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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

170.000 Menschen haben dafür gestimmt, dass Markus Lanz vom öffentlich-rechtlichen Bildschirm verschwindet. Das sind weit mehr als die, die beim ADAC für ihr Lieblingsauto abgestimmt haben. Währenddessen philosophiert die Groko in Meseberg über ihre gemeinsame Zukunft.

Von Sigrid Fischer | 24.01.2014
    Ein Firmenschild des ADAC ist zu sehen.
    170.000 Menschen stimmen gegen Markus Lanz - weitaus weniger haben beim ADAC für ihr Lieblingsauto abgestimmt. (dpa / Ralf Hirschberger)
    Glauben heißt nicht wissen – den Spruch hat jeder mal reingedrückt gekriegt, in Deutsch oder Mathe oder Bio. Was die Lehrer damals verschwiegen haben, ist, dass allein der Glaube reicht, um zum Beispiel zum gefragten Top-Vorstandsvorsitzenden zu werden. Jedes Jahr im Januar werden die wie ein Orakel befragt, was sie glauben – dieses Jahr zum Beispiel glauben sie, dass es mit der Weltwirtschaft aufwärts geht - und das gilt dann. Bis das Gegenteil bewiesen ist. Wie 2008, da waren sie im Jahr davor "so optimistisch wie nie".
    Von daher muss man sich das jährliche Treffen der Spitzenlobbyisten im Schweizer Hochsicherheitstrakt Davos als eine Art hypnotische Autosuggestionsséance vorstellen, und man könnte die 2500 Teilnehmer genauso gut aber viel kostengünstiger in irgendeinen Wald karren, zum pfeifen. Reshape the world - die Welt neu gestalten wollen sie – das klingt bei den Bösewichten im James Bond auch immer so. Kleiner Tipp: Am effektivsten wird das gehen, wenn ihr bei euch selbst damit anfangt. Miss Europa glaubt erst gar nicht, dass das gelingen kann und lässt die Sause dieses Mal sausen. Das Wort "Skigebiet" ist bei ihr auch noch viel zu negativ besetzt. Und Meseberg ist doch auch hübsch gelegen, auch da kann man gut Selbstsuggestion betreiben, als Groko geschlossen vorm Kamin hockend Harmonietee trinken und murmeln: Wir verstehen uns gut, wir verstehen uns gut, wir verstehen uns...
    Ommmmm. Wenn man es nur oft genug wiederholt, wird es manchmal - trotzdem nichtwahr. Siehe der Pannen- und Schummelverein ADAC. Nichts ist älter als die Tageszeitung von gestern, hatte Geschäftsführer Obermaier die Manipulationsvorwürfe bei der Leserabstimmung zum Lieblingsauto der Deutschen abgewehrt. Noch richtiger ist: Nichts istungelesener als Deutschlands auflagenstärkste Zeitschrift. 89 Prozent regelmäßige Leser gibt der gefallene Gelbe Engeloffiziell für sein Clubmagazin "Motorwelt" an, das wären um die zwölf Millionen. Aber nur gut 3000 haben für ihr Lieblingsauto gestimmt? Das brauchen die anderen wohl unter anderem dazu, das zwangsabonnierte Gratisheft zum Altpapiercontainer zu chauffieren, sorry, liebe Anzeigenkunden. 170.000 – das ist eine valide Zahl. Ungefähr so viele Fernsehzuschauer haben dafür gestimmt, dass Markus Lanz vom öffentlich-rechtlichen Bildschirm verschwindet. Mindestens, denn die Webseite ist kaum noch erreichbar. Politisch unausgewogen, kein Anstand, stelltFragen und will die Antwort gar nicht hören – lauten die Vorwürfe in der Petition. Er wolle aus den Fehlern lernen gibt der ZDF-Inquisitor reuig zu Protokoll und hat es am Mittwoch gleich ausprobiert. Bei Ingrid Van Bergen, in Klammern 82, die im sexy Minikleid mit unbestrumpften, straffen Mädchenbeinen neben ihm saß.
    Lanz: "Wer ist im ADAC? Ingrid van Bergen? Fahren Sie noch Auto?" - Van Bergen: "Was heißt "noch"? "
    Weitere Gelegenheiten für Markus Lanz, Form und Anstand zu üben, gibt es morgen abend bei Wetten dass. Wenn alle Gäste und Wettkandidaten ausreden dürfen, könnten sich die nachfolgenden Sendungen um ein paar Wochen verschieben. Aber vorher kommt zum Glück der gelbe Rettungshubschrauber vom ADAC, und holt uns da raus – bevor die Sofastarre einsetzt. Und die Rundfunkgebühren sind mal wieder jeden Cent wert. Vielen Dank dafür.