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Is was !? Aufreger der Woche
Eine Absicht ist eine Absicht ist eine Absicht

Ein Ministersturz mit Symbolkraft, eine allerletzte Chance für einen Gelegenheitspolitiker, ein Showdown nach englischer Art. Und ein klarer Vorteil für die GroKo: wenn sie "A" sagt, muss sie nicht "B" sagen.

Von Sigrid Fischer | 01.11.2019
Friedrich Merz, unterlag Annegret Kramp-Karrenbauer in der Wahl um den CDU-Vorsitz.
Friedrich Merz wittert die Chance auf Kanzlerwerdung (imago stock&people)
Silicon Valley ade – jetzt kommt NRW! Doch – oh je, oh je – vorher kommt: der Sturz, ausgerechnet beim zukunftsweisenden Digitalgipfel fällt der Minister.
Susanne Daubner: "Wirtschaftsminister Altmaier ist schwer gestürzt."
Das war digitalstrategisch wohl etwas zu offensiv. Statt vorauszumarschieren "hinkt" und "humpelt" Deutschland jetzt noch deutlicher hinterher.
Friedrich Merz: "Das kann so nicht weitergehen."
Nein, aber gut, dass es jetzt so ist, wie es nicht weiter gehen kann
Friedrich Merz: "Grottenschlecht!"
Chance auf Kanzlerwerdung
Denn das ist seine Chance auf die Kanzlerwerdung. Und zwar die letzte. Gelegenheitspolitiker Merz vollendet seine Biografie - jetzt oder nie. Denn er, und nur er allein weiß, woran alles liegt. Alles, die Thüringenklatsche inklusive.
Friedrich Merz: "Diese Art des Regierens in Deutschland."
Deutschland ist da im Moment tatsächlich sehr kreativ, Not macht experimentierfreudig: links, rechts, Mitte – alles relativ. Und warum sollen eigentlich immer die Wahlgewinner regieren? Thüringer Variante: den Linksparteilosen Ramelow auf die Hinterbank schicken und alle Loser in der zertrümmerten Mitte versammeln. Ohne Mehrheit zwar, dafür aber mit Minus-11%-Mann Mohring als Ministerpräsident.
Mike Mohring: "Wir müssen ja jetzt mit Thüringen irgendwas machen. Das kann ja nicht so unregierbar bleiben."
Der "Orderman" geht in Rente.
Irgendwas müssen auch die unregierten Briten machen, sonst wird’s ja langweilig für uns Zaungäste. Und sie enttäuschen nicht: Am 12.12., da heiraten andere, sie aber laden zum Showdown. Leider ohne den bekannten Sekundanten.
John Bercow: "Order, Order."
Der "Orderman" geht in Rente. Bye Bye Bercow. So einen Schiedsrichter im Parlament hätten wir auch gerne. Der gelegentlich daran erinnern würde, was man mal versprochen hatte - in dem Wissen, dass man es gar nicht umsetzen muss. Das ist jetzt nämlich richterlich bestätigt. Regierungsabsichten sind wie Neujahrsvorsätze, Absichten eben, nicht einklagbar. Zum Beispiel die Klimaziele. Alles nur Makulatur. Tja, wenn das so ist, dann lässt das Berliner Urteil eigentlich nur einen Schluss zu. Ein Satz aus der Regierungsriege von Julia Klöckner nach der Thüringenwahl, der bringt ihn ziemlich gut auf den Punkt.
Julia Klöckner: "Dann braucht es uns nicht mehr."