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Is was!?
Der satirische Wochenrückblick

Thomas Gottschalk bekommt den Querdenker-Preis, Sepp Blatter wird Schweizer des Jahres und die Bahn verspricht mehr Pünktlichkeit, Sauberkeit und Kundenservice. Und wenn das alles nicht schon absurd genug wäre, bricht mitten im Dezember der Frühling aus.

Von Sigrid Fischer | 18.12.2015
    Fifa-Chef Josef Blatter
    Der unter Korruptionsverdacht stehende FIFA-Chef Sepp Blatter ist Schweizer des Jahres. (AFP / FABRICE COFFRINI)
    Liegt's an der erwachten Macht, die bis dato für erwachsen gehaltene Menschen besonders der männlichen Sorte auf die Entwicklungsstufe brabbelnder Kinderzimmermonster zurückwirft? Oder eher an der lauen Frühlingsluft, dass so kurz vor Jahresende auch das Erwachen geistiger Umnachtung zunimmt? Und zwar jeden Tag doller! Mittwoch bekommt Thomas Gottschalk den – Achtung -kein Scherz! -Querdenker-Preis!! Wofür?
    Das Einzige, was er bisher quer gedacht hat ist die Vorstellung von geschmackvoller Herrengarderobe. Aber tags drauf kommt's noch besser: Schweizer des Jahres ist – Sie sitzen gut? - Sepp Blatter, ja DER Sepp Blatter,
    "Ich bin ein Engel, aber mit dem abgesägten Flügel."
    Ein Engel, ehrlich und respektvoll, und als FIFA-Boss gesperrt. "Blatters dornenvoller Kampf für eine bessere Welt" – steht unter seinem Titelbild vorne auf der "Weltwoche". Nein, da kann man keine krachende Pointe mehr drauf setzen, das war sie schon.
    Gut, das Blatt liest kaum noch einer, aber der rechtskonservative Chefredakteur Köppel leidet nun mal unter akuter Geltungssucht, für die er in deutschen Talkshows immer wieder ein dankbares Forum findet. So einem kann sowas einfallen.
    Vielleicht, liebe Kollegen in den öffentlich-rechtlichen Talkshowcastingstuben, vielleicht reicht das jetzt mal als Tatbestand für eine lebenslange Einladungssperre?
    Apropos, dass zeitgleich auch noch Wladimir Putin den Fußballpaten erneut für den Friedensnobelpreis vorschlägt kommt nicht zufällig, am Montag soll die Entscheidung über eine lebenslange Blatter-FIFA-Sperre fallen, die im Fall des 79-Jährigen wohl nur rückwirkend eine wirkliche Strafe wäre.
    Rückwirkend bleibt schlicht und einfach geradeaus gedacht auf jeden Fall festzustellen: Ja, die Macht ist immer noch mit ihr, auf dem Parteitag in Karlsruhe blieben die Lichtschwerter im Schaft, das böse O-Wort
    "Oberoberobregrenze "
    hat man der Parteitagschefin erspart und dafür andere klare Worte gefunden:
    Früher war mehr Lametta
    Und früher war mehr Lametta, wobei es an dieser Feststellung nichts, aber auch gar nichts zu deuteln gibt. Deshalb nimmt jetzt der letzte deutsche Lamettahersteller die Gold- und Silberfäden aus dem Handel und kapituliert vor der chinesischen Kunststoffgirlande. Die fängt einfach viel schöner Feuer und sorgt damit für viel Spaß und ein großes Hallo am Weihnachtsabend. Aber nicht nur davon müssen wir uns verabschieden im neuen Jahr: Auch von Stefan Raab, der mal gesagt haben soll, er wolle nie, dass ihn seine Kinder mal als abgehalfterten Spaßonkel im Fernsehen erleben. Dann sind seine Kinder wohl jetzt in dem Alter, wo sich das Fernsehverbot nicht mehr durchsetzen lässt.
    Alles neu bei der Bahn
    Aber es kommt auch was Neues in 2016: Doppeldecker ICEs, in denen einem schlecht wird, wenn man oben sitzt. Deshalb rüstet der Konzern jetzt nach: Endlich werden sämtliche ICE-Toiletten repariert.
    "Grube: Der Kunde, der Kunde muss noch mehr im Mittelpunkt stehen."
    Aber eins bleibt, wie es immer war: Erst den Baum fertig machen, dann die Geschenke reinholen, das Weihