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Investitionen, Exportzahlen und Arbeitsmarktdaten

Noch bis Freitag findet in Hannover die diesjährige Industriemesse statt. Ein Schwerpunkt auf der Messe ist das Thema Energie. Wie lässt sie sich bei der Produktion besser nutzen? Wo kann sie eingespart werden? Und welchen Stellenwert haben die so genannten alternativen Energien, also Strom aus Sonnen- oder Wasserkraft beispielsweise. So hat heute der Bundesverband WindEnergie neue Marktzahlen auf dem Messegelände präsentiert.

Von Markus Rimmele |
    Man hat sich fast schon daran gewöhnt, an die Jubelbotschaften aus der deutschen Windbranche. Und das Jubeln geht weiter. Das Geschäft mit dem Wind wächst und wächst, ein Ende der Expansion ist nicht in Sicht. Die neuen Zahlen für 2006: Der Umsatz mit in Deutschland hergestellten Windkraftanlagen nahm im vergangenen Jahr um 22 Prozent zu, kletterte von 4,9 auf sechs Milliarden Euro. Vor allem der Export hat kräftig zugelegt. Doch auch in Deutschland sind Windräder immer gefragter. Peter Ahmels, der Präsident des Bundesverbandes Windenergie.

    "Diese beiden Märkte teilen sich ganz gut auf. Im Moment ist der Auslandsmarkt etwas stärker. Es sind etwa ein Auslandsmarktanteil von 61 Prozent zur Zeit. Und der Inlandsmarkt ist aber im letzten Jahr auch mehr gestiegen, als wir es erwartet haben. Es sind etwa 2000 Megawatt zugebaut worden. Und der Gesamtstrom aus Wind in Deutschland liegt immerhin bei 6,7 Prozent mittlerweile. Das ist schon mehr als die Hälfte des gesamten regenerativ erzeugten Stroms."

    Die Branche profitiert vom weltweiten Umdenken in der Energiepolitik, von der globalen Hinwendung zu den Erneuerbaren. Auch das belegen die Zahlen. Es sind längst nicht mehr nur die üblichen Verdächtigen, die Windräder aufstellen. Ausgerechnet die größten Treibhausgas-Produzenten sind die Newcomer der Windbranche. In keinem Land wuchsen 2006 die Kapazitäten so stark wie in den Vereinigten Staaten. China verdoppelte seine Windenergieproduktion und ist mittlerweile der sechstgrößte Markt der Welt. Ein neues Gesetz zur Förderung der regenerativen Energien hat dort den Sprung ausgelöst. Mittlerweile entsteht ein Prozent des verbrauchten Stroms weltweit durch Wind. Bis 2020 könnte dieser Anteil, so schätzt die Branche, auf stolze 15 Prozent ansteigen. Die Unternehmen haben also allen Grund zu investieren, zu expandieren und - Leute einzustellen. Im letzten Jahr wurden in Deutschland 8000 Arbeitsplätze im Windbereich geschaffen - trotz hoher Lohnkosten hierzulande. Windkraft ist nichts für Billiglohnländer, sagt Peter Ahmels.

    "Die Windmühle ist, anders als es den ersten Anschein hat, doch ein innovatives, ein Hightech-Produkt, wo Sie eine Menge Know-how brauchen, um so etwas zu bauen und die Komponenten insgesamt aufeinander abzustimmen. Und da ist Deutschland weltweit führend, was das komplette Wissen um Windenergie betrifft. Und mir hat es mal ein ausländischer Gast gesagt: Deutschland ist ein Supermarkt, da kriege ich alles von der Hardware bis zur Software bis zur Beratung bis zu Finanzierung. Es ist alles hier, und es ist vor allen Dingen eine langjährige Erfahrung da. Das macht Deutschland absolut interessant für Käufer aus dem Ausland."

    Deutsche Hersteller sind führend auf dem Weltmarkt. Mehr als sechzig Prozent Marktanteil können sie auf sich vereinen. Deutschland ist auch nach wie vor das Land mit den weitaus größten Windkraftkapazitäten. Nirgendwo wird mehr Windenergie erzeugt als hier. Ein stabiler Inlandsmarkt sei wichtig für die heimische Industrie, sagt die Branche und verbindet diesen Hinweis gleich mit politischen Forderungen. Die Bundesregierung solle das so genannte Repowering stärker unterstützen. Das ist der Ersatz alter Windenergieanlagen durch neue Technik. Außerdem müsse die Große Koalition bei der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes die Bedingungen für die Windkraft verbessern.

    "Wir stellen fest, dass wir zur Zeit bei einigen Stellen im Land schon an Kapazitätsengpässe kommen, die das Netz betreffen. Und da wünschen wir uns, dass wir bei der EEG-Novelle Chancen eröffnet werden, dass das Netz schneller ausgebaut wird. Es gibt dafür Vorschläge von uns, über Temperaturmonitoring, Erdkabelausbau und andere Möglichkeiten die Kapazität des Netzes zu erhöhen und damit auch die Aufnahmefähigkeit für erneuerbare Energien zu erhöhen. Denn ich glaube, das ist im Moment der Flaschenhals, und deshalb ist es da notwendig, da auch im EEG darauf Rücksicht zu nehmen und das weiterzuentwickeln."

    Immer mehr aber, das zeigt auch die Entwicklung im Jahr 2006, löst sich die Windkraft vom heimischen Markt, wird zur Exportbranche. Die Hersteller rechnen mit einer Ausfuhrquote von über 70 Prozent.