Montag, 06. Mai 2024

Archiv

Investigativ-Journalist verhaftet
Solidarität mit Iwan Golunow

Der russische Investigativ-Journalist Iwan Golunow steht vorläufig unter Hausarrest. Er soll angeblich mit Drogen gehandelt haben, doch "es gibt einige Leute, die Interesse daran haben, dass er seine Arbeit nicht fortsetzen kann", so Russland-Korrespondent Stephan Laack im Dlf.

Stephan Laack im Gespräch mit Isabelle Klein | 11.06.2019
Die russische Polizei geht gegen Menschen vor, die gegen die Festnahme des Journalisten Golunow protestieren.
Die russische Polizei geht gegen Menschen vor, die gegen die Festnahme des Journalisten Golunow protestieren. (ALEXANDER NEMENOV / AFP)
Große Mengen Drogen haben man in der Wohung von Iwan Golunow gefunden, so die Moskauer Polizei, weshalb der Enthüllungsjournalist erst in Untersuchungshaft saß - wo er nach eigenen Angaben geschlagen und misshandelt wurde - und nun unter Hausarrest steht.
"Golunow hat zu einigen brisanten Themen recherchiert - da geht es zum Beispiel um Korruption in Moskauer Behörden", sagte ARD-Russland-Korrespondent Stephan Laack im Dlf.
Recherchen über Korruption
Der Journalist habe für das Internetportal "Medusa" unter anderem über den Moskauer Vizebürgermeister berichtet, der sich persönlich bereichert und kürzlich neun Wohnungen in einem brandneuen Wohnkomplex im Zentrum Moskaus gekauft haben soll, zu einem Preis von 30 Millionen Euro.
Ein anderes großes Thema von Golunow sei der russischen Bestattungsmarkt gewesen, so Laack.
"Dieser Bereich gilt als einer der korruptesten und kriminellsten und Golunow deckte auf, wer am meisten an den Bestattungen verdient und wie diese Personen mit staatlichen Behörden und Strukturen in Verbindung stehen - da geht es um Polizei, Geheimdienste, Verwaltung und so weiter. Und seine Festnahme erfolgte zu einem Zeitpunkt, als er den zweiten Teil seiner Recherchen zu Ende bringen wollte. Daher gibt es einige Leute, die Interesse daran haben, dass er seine Arbeit nicht fortsetzen kann."
Solidaritätsbekundungen und Demonstrationen
Seit seiner Festnahme gab es eine Welle von Solidaritätsbekundungen mit dem Investigativ-Reporter. Drei große Tageszeitungen veröffentlichten Titelseiten, auf denen in großen Lettern "Ich bin / Wird sind Iwan Golunow" stand und für Mittwoch ist eine große Demonstration angekündigt, zu der sich auf Social Media rund 24.000 Menschen angemeldet haben.
Der Fall habe für viele Journalistinnen und Journalisten das Fass zum Überlaufen gebracht, sagte Laack im Dlf. Zum einen sei die Geschichte um den angeblichen Drogensitz nach Meinung viele Kollegen stümpferhaft und offensichtlich konstruiert. Zum anderen sei jeder Redakteur, der investigativ arbeite und zu ähnlichen Fällen recherchiere, dem gleichen Risiko ausgesetzt.