Gaza-Krieg
Internationale Kritik an Geisel-Videos der Hamas - Merz entsetzt

Die neuen Geisel-Videos der Hamas stoßen international auf harte Kritik. Bundeskanzler Merz äußerte sich entsetzt. Der CDU-Politiker sagte der "Bild"-Zeitung, die Hamas quäle die Geiseln, terrorisiere Israel und benutze die eigene Bevölkerung im Gazastreifen als Schutzschild.

    Es ist dunkel. In der unteren Bildhälfte sieht man beleuchtet eine große Menge Demonstranten mit Transparenten und Schildern. Sie schauen auf eine Leinwand über ihnen, auf der das Video zu sehen ist. Man sieht die ausgemergelte Geisel in einem engen Tunnel.
    Das Video des unterernähren Evyatar David wird während einer Demonstration für die Freilassung der Geislen gezeigt. (IMAGO / Middle East Images / ORI AVIRAM)
    Merz fügte hinzu, gerade deshalb führe zunächst kein Weg an einem verhandelten Waffenstillstand vorbei. Die Freilassung aller Geiseln sei dafür zwingende Voraussetzung. Frankreichs Präsident Macron sprach bezüglich der Videos von einer abscheulichen Grausamkeit und grenzenlosen Unmenschlichkeit. Das sei es, was die Hamas verkörpere, schrieb Macron im Online-Dienst X. Die absolute Priorität Frankreichs sei die sofortige Freilassung aller Geiseln. Die EU-Außenbeauftragte Kallas schrieb ebenfalls auf X, die Bilder der israelischen Geiseln seien erschreckend und offenbarten die Barbarei der Hamas. Diese müsse ihre Waffen niederlegen und ihre Herrschaft im Gazastreifen beenden.

    Abgemagerter Evyatar David

    In von der Hamas veröffentlichten Videos ist unter anderem ist in einem Tunnel der abgemagerte 24-jährige Evyatar David zu sehen, der sich seit rund 22 Monaten in der Gewalt der Terrororganisation befindet. Die Bilder wurden teilweise mit Aufnahmen unterernährter Palästinenser zusammengeschnitten. Lesen Sie hier, wie die Hamas die Geiseln für ihre Prpaganda missbraucht.
    Israels Ministerpräsident Netanjahu bat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz um Hilfe bei der Versorgung der Geiseln. Netanjahu teilte mit, es gehe um medizinische Unterstützung sowie die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Darüber habe er mit dem Leiter der Rot-Kreuz-Delegation in der Region, Lerisson, gesprochen. Die Hamas reagierte mit Forderungen: Israel solle die Korridore für Hilfslieferungen permanent öffnen sowie während der Versorgung der Geiseln sämtlichen Flugverkehr über dem Gazastreifen einstellen.
    Zuvor hatte auch Netanjahu sich entsetzt über die Videos geäußert. Er erklärte, die Grausamkeit der Hamas kenne keine Grenzen. Er habe den Familien der Geiseln versichert, seine Bemühungen um deren Freilassung fortzusetzen. Der rechtsextreme israelische Minister für Nationale Sicherheit, Ben-Gvir, meinte, Israel müsse als Reaktion auf die Videos noch heute den gesamten Gazastreifen besetzen. Zudem müsse man die palästinensische Bevölkerung zur, wie er es formulierte, freiwilligen Auswanderung ermutigen. Ben-Gvir äußerte sich nach einem umstrittenen Besuch auf dem Tempelberg in Jerusalem.

    Zehntausende demonstrieren erneut in Israel

    Gestern Abend hatten in Israel erneut zehntausende Menschen für die Freilassung der Geiseln demonstriert. Nach Angaben des Forums der Geisel-Familien versammelten sich fast 60.000 Menschen in Tel Aviv. Viele von ihnen hatten Fotos der Verschleppten dabei, die noch immer im Gazastreifen festgehalten werden. Auf einer Leinwand wurde - mit Zustimmung der Angehörigen - das Video Evyatar Davids gezeigt.
    Der US-Sondergesandte Witkoff hatte gestern bei einem Treffen mit Angehörigen der Geiseln angekündigt, man stehe kurz vor dem Ende des Gaza-Krieges. Es gebe einen Plan, alle nach Hause zu bringen. Der US-Nachrichtenseite "Axios" und israelischen Medien zufolge will die US-Regierung ihre Gaza-Politik ändern. Statt wie bisher zunächst nur über eine Waffenruhe und die stufenweise Freilassung der Geiseln zu verhandeln, strebe US-Präsident Trump jetzt einen umfassenden Deal an, der den Krieg beendet und alle verbleibenden Geiseln auf einmal zurückbringt, hieß es.
    Diese Nachricht wurde am 03.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.