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Irland
Leben auf dem westlichen Landrücken Europas

Das westlichste Stück irisches Festland ist die Halbinsel Dingle, die wie ein Handteller mit gespitztem Zeigefinger in den Atlantik greift. Ihr Name fällt immer wieder, wenn von einem sehr traditionellen irischen Leben und einer sagenhaften Landschaft berichtet wird.

Von Jule Reiner | 13.04.2014
    "'Sag Lebewohl Irland', rief einer der Ruderer. Und ich dreh´ mich um und sag´ nicht nur Irland Lebewohl, sondern auch England und Europa und der ganzen bizarren heutigen Welt.
    Dann bremst die Klippe die See, und drei Meilen draußen liegen die Inseln. Sie sind die von ihren Festlandbrüdern getrennten Bergspitzen, und so von oben gesehen könnte man sie für See-Ungeheuer einer archaischen Welt halten, die stoisch ihre von der Zeit abgenutzten Rücken über die ruhelos vorbeiziehenden Wellen erheben."
    Was hier erzählt wird, ist die Geschichte einer Auswanderung. Aufgeschrieben wurde sie von einem Mann namens Robin Flower, der um 1900 herum mit einigen anderen Ruderern ein Currach bestieg, ein stark gebogenes langes Boot, dessen Holzrahmen mit Tierhaut bespannt und mit Teer überzogen war. Bei ruhiger See ein wendiges seetaugliches Fischerboot, bei schwerer See kaum noch zu manövrieren. Doch es waren nur drei Meilen vom irischen Festland hinüber zur Großen Blasket Insel, wo die Männer ihre neue Heimat suchten. Drei Meilen, die in eine andere Welt führten. Um 1915 teilte sie sich eine Gemeinschaft von etwa 180 Menschen. Sie sprachen ein reines altirisch, die von den Briten verbotene gälische Sprache, und sie erzählten so gut und viel, dass Gelehrte, die ihre Insel besuchten, sie ermutigten, diese Geschichten einfach so aufzuschreiben wie sie auch mündlich über ihre Welt erzählen würden. Einer von ihnen, Maurice O´Sullivan, wird sie als eine sehr glückliche Welt beschreiben.
    "Die große Blasket erstreckt sich geradeaus zum Westen hin über die See wie ein großes Schiff, das die Wellen mittendurch schneidet; die weißen Häuser aus denen der Rauch aufstieg, waren eng zusammengepfercht. Und dann hinter der großen Blasket, die kleinen Blaskets, wie die kleinen Ferkelchen hinter der Sau. Draußen vor mir waren Mount Brandon, Mount Eagle und die MacGillycuddy Reeks ganz klar sichtbar – ohne allen Dunst oder Nebel. Ich bewunderte den Anblick und dankte Gott dafür, dass er den Himmel und die Erde geschaffen hat. Ich dachte an die vielen glücklichen Tage, die ich vor diesen Bergen verbracht hatte und erinnerte mich an die Worte meines Großvaters: "20 Jahre Wachstum, 20 Jahre Blüte, 20 Jahre Reife, 20 Jahre Verfall."
    Das westlichste Stück irisches Festland, von wo die Männer aufbrachen, ist die Halbinsel Dingle, die wie ein Handteller mit gespitztem Zeigefinger in den Atlantik greift. Ihr Name fällt immer wieder, wenn von einem sehr traditionellen irischen Leben und einer sagenhaften Landschaft berichtet wird. So sagenhaft, dass sie zum Schauplatz für ein dreistündiges Kino-Epos wurde, den Film Ryans Tochter. Gedreht als einer der letzten Breitwandfilme im 70-Millimeter-Format, gilt er in der Filmografie als verkanntes Meisterwerk des britischen Regisseurs David Lean. Den Film im Sinn und mit den Erzählungen der Blasket-Bewohner in der Tasche machen wir uns auf den Weg.
