Archiv


International konkurrenzfähig

In Bonn, Aachen und St. Augustin werden ab dem kommenden Wintersemester neue Studiengänge für Computerexperten angeboten. Dabei handele es sich um echte Eliteausbildungen und Exzellenz-Programme, die sogar US-amerikanischen Bildungsangeboten Konkurrenz machen sollen, so die beteiligten Hochschulen. Am Dienstagnachmittag wurden die Studiengänge in der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in St. Augustin vorgestellt.

    Autor: Armin Himmelrath

    Schneller, besser, internationaler und praxisnäher soll die Ausbildung von Computerexperten werden. Dazu haben sich, allen sonstigen Abgrenzungstendenzen zum Trotz, eine Fachhochschule, zwei Universitäten und gleich vier Fraunhofer-Institute zusammengetan. Das Ganze ist eine absolute Premiere für das deutsche Hochschulsystem und trägt den Titel "Bonn-Aachen International Center for Information Technology", kurz: B-IT. Martin Hofmann vom Fraunhofer-Institut für Algorithmen und wissenschaftliches Rechnen.

    Wir haben ja eine starke Informatik in Aachen und in Bonn. Wir haben die ganzen medizinischen und biologischen Forschungseinrichtungen, die zum Teil wirklich Weltklasse-Niveau haben, und die Fraunhofer-Institute sehen sich auch als Mediatoren vor allen Dingen zu Industrie-Anwendungen. Im Prinzip ist das auch unser Auftrag, nicht nur Fraunhofer-typisch, sondern auch innerhalb der IT-Akademie: diese anwendungsorientierten Aspekte mit zu vermitteln.

    Deshalb geht es für die 90 Studierenden, die im Herbst ihre Ausbildung aufnehmen, auch nicht um ein einfaches Informatik-Studium. Ziel ist vielmehr, interdisziplinäre Experten für hoch spezialisierte Einsatzbereiche auszubilden, etwa für die krankheitsbezogene Genomforschung, bei der es um die Auswertung von enormen Datenmengen aus Versuchen geht. Joachim Buhmann, Informatik-Professor an der Uni Bonn.

    Es ist besonders wichtig aus unserer Sicht, dass die naturwissenschaftliche Sichtweise auf der einen Seite und die technische Sichtweise, die in der Informatik heutzutage vorherrscht, kombiniert werden und dass die Studierenden genau in diesem Spagat eine vernünftige Ausbildung erfahren.

    Deshalb seien auch die Anforderungen an die Interessenten für den englischsprachigen Studiengang ziemlich hoch.

    Wir erwarten, dass Studierende zum Teil aus der Informatik kommen und sich eine Verbreiterung in Richtung Biologie erhoffen, zum guten Teil aus den Lebenswissenschaften, also Biologie, Chemie, Medizin, um sich die entsprechenden informationstechnologischen Grundlagen am B-IT zu erwerben, um in diesem interdisziplinären Feld bestehen zu können.

    Einer, der zu den Pionieren des neuen Studiengangs gehört, ist Kostas Papadimitropulus. Der 25jährige Grieche hatte in seiner Heimat ein Diplom als Maschinenbauingenieur absolviert, bevor er seine Bewerbung ans B-IT schickte. Ihm ging es vor allem darum, nicht zum Fachidioten ausgebildet zu werden.

    Der Masterstudiengang ist so eingerichtet, eher nicht einen Programmierer herzustellen, sondern einen Software-Ingenieur. Dazu gehört auch viel Projekt-Management, Präsentationstechniken, Umgang mit Geschäftsleuten. All das ist auch sehr wichtig.

    Die Berufschancen nach dem zweijährigen Masterstudiengang seien für die Absolventen ausgezeichnet, geben sich alle Beteiligten zuversichtlich. Von der Wissenschaft bis zu Arzneimittelfirmen und Biotechnologie-Schmieden reiche das Spektrum potenzieller Arbeitgeber. Den Optimismus teilen offenbar auch die Studierenden: Für den im Herbst beginnenden Kurs haben sich Interessenten aus zwölf Nationen eingeschrieben. Und ganz nebenbei leisteten die Fachhochschule Rhein-Sieg, die Unis Bonn und Aachen und die Fraunhofer-Institute auch noch einen Beitrag zur Hochschulreform, sagt der Aachener Professor Matthias Jarke, einer der Gründerväter von B-IT:

    Wir wollen dabei gleichzeitig den Übergang ins Bachelor-Master-System erproben. Wir fangen hier an vor allen Dingen mit internationalen Master-Studiengängen, um das Ziel auch zu verfolgen, erstklassige ausländische Studierende wieder nach Deutschland zu holen. Also die Studierendenströme, sagen wir mal, von den USA, England, nach Deutschland zurück zu lenken.

    Und: Das ganze gilt als regulärer Studiengang und kostet bisher noch keine Studiengebühren. Jedenfalls, so lange die Langzeit- und Zweitstudiengebühren auch an anderen nordrhein-westfälischen Hochschulen noch nicht eingeführt sind.