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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

GDL-Chef Claus Weselsky wurde kürzlich gefragt, wer sein Vorbild sei. Seine Antwort überrascht – und lässt Schlimmes befürchten. Möglicherweise spricht der Mann bald von einer Kanzel zu uns.

Von Stefan Reusch | 22.05.2015
    Die GdL streikt nicht mehr. Oder sollte man sagen: Er, Claus Weselsky, streikt nicht mehr? Er ist ja sie. Und als den GDL-Chef die BILD fragte: "Wer ist Ihr Vorbild?", antwortete der – nein, eben nicht Stalin – "Luther", sagte er. Das überrascht. Aber nicht sehr. Rückblende: Mittwoch, wenige Stunden vor Streik-Ende reagierte Weselsky auf die Reporterfrage nach der voraussichtlichen Streikdauer mit dem üblichen Achselzucken, erläuterte aber dann: Das wissen weder – und jetzt wörtlich – "weder ich noch meine Mitglieder". MEINE Mitglieder. Das klingt schon sehr religionsstiftend. Luther als Vorbild, aha. Doch woher nimmt er nun eine Kanzel? Jetzt, wo er schlichtungsbedingt nicht mehr schmettert "Wir sind die Harten, ihr seid nur Weichen?" Jetzt, wo "GdL" für "ganz doll lieb" zu stehen droht?
    Rückblende: Vor fünf Jahren, der Stuttgart-21-Gesprächsmarathon wurde live übertragen vom Infokanal Phoenix, tagelang, wochenlang, erfolgreich. Damals stieg Heiner Geißler auf zum sogenannten "Quoten-Gott von Phoenix". Nun also erneut eine schöne Schlichtungsgeschichte. Wieder live? Warum nicht. Und Weselsky - würde er dann der neue Quoten-Gott von der Phoenix-Kanzel? Mit Beifall? Zulauf? Aufstieg? Fly like a phoenix...
    Sonst gab's eh nix... Oh, in der Pfalz tauchten Nazi-Skulpturen auf. Und die BILD titelte: "Verschwundene Hitlerpferde bei Razzia entdeckt." Wieherlich! Wie bei den Lasagne-Pferden, die wurden ja auch bei einer Razzia – oder?
    Warten, bis etwas in China passiert
    Noch was? Ein Spieler des abstiegsgefährdeten Fußballvereins Hamburger SV sagte: "Der Kopf ist unser Problem." Anders ist es bei der Bundeswehr. Da ist nur bei den Helmen 'ne Schraube locker. Auch einHammer–Thema, klar, jeder Ausführlichkeit wert, trotzdem: wär' schon toll, wenn in China mal wieder ein Sack Reis umfiele.
    Aber hier: der BND–Streit, ja, der! – Ha! Ja, der, der hat sich auch schon wieder gelegt. Kanzlerin Merkel betont den Wert der Zusammenarbeit, SPD-Chef Gabriel rechnet mit einem Konsens im Konflikt, was auch immer das heißt. Nur ein CSUler knurrte: "Der Vorwurf von Gabriel, dass mehr Rückgrat gezeigt werden müsste, ist wirklich eine bodenlose Frechheit." Soso. Der bemängelte nicht den Mangel an Rückgrat, sondern, dass daraus ein Vorwurf hat erwachsen können. Das ist ihm des empörten Redens wert. Und wäre ihm auch des empörten Handelns wert, wäre er nicht so, so rückgratsschwach? Nein: so haltungsflexibel. Das gehört sich so, und dass der Mann aus Bayern kommt, hat nichts damit zu tun. I wo.
    Trübe Tassen hier wie drüben, woll'n den Spaß an Trassen trüben. Auch fast interessant: Bayern will eine geplante Stromtrasse um sich herum leiten. Mag sie nicht im Freistaat haben. Einige sprechen bereits von Trassendiskriminierung, während – ach, gerade ist in China endlich ein Sack Reis... Sie wissen schon. Danke, China.