    Gewaltige Berge liegen in blaue Nebelschwaden gehüllt wie die Rücken von Urtieren über der Peninsula. Kleinere Buckel scheinen sich aus ihnen herauszulösen und entlang des Weges mitzutrotten. Aus einem von ihnen geht vor der Küste der Inch Beach hervor, jener monumentale Sandstrand im Film Ryans Tochter, auf dem traumhafte Szenen entstanden sind. Goldgelb vor der türkis schimmernden See leuchtet er wie ein Phantasma bis hinüber zu den Festlandsbergen der McGillycuddy Reeks. Ein überirdisch schöner Regenbogen spannt sich über den Horizont. Es ist wie das Eintauchen in eine andere Welt. Hinter Inch Beach wird das Sträßchen schmal, gesäumt von hohen Fuchsienhecken, die mit sonnengelben Sternblumen durchwachsen sind. Wiesengründe in pastellgrünem Flor liegen von kunstvollen Steinmauern eingerahmt über den Hügeln. Ein Filmbild löst das andere ab, bis zur Ankunft im Städtchen Dingle.
    Dingle Town, das sind knallbunte Häuser vor gewellten Wiesen, ein Leuchtturm auf der Klippe, ein Hafen mit schaukelnden Fischerbooten, eine mächtige Kirche, Geschäfte für Wollsachen und Tweed, eine enorme Dichte an Pubs und kleinen Restaurants und – ein schönes nostalgisches Kino. Obendrein wird abends ein Trad-Fest gefeiert – ein kleines Festival der Irish Music, bei dem in allen Pubs live gespielt wird. Irischer geht es denn auch nicht. In O´Flahertys Pub, einem der ältesten von Dingle, bin ich mit einem Mann verabredet, der mir über das Werden dieses Idylls erzählen wird und was der Film "Ryans Tochter" damit zu tun hat.
    Als Hollywood auf die Halbinsel kam
    O'Flahertys ist von der Decke bis zu den Sitzkojen hinunter mit ulkigen Impressionen aus dem alten Dingle behängt. Wieder eine Filmkulisse. Verblasste Fotos von längst abgefahrenen Dampfern neben Dudelsackformationen bei der Parade durch eine graue windschiefe Stadt. Gerahmte Witzsprüche, slapstickhafte Zeichnungen von heiligen Trinkern, Porträts von britischen Offizieren – alles zusammen die aberwitzige Chronik eines Ortes, in dem die Zeit stehen geblieben ist.
    Hier treffe ich Maurice Galway, der selbst Filme macht und im nostalgischen Phoenix-Kino das Dingle Film Filmfestival ins Leben gerufen hat. Vom Typ her hat er Ähnlichkeit mit dem irischen Charakterdarsteller Sean Penn und gerne erzählt er, was geschah als Hollywood nach Dingle kam.
    "Das war 1968, Dingle war unglaublich arm, die Leute hatten im wahrsten Sinn des Wortes kein Geld in der Tasche und betrieben Tauschhandel. Man konnte in einen Eisenwarenladen gehen und Holz kaufen und mit Hühnern oder Eiern dafür bezahlen. Und da gab es Tom Fitzgerald, den Besitzer eines kleinen Ladens, der als Erster von den Filmleuten profitierte. Da kam jemand zur Tür hereinkam und bestellte eine Unmenge Holz für die Absteckpfähle des Filmsets bestellte. Und Tom rief offenbar bei einem alten Mann in der Holzmühle an und der sagte: 'Wo sollen wir denn das ganze Holz auftreiben', und Tom nur: 'Ich glaub´, die drehen da ein größeres Filmchen und wir sollten das wohl hinkriegen.'"
    Ein Jahr blieb die Filmproduktion auf der Halbinsel und gab eine Million Pfund aus, erklärt Maurice den Goldrush von Dingle. Die Farmer und Fischer fingen an, Pubs und Bed-and-Breakfast-Herbergen zu bauen. Und das veränderte die Halbinsel für alle Zeit. Bis heute kommen die Leute wegen Ryans Tochter angereist.
