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iPhone-App auf Android-Smartphone

Mobilität.- Eine iPhone-App läuft auf keinem Android-Handy. Die Mozilla-Foundation könnte da vielleicht Abhilfe schaffen. Der Entwickler des Browsers Firefox hat ein Projekt für ein Betriebssystem gestartet, das die enge Bindung der Smartphone-Besitzer an die Systemlieferanten zu lockern verspricht.

Von Achim Killer | 30.07.2011
    Boot to Gecko nennt die Mozilla-Foundation ihr Betriebssystem-Projekt nach Gecko, der HTML-Rendering-Engine im Firefox. Es verspricht, die Grenzen zwischen den abgeschotteten Handy-Welten zu überwinden. App-Programmierer, so die Vorstellung, sollten nicht verschiedene Versionen ihrer Software schreiben, eine für iOS, eine für Android und eine für Windows-Phone 7 beispielsweise, sondern nur noch eine einzige. Branchenbeobachter sind angetan von dieser Idee, aber skeptisch, Christian Kane von Forrester Research etwa.

    "Es ist definitiv ein interessanter Schritt, um den Anwendungsentwicklern die Arbeit zu erleichtern. Aber offenkundig handelt es sich bislang um nicht viel mehr als eine Ankündigung. Das Projekt befindet sich noch in einem sehr, sehr frühen Stadium."

    Und Rüdiger Spies von IDC formuliert es so:

    "Letztlich, denke ich, wird es zum Vorteil der Verbraucher sein. Die Idee, alle Apps, die für unterschiedliche Geräte entwickelt worden sind, auf einer Plattform lauffähig zu machen, das glaube ich wirklich erst, wenn ich’s sehe. Ich denke, es ist zu früh heute. Es ist eine schöne Vision für den Verbraucher, aber ich denke, nicht unbedingt durchzusetzen."

    Apps für Boot to Gecko sollen nicht auf dem Handy installiert werden, sondern im Internet. Insofern würde das anvisierte Betriebssystem Googles Chrome-OS für PCs ähneln. Allerdings sind zuvor noch einige Hindernisse zu überwinden. Smartphones verfügen meist über deutlich mehr Hardware-Funktionalität als PCs. Man kann damit über das GSM-Mobilfunknetz telefonieren, SMS-Kurzmitteilugen verschicken und über GPS, das Global Positioning System, seinen Standort bestimmen. Mit Web-Apps geht das nur, wenn sie auf die entsprechenden Handy-Chips zugreifen können. Dazu müssen aber erst die Web-Standards weiterentwickelt werden. Und natürlich ist so etwas gefährlich: Wenn etwa ein bösartiges Programm im Netz versucht, mit einem verbundenen Handy teure Premiumnummern anzurufen. Diesem Risiko will die Mozilla-Foundation mit einem noch zu entwickelnden Rechtesystem begegnen. Ob sich derartiges sicher implementieren lässt, ist allerdings mehr als fraglich. Nun ist aber gerade ihre mangelhafte Sicherheit das größte Problem von Smartphones.

    Bekannte Sicherheitslöcher werden erst spät gestopft, weil dazu nicht nur das Handybetriebssystem repariert, sondern daran anschließend auch noch für die verschiedenen Geräte angepasst werden muss. Dieses Defizit wird auch ein Mozilla-Betriebssystem nicht beheben können.

    Ein Sicherheitsproblem könnte Boot to Gecko aber denn doch angehen, das das an den derzeitigen Entwicklern von Handy-Systemen liegt. Die Mozilla-Foundation ist eine Non-Profit-Organisation. Sie dürfte also auch kein Interesse daran haben, Nutzerdaten abzugreifen, um sie zu Geld zu machen, etwa indem sie heimlich Bewegungsprofile erstellt.