Fast senkrecht steht die Sonne am wolkenlosen Himmel. Trocken knarrt der Bambus vor den Klassenräumen. Klebrig-süß weht Blütenduft in die offenstehenden Räume. Schon am Vormittag zeigt das Thermometer mehr als 30 Grad im Schatten: Doch "Hitzefrei" ist hier ein Fremdwort.
Das Mahindra United World College of India liegt circa fünf Autostunden südlich von Mumbai. Zwei Jahre leben, lernen und arbeiten hier Schülerinnen und Schüler gemeinsam für ihr IB, den Internationalen Schulabschluss. Eine von ihnen ist Nici aus Ulm:
"Mich hat die Idee vom "Internationalen Zusammenleben" wahnsinnig gereizt. Einfach andere Kulturen kennen zu lernen, und mit Leuten aus so vielen verschiedenen Hintergründen, sozialen Schichten, Hautfarben, Kontinenten, einfach ein gemeinsames Ziel zu haben: das IB zu bestehen. Aber auch die ganzen Aktivitäten, die ganzen Projekte zu bewältigen."
Von allen Kontinenten kommen die Jugendlichen. Aus Flüchtlingslagern ebenso wie aus wohlgepflegten Eigenheimen, aus Millionenstädten und aus entlegenen Dörfern. Vorgeschlagen von ihren Schulen oder aus eigenem Antrieb bewerben sie sich bei den nationalen Auswahlkomitees um ein Stipendium.
"Jeder wird auf Grund seiner eigenen besonderen Qualifikation ausgesucht, nicht weil die Eltern zahlen können. In einem typischen Jahr haben wir hier Schüler aus 70 Ländern dieser Erde - also 200 Schüler repräsentieren 70 Herkunftsländer."
Dr. David Wilkinson leitet das indische College seit 10 Jahren. Den Platz an einem United World College kann man mit Geld nicht kaufen.
"Fakt ist, dass zurzeit 95 Prozent unserer Schüler irgendwie finanziell unterstützt werden - viele davon sogar komplett. Das bedeutet, wir haben hier einen Querschnitt von begabten Schülern - über nationale genauso, wie über wirtschaftliche Grenzen und Gesellschaftsschichten hinweg."
Von der Freiwilligen Feuerwehr, über den Büchereiservice, bis zur Computerinstandhaltung müssen die 15- bis 18-Jährigen neben dem Schulunterricht auch ihr Zusammenleben organisieren. Eine Herausforderung, die sie ganz anders auf Studium und Arbeitsleben vorbereitet, als der normale Schulalltag zu Hause in der Heimat, meint Nici:
"Vom sozialen Aspekt habe ich einfach gelernt, viel mehr selbständig zu werden, meine ganz eigenen Entscheidungen zu treffen. Und dann eben dieses ganze Wissen, was man außerhalb der Schule noch dazu kriegt. Das fängt an, wie man ein Projekt organisiert, oder dass man einfach lernt, wie verschiedene Kulturen einfach mit verschiedenen Konflikten umgehen."
In den Sozialprojekten erleben die Jugendlichen aus aller Welt hautnah, wie das Leben außerhalb des Campus ist. Severin, 17-jähriger Schüler aus Köln:
"Und was wir dann von Indien mitkriegen ist, was wir in unseren Sozialprojekten machen, wenn wir in Waisenhäuser gehen und mit HIV-positiven Kindern arbeiten, wenn wir Projekte für Leprakranke machen. Durch den Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung kriegt man schon eine Menge mit von Indien - oft begeisternd, oft auch teilweise sehr brutal, sehr real einfach."
In das Waisenhaus im nahen Städtchen Paud kommt die Schweizerin Barbara mehrmals die Woche. Hier leben 80 ehemalige Straßenkinder aus dem Rotlichtmilieu von Mumbai. Nun haben sie die Chance, wenigstens einige Zeit zur Schule zu gehen, und ein bisschen ihrer verlorenen Kindheit nachzuholen, hofft Barbara:
"”Und zur gleichen Zeit versuchen wir, ihnen ein bisschen von der englischen Sprache beizubringen.""
