorlegen. Die endgültige Entscheidung über die Übernahme trifft die Gläubigerversammlung Ende Mai.
    Galeria Karstadt Kaufhof hatte im vergangenen Jahr einen erneuten Insolvenzantrag gestellt. Hintergrund waren die Finanzprobleme des Eigentümers, dem österreichischen Signa-Konzern. Galeria beschäftigt 12.800 Menschen.

    Wer sind die neuen Investoren?

    Die US-Investmentgesellschaft NRDC gehört dem 58-jährigen Unternehmer Richard Baker, der auch die Mehrheit an der kanadischen Warenhauskette Hudson's Bay Company (HBC) besitzt. Diese war bereits von 2015 bis 2018 Eigentümer von Galeria Kaufhof - bevor die Kette mit Karstadt fusionierte.
    Der 73-jährige Unternehmer Bernd Beetz war von 2018 bis 2019 Aufsichtsratsvorsitzender von Kaufhof. Bis 2012 leitete er elf Jahre lang den US-Kosmetikkonzern Coty.

    Das sind die Reaktionen auf die neuen Eigentümer

    Die Gewerkschaft Verdi begrüßte die Entscheidung. Es sei offensichtlich ein finanzstarker Investor gefunden worden, der Galeria als Ganzes erhalten wolle und zudem über Kompetenz im Einzelhandel verfüge, erklärte Verdi-Bundesvorständin Zimmer. Man erwarte, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiere, Standorte erhalte und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichere.
    Auch der Deutsche Städtetag reagierte positiv auf die Entscheidung. Mit der Trennung von der Signa-Gruppe hätten die verbliebenen Warenhäuser und deren Mitarbeiter eine echte Chance auf einen Neustart, betonte Hauptgeschäftsführer Dedy. "Auch für die Menschen vor Ort bleiben Kaufhäuser in den Innenstädten Ankerpunkt und Anlaufstelle."

    Fachleute sind skeptisch: "Niedergang geht in Verlängerung"

    Der Handelsexperte Jörg Funder rechnete im Deutschlandfunk nicht damit, dass die neuen Eigentümer der Warenhauskette einen Großteil der Filialen langfristig weiterbetreiben. Die in Aussicht gestellte Zahl von 70 sei ein Zugeständnis an den Insolvenzverwalter, um den Zuschlag zu bekommen, erklärte der Professor für Unternehmensführung im Handel an der Hochschule Worms. Nach einer Übergangszeit sei davon auszugehen, dass die Investoren weitere Filialen vor allem in kleinen Städten dichtmachten und nur die wirklich profitablen Standorte weiterbetrieben.
    Auch der Handelsexperte Johannes Berentzen äußerte sich im Deutschlandfunk skeptisch zur Zukunft der Warenhauskette. Die Marktsituation sei angesichts der Konkurrenz im Internet schlecht. Das Galeria-Modell brauche sehr viele neue Impulse, aber vor allem sehr viel Geld, um auf Kurs zu kommen. "Ich befürchte, dass der Niedergang nur in die Verlängerung geht", sagte der Geschäftsführer der BBE Handelsberatung.

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    Diese Nachricht wurde am 10.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.