    Was also erzählt jener Film, der eine kleine von der Welt abgeschiedene Halbinsel zur Diva gemacht hat. Er erzählt die zuriefst irische Geschichte von Tom Ryan, der das einzige Pub in einem kleinen Küstenort führt und von Rosy, seiner hübschen Tochter, die von einem besseren Leben träumt. Es ist das Jahr 1916, das Jahr der irischen Osteraufstände, und Armut bestimmt das Leben der Dorfbewohner. Sie halten sich an ihr katholisches Bekenntnis und den Hass auf die Briten. Rosy heiratet den wesentlich älteren hochanständigen Dorflehrer und Witwer Charles Shaughnessy und zieht zu ihm in die bescheidene Lehrerwohnung beim Schulhaus über dem Meer. Das Drama nimmt seinen Lauf, als ein junger britischer Major das Kommando über die nahe britische Garnison übernimmt und Rosy mit ihm ihre Leidenschaft entdeckt. Die Dörfler strafen sie mit ihrer Verachtung. Und wenn wir uns nun in O'Flahertys Pub umschauen, könnte der Wirt am Ausschank auch Tom Ryan sein und neben ihm kommt tatsächlich seine Tochter hinter dem Tresen hervor.
    Es wird eine lange Nacht in Johnny Foxes und Courraghans Bar, beide museumsreife Läden für Eisen- und Haushaltswaren, die in kunstvollem Durcheinander aus den Regalen zu purzeln scheinen. Die Verkaufstheke davor ist gleichzeitig der Ausschank. Und da hängt auch ein Foto von Robert Mitchum, der im Film den Dorflehrer Shaunessey spielte. Doch habe es zwischen Mitchum und dem Regisseur nie richtig geklickt, erzählt Maurice noch. Mitchum fühlte sich in der Rolle des gutmütigen Lehrers nicht wohl und habe sich im Garten des Landsitzes, wo er das eine Jahr wohnte, eine Marihuanaplantage angelegt. Sara Miles aber, die Darstellerin der Rosy, ist vor sieben Jahren nach Dingle zurückgekommen und hat das Filmfestival eingeweiht. Und seither sind Filmgrößen wie Gabriel Byrne, Maureen O'Hara, Alan Parker und Steven Frears zu Gast gewesen. Und alle waren sie begeistert von dem kultivierten Dingle, das so viele Kinofreunde anzieht. Am nächsten Tag brechen wir zu den Drehorten von Ryans Tochter auf.
    Drehorte des Films "Ryans Tochter"
    Steil geht der Slea Head Drive über die Küste hinauf. Und als gerieten wir nun mitten hinein in den Film, leuchtet die Sonne eine Szenerie aus wie sie fantastischer nicht sein könnte. Der Atlantik liegt in schimmerndem Blau, darin taucht die Große Blasket von allen Nebeln befreit glasklar umrissen als grün-blaues Urtier auf. Blütenweiß brechen sich die Wellen an ihren Klippen, draußen rollen sie in tiefem Türkis, Smaragdfarbe und blassem Jade.
    Die Vorstellung von einer Insel der Jugend und Unsterblichkeit unter dem westlichen Horizont taucht in vielen keltischen Legenden und Mythen auf. Einer ihrer Namen ist Hy-Brasil, welcher vom gälischen Namen einer altirischen Familie herstammt. Immer erscheint diese Insel vor der westlichen Küste und verschwindet ebenso wie es bei nebligem Wetter bis heute die Blasket Islands tun. Und nur einmal in sieben Jahren tritt Hy-Brasil klar in Erscheinung. Um 1674 soll ein Kapitän namens John Nisbet sie bei einer Schiffsreise von Frankreich nach Irland erblickt haben. Er sagte, sie sei von riesigen schwarzen Hasen bewohnt gewesen und einem Zauberer in einem steinernen Schloss. In der keltischen Kultur galt sie als Phantom und westlichste Heimat der großen Götter und der heldenhaft verstorbenen Krieger.
    Wie eine Robbe taste ich mich an eine trügerisch überwachsene Klippenkante, um den Blick auf die Große Blasket wie eine Kameratotale zu erfahren. Das Meer jetzt ein blauer Sog, in dem von dort drüben ein Boot über die Dünung herüber tanzt, hüpft und trudelt. In die Tiefe windet sich schwindelsteil eine Treppe, in den Fels gedreht wie eine Meeresschnecke. Unten eine Helling, der Landeplatz der Blasket-Fähre. Im Strand liegen ein paar Currachs auf Gestellen kieloben als hätten sie die Blasket-Leute bei ihrer Ausfahrt aufs Festland aufgebockt. Aber aus den weißen Häusern drüben steigt längst kein Rauch mehr auf.