"Heute haben die Jugendlichen aus dem College ein Kasperletheater mitgebracht. Ein paar Brocken Englisch, dazu Hände und Füße - und das gemeinsame Spiel beginnt."
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich die United World Colleges zu einem weltweiten Netzwerk. Bis in die Führungsetagen von Politik und Wirtschaft haben es einige aus den Colleges schon geschafft - und es werden mehr. Denn auch die jetzigen Jugendlichen wollen diese "Eine Welt" verändern, meint Dr. Wilkinson:
"Wir haben die Hoffnung, dass diese Schüler 20 Jahre später - wenn sie selbst in einflussreichen und machtvollen Berufen und Positionen sind - dass sie dann auf ihre Erfahrung zurückgreifen können, und die Kraft und den Einfluss haben, weltweite Lösungen zu finden für die Probleme, die anstehen."
Dass die Absolventen der United World Colleges mit diesem Mix aus anspruchsvollem Unterricht, Sozialarbeit und Internationalität besonders gut auf Studium und Arbeitswelt vorbereitet werden, beweist das Interesse der so genannten Elite-Universitäten wie MIT, Harvard oder Oxford. Nur zu Hause - in Deutschland - wird Nici schwerlich einen Studienplatz bekommen.
"Ich weiß, dass ich zum Beispiel viel bessere Chancen habe, in sehr gute Universitäten nach England und in die USA zu gehen, die UWC-Schüler mit Kusshand empfangen, und wahnsinnig viele Stipendien geben. Ich weiß aber, dass, wenn ich nach Deutschland zurück will, es wahnsinnig schwierig ist."
In Deutschland bekommen die Absolventen der United World Colleges an den Unis dann Anerkennungsprobleme, wenn beispielweise das Schulfach Deutsch - in Indien, Hongkong oder Venezuela - womöglich nicht muttersprachlich unterrichtet werden konnte. Dann helfen auch keine Bestnoten und zwei Jahre praktische Erfahrung in Völkerverständigung und Sozialkompetenz.
Das Mahindra United World College of India liegt circa fünf Autostunden südlich von Mumbai. Zwei Jahre leben, lernen und arbeiten hier Schülerinnen und Schüler gemeinsam für ihr IB, den Internationalen Schulabschluss. Eine von ihnen ist Nici aus Ulm:
"Mich hat die Idee vom "Internationalen Zusammenleben" wahnsinnig gereizt. Einfach andere Kulturen kennen zu lernen, und mit Leuten aus so vielen verschiedenen Hintergründen, sozialen Schichten, Hautfarben, Kontinenten, einfach ein gemeinsames Ziel zu haben: das IB zu bestehen. Aber auch die ganzen Aktivitäten, die ganzen Projekte zu bewältigen."
Von allen Kontinenten kommen die Jugendlichen. Aus Flüchtlingslagern ebenso wie aus wohlgepflegten Eigenheimen, aus Millionenstädten und aus entlegenen Dörfern. Vorgeschlagen von ihren Schulen oder aus eigenem Antrieb bewerben sie sich bei den nationalen Auswahlkomitees um ein Stipendium.
"Jeder wird auf Grund seiner eigenen besonderen Qualifikation ausgesucht, nicht weil die Eltern zahlen können. In einem typischen Jahr haben wir hier Schüler aus 70 Ländern dieser Erde - also 200 Schüler repräsentieren 70 Herkunftsländer."
Dr. David Wilkinson leitet das indische College seit 10 Jahren. Den Platz an einem United World College kann man mit Geld nicht kaufen.
"Fakt ist, dass zurzeit 95 Prozent unserer Schüler irgendwie finanziell unterstützt werden - viele davon sogar komplett. Das bedeutet, wir haben hier einen Querschnitt von begabten Schülern - über nationale genauso, wie über wirtschaftliche Grenzen und Gesellschaftsschichten hinweg."
