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Is was!?

Die einen denken über Schockfotos auf Zigarettenpackungen nach, die anderen über ihren möglichen Koalitionspartner und wieder andere denken gar nicht nach und rasen gleich mehrfach in die Radarfalle beim bundesweiten Blitzmarathon.

Von Sigrid Fischer | 11.10.2013
    Schockfotos auf Zigarettenschachteln - die Kioskbesitzer setzen schon die Säge an, um kleine Durchreichen unter der Ladentheke zu basteln, damit dem Kunden der Blick aufs Elend erspart bleibt. Und die Tabakindustrie denkt schon über die Gestaltung von Ersatz-Etuis nach, die gratis mitgereicht werden und in die man die brandgefährliche Ware dann umfüllen kann. Einfach nicht hingucken, schließlich käme ja auch keiner auf die Idee, Schockfotos von angeschwemmten Wasserleichen auf das knusprige Hähnchenbrustfilet vor uns auf dem Teller zu tackern, um uns bei jedem Bissen daran zu erinnern, wie wir mit unseren subventionierten EU-Flattermännern die Märkte in ihren Herkunftsländern dumpen und – wie man sieht - die einheimische Konkurrenz in die Flucht schlagen.

    Oder die gleichen Schockbilder auf das mmhh lecker zarte Fischfilet aus afrikanischen Gewässern, die wir plündern, weil wir unsere eigenen schon leer geangelt haben.

    So was muss man sich nicht angucken, und man soll auch niemanden zwingen hinzuschauen, zum Beispiel in Sondierungsgesprächen auf Klima- oder Flüchtlingskatastrophen, wie die Grünen das tun. Dann müssen sie sich nicht wundern, wenn die Union doch lieber mit der SPD in blindem Einvernehmen glücklich wird. Dass es gestern KEINE Kartoffelsuppe gab, wie bei der Sondierung letzte Woche, das spricht doch für sich, oder?

    Wozu es überhaupt führen kann, wenn man mal genau hinschaut, haben wir ja gestern auf unseren Straßen gesehen: Blitzgeräte an jeder Ecke, und schon kriecht alles nur noch über die Fahrbahn. Kinder auf Dreirädern zeigten SUV-Angebern ne lange Nasen beim Überholmanöver. So was jeden Tag, und wir würden bald an Überbevölkerung leiden.

    Oder nehmen wir das neue Plapperportal im Internet, Huffington Post Deutschland. Wo irgendwer – zum Beispiel Cherno Jobatay und Boris Becker - irgendwas - zum Beispiel "hallo, ja doch, es gibt uns noch! Haaalllooooo, hier sind wir!" - hinterlassen darf – egal was, Hauptsache es kostet nix. Und alle anderen ihre nicht minder gehaltlosen Kommentare dazu strullern können. So ne Art Twitter im Großformat. Dahin zu schauen, das bringt allenfalls eines: dass wir beim nächsten PISA-Erwachsenentest nicht mehr auf Platz 14, sondern auf Platz 24 von 24 landen.

    Also auch dagegen hilft das Prinzip: Augen zu. Für das es auch Ausnahmen gibt: Der Limburger Problembischof zum Beispiel hätte schon etwas mehr vorzeitige Aufmerksamkeit in seinem Protzpalast verdient gehabt, und auch der Lodda Matthäus. Der wurde ja versehentlich vom Postzusteller für tot erklärt, per Stempel: "Empfänger verstorben", und regt sich auf: Jeder könne doch sehen, dass er noch lebe - ob im Fernsehen, auf dem Fußballplatz oder sonst wo. Aber, Lodda, es hat wahrscheinlich wieder mal kein Schwein hingeguckt. Die EU übrigens, die will ja jetzt doch draufschauen, aufs Elend, und hat extra ein neues System angeschafft, mit dem man Flüchtlinge schon entdecken kann, bevor sie ertrinken. Wenn es sein muss, um sie zu retten, aber eigentlich, um sie zur Umkehr zu bewegen. Aus den Augen und hoffentlich auch schnell wieder aus dem Sinn. Für irgendwas muss er ja gut gewesen sein letztes Jahr, der Friedensnobelpreis für die EU.