    Wir steigen die Treppen hinunter zur Coomeenole Beach. Ockerfarbener schwerer Sand, schwarze Felsen wie Megalithdolmen in der hereinrollenden See. Wir ducken uns vor dem Wind in eine Felsnische, solch eine, wo sich Rosy im Film mit ihrem Geliebten trifft.
    "Man sieht, welche Dramatik in dieser Coomeenole Beach liegt. Genau das, wonach David Lean gesucht hat. Etwas so Schönes und Dramatisches. Die ganze Gewalt der Natur ist hier gebündelt. Auch jene Sturmszenen wurden hier gedreht, in denen militante Aufständische Waffen übers Meer hereinbringen." Es ist ja die Zeit der Osteraufstände 1916 und irischer Patriotismus und Verrat bilden den Hintergrund von Rosys Geschichte. "Bald wird sie bezichtigt werden, den Widerstand verraten zu haben."
    Maurice zeigt mir ein Schwarz-Weiß-Foto vom Filmset. Über die gesamte Steilwand vor dem Strand waren Holzgerüste gezogen, in denen die Kamerapositionen wie Adlerhorste eingehängt waren. Wir erinnern uns an das infernalische Szenario wie die Einheimischen mit ihren Currachs in den tobenden Wellen versuchen, hereintreibende Waffenkisten anzulanden. Alles wurde original in diesem einen Sturm gedreht.
    Ich könnte Maurice lange zuhören wie er Filmbilder entstehen lässt. Wie schwer es für die Techniker war, in rauem Wetter und im Winter bei Schnee und Eis das Set zu bauen. Vor allem das alte Schulhaus auf der Spitze einer Klippe über dem Atlantik genau auf der Höhe der Großen Blasket. Als wir am morgen dort waren, nichts als schwere, eiskalte Brise, wir konnten unser eigenes Wort kaum verstehen, und die Insel der Schriftsteller war nur ein Schemen im Nebel. "Doch", sagt Maurice, "es ist traumhaft wenn die Sonne da ist, wir lieben sie, aber Du brauchst auch stürmisches Wetter, um die Erfahrung zu machen wie dramatisch die Gegend ist".
    "Es muss schon eine Verbindung zwischen dem Meer und der Magie bestehen, so sehr erfüllte mich an jenem Morgen das Meer mit einem zauberhaften Glücksgefühl. Es war Ebbe, im Wasser rührte sich nichts, der Seetang lag regungslos auf dem Sand; Felsen rund um uns wärmten ihre Glatzen in der Sonne; Entenmuscheln und Uferschnecken lockerten ihren Griff an den Steinen und krochen müßig umher; kleine Häufchen Krabben kamen aus ihren Löchern hervor. Das Meer ist voll der schönsten Dinge."
    Wir haben die Peninsula zwei Mal umrundet, was nicht schwer ist. Wir haben das Gallarus Oratory angesehen, ein frühchristliches Bethaus, dessen Steinschichtungen der Schiffsform nachempfunden sind, haben den Schreien der Seevögel gelauscht und ihren eleganten Flug bewundert. In der Dingle Bay sind wir mit einem Ausflugsboot dem Wunder und Maskottchen von Dingle auf die Spur gegangen. Fungi, ein Delfin, der seit 30 Jahren als wild lebender Einzelgänger in der Bucht geblieben ist und die Touristen entzückt. Und jeden Abend haben wir mit riesiger Freude die Fischessen genossen. Pollock, Cod, Plaice, Turbot, Sole, Hake, Brass, Brill - Seelachs, Kabeljau, Steinbutt, Seezunge, Hecht und Seebarsch frisch aus dem Meer. Jetzt gibt es nur noch einen Ort, an dem sich der Kreis der Geschichte von Dingle und seinen Insel-Schriftstellern schließt.
    Insel der Schriftsteller in irischer Sprache
    Michael De Móra ist der Direktor des Blasket Centre, einem modernen Museum, das ganz dem Leben der Blasket-Leute gewidmet ist. Mit seiner Begrüßung auf altirisch und dem Hinweis, dass wir hier in Dune Cheen in der westlichsten Gemeinde der Europäischen Union angekommen sind, geht es hinein in die Geschichte einer Insel, die eigentlich nicht bewohnbar war, aber die besten Schriftsteller in irischer Sprache hervorgebracht hat. Wir stehen inmitten von alten Currachs, Werkzeugen des Alltags, vielen Fotoporträts von windgegerbten Menschen mit ausdruckstarken frohen Gesichtern. Der Museumskorridor ist angelegt wie ein Boot und endet in einer gläsernen Bugspitze als Aussichtsfenster auf die Great Blasket. Ein urgewaltiger Brecher rollt draußen über einen Felsen und zerbirst wie mit einem Big Bang in brodelnde Strudel und Wasserstaub.
    Wir sehen jetzt wieder die kleinen in die Flanke des Inselberges geduckten Häuser. Sie bestanden aus nur zwei Räumen. "Doch die Familien waren groß, Vater, Mutter, Großmutter, Großvater, eine Reihe von bis zu sieben Kindern, dazu auch die Tiere im Haus wenn sie krank waren, man stelle sich die Gerüche vor." Michael De Mòra lässt die Bilder eines häuslichen Lebens zurückkommen. Auch er ein Storyteller wie die Blasket-Leute.
    Es mag ein ungeheuer hartes, anstrengendes Leben gewesen sein, vor allem für die Frauen, die bei all der schweren Arbeit immer auch um das Leben ihrer Männer auf See bangen mussten. Dennoch beschreibt Michael die Sicht jener Menschen auf das Leben als eine geglückte. Sie sprachen von der Rückkehr, wenn sie auf die Blasket zuruderten und vom Hinausgehen in die ungewisse Welt des Festlandes, wenn sie nach dorthin ausfuhren. Für sie war die Insel die Heimat, ein vertrauter Ort, an dem sie mit den Elementen kämpften und ihr Leben bestritten.
    "Die Insulaner erzählen die Geschichte von einer Frau, die sich noch nie von zu Hause weggerührt hatte und dann bei ihrem ersten Fortgehen, als sie die Passhöhe erreicht hatte und die sich vor ihr ausbreitende Landschaft überschaute, ausrief: "Was für ein großer ermüdender Ort ist Irland", und vor der Unermesslichkeit der sich offenbarenden Welt erschreckend, für immer umkehrte und auf ihre heimische vertraute Insel zurückging."
    Doch kann man sich vom Ausguck des Blasket Centre auch die träumenden Seelen der jungen Frauen vorstellen, die auf ein besseres Leben in Amerika hoffen. Und es waren auch die Frauen, die Great Blasket als erste verließen. Ihnen folgten die Männer. Und um 1940 verblieben nur noch 40 ältere Menschen auf der Insel. Sie ließen sich bis 1953 nach und nach mit staatlicher Hilfe evakuieren. Geblieben sind 40 Bücher, viele davon ins englische und deutsche übersetzt, geschrieben in langen düsteren Tagen und den Nächten der Sehnsucht und dem Philosophieren über die Natur aller Dinge. Das vielleicht sprachschönste trägt den irischen Titel "Twenty Years a Growing", "20 Jahre Wachstum". In der deutschen Übersetzung heißt es: "Das Meer ist voll der schönsten Dinge", aus der Feder von Maurice O´Sullivan.
    "Wir saßen ruhig im Boot, der Welt Kummer und Sorgen bedrückten uns nicht, obwohl so etwas selten bei Seeleuten vorkommt, es war die Zeit zum Ausruhen, das Boot war bis zum Dollbord voll mit gutem Fisch – Pollocks - wir brauchten uns auf der Heimfahrt nicht anzustrengen, das Boot lief auf östlichem Kurs, das Meer durchpflügend, während wir an unseren Pfeifen zogen und über den Stand der Dinge plauderten."