Von der Freiwilligen Feuerwehr, über den Büchereiservice, bis zur Computerinstandhaltung müssen die 15- bis 18-Jährigen neben dem Schulunterricht auch ihr Zusammenleben organisieren. Eine Herausforderung, die sie ganz anders auf Studium und Arbeitsleben vorbereitet, als der normale Schulalltag zu Hause in der Heimat, meint Nici:
"Vom sozialen Aspekt habe ich einfach gelernt, viel mehr selbständig zu werden, meine ganz eigenen Entscheidungen zu treffen. Und dann eben dieses ganze Wissen, was man außerhalb der Schule noch dazu kriegt. Das fängt an, wie man ein Projekt organisiert, oder dass man einfach lernt, wie verschiedene Kulturen einfach mit verschiedenen Konflikten umgehen."
In den Sozialprojekten erleben die Jugendlichen aus aller Welt hautnah, wie das Leben außerhalb des Campus ist. Severin, 17-jähriger Schüler aus Köln:
"Und was wir dann von Indien mitkriegen ist, was wir in unseren Sozialprojekten machen, wenn wir in Waisenhäuser gehen und mit HIV-positiven Kindern arbeiten, wenn wir Projekte für Leprakranke machen. Durch den Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung kriegt man schon eine Menge mit von Indien - oft begeisternd, oft auch teilweise sehr brutal, sehr real einfach."
In das Waisenhaus im nahen Städtchen Paud kommt die Schweizerin Barbara mehrmals die Woche. Hier leben 80 ehemalige Straßenkinder aus dem Rotlichtmilieu von Mumbai. Nun haben sie die Chance, wenigstens einige Zeit zur Schule zu gehen, und ein bisschen ihrer verlorenen Kindheit nachzuholen, hofft Barbara:
"”Und zur gleichen Zeit versuchen wir, ihnen ein bisschen von der englischen Sprache beizubringen.""
"Heute haben die Jugendlichen aus dem College ein Kasperletheater mitgebracht. Ein paar Brocken Englisch, dazu Hände und Füße - und das gemeinsame Spiel beginnt."
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich die United World Colleges zu einem weltweiten Netzwerk. Bis in die Führungsetagen von Politik und Wirtschaft haben es einige aus den Colleges schon geschafft - und es werden mehr. Denn auch die jetzigen Jugendlichen wollen diese "Eine Welt" verändern, meint Dr. Wilkinson:
"Wir haben die Hoffnung, dass diese Schüler 20 Jahre später - wenn sie selbst in einflussreichen und machtvollen Berufen und Positionen sind - dass sie dann auf ihre Erfahrung zurückgreifen können, und die Kraft und den Einfluss haben, weltweite Lösungen zu finden für die Probleme, die anstehen."
Dass die Absolventen der United World Colleges mit diesem Mix aus anspruchsvollem Unterricht, Sozialarbeit und Internationalität besonders gut auf Studium und Arbeitswelt vorbereitet werden, beweist das Interesse der so genannten Elite-Universitäten wie MIT, Harvard oder Oxford. Nur zu Hause - in Deutschland - wird Nici schwerlich einen Studienplatz bekommen.
"Ich weiß, dass ich zum Beispiel viel bessere Chancen habe, in sehr gute Universitäten nach England und in die USA zu gehen, die UWC-Schüler mit Kusshand empfangen, und wahnsinnig viele Stipendien geben. Ich weiß aber, dass, wenn ich nach Deutschland zurück will, es wahnsinnig schwierig ist."
In Deutschland bekommen die Absolventen der United World Colleges an den Unis dann Anerkennungsprobleme, wenn beispielweise das Schulfach Deutsch - in Indien, Hongkong oder Venezuela - womöglich nicht muttersprachlich unterrichtet werden konnte. Dann helfen auch keine Bestnoten und zwei Jahre praktische Erfahrung in Völkerverständigung und Sozialkompetenz.