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Irak
Der Iran als Helfer in der Not?

Der irakische Botschafter in Washington hat in einem Zeitungsinterview angekündigt, der Irak müsse andere Länder um Hilfe bitten, wenn er nicht mehr Unterstützung von den USA im Kampf gegen die Isis-Dschihadisten bekomme. Der Iran steht schon bereit.

02.07.2014
    Vor einem Militärfahrzeug stehen vier Soldaten mit Maschinengewehren.
    Die irakische Armee braucht Hilfe anderer Länder im Kampf gegen die Dschihadisten der Isis. (picture alliance / dpa / Alaa Al-Shemaree)
    "Wir benötigen verzweifelt US-Hilfe, um das Blatt zu wenden", sagte der irakische Botschafter in Washington, Lukman Faily, nach Angaben der Zeitung "The Hill" auf einer Veranstaltung in Washington. Andernfalls müsse Bagdad bei anderen Ländern Hilfe suchen. Dies wird als Anspielung auf den Iran und Russland gewertet. Der Irak habe die USA um Kampfhubschrauber gebeten, so der Botschafter. Tatsächlich bekommen habe er aber Kampfjets aus Russland. Die Lage zwinge die Regierung in Bagdad, von jeder Seite Hilfe anzunehmen.
    Die USA hat dem Irak die Entsendung von 300 US-Militärberatern zugesagt, von denen bereits die ersten dort tätig sind. Außerdem sind US-Elitesoldaten zum Schutz der US-Botschaft im Irak stationiert. Das Weiße Haus betont aber weiterhin, es werde keine amerikanischen Kampftruppen im Irak geben, wie Washington-Korrespondent Ralph Sina berichtet. Auch eine militärische Zusammenarbeit mit der iranischen Armee oder den Revolutionsgarden aus Teheran beim Kampf gegen die Isis-Rebellen schloss ein Pentagonsprecher aus.
    Berichten zufolge liefert Iran längst Waffen
    Der Iran hat dem Irak bereits Hilfe in Form von Waffenlieferungen angeboten. Er hat Interesse daran, dass die Schiiten unter Ministerpräsident Nuri al-Maliki in Bagdad an der Macht bleiben. Offiziell hat Bagdad dieses Angebot bisher nicht angenommen. Medienberichten zufolge versorgt die iranische Armee aber schon seit Beginn der Isis-Offensive die irakischen Sicherheitskräfte auch mit Rüstungsgütern. Die Entsendung von Bodentruppen in den Irak hat das iranische Außenministerium ausgeschlossen.
    Muslime aus aller Welt sollen ins Kalifat kommen
    Die sunnitischen Kämpfer der Gruppe Isis, die einen islamischen Gottesstaat unter anderem im Irak und in Syrien aufbauen wollen, haben bei ihrem Vormarsch im Irak in den vergangenen Wochen große Erfolge verzeichnen können. Sie beherrschen inzwischen große Landesteile im Norden und Westen. Am Sonntag benannten sich die Dschihadisten in Islamischer Staat (IS) um und riefen ein Kalifat aus. Sie riefen Muslime in aller Welt auf, in das Kalifat zu kommen.
    Vermummte, mit Raketenwerfern und Maschinengewehren bewaffnete Männer stehen vor einer Mauer.
    Sunnitische Kämpfer haben bereits große Teile des Irak erobert. (picture alliance / dpa / Mohammed Jalil)
    Erste Sitzung des irakischen Parlaments vertagt
    Als Voraussetzung für eine Eindämmung der extremistischen Bestrebungen im Irak gilt die Wahl einer neuen politischen Führung. Die ist bisher nicht in Sicht: Das im April neu gewählte irakische Parlament vertagte am Dienstag seine erste Sitzung auf kommende Woche, weil die Abgeordneten sich nicht auf einen Parlamentspräsidenten einigen konnten. Auch für andere hohe Staatsämter gibt es keine Einigung auf die Kandidaten.
    (nin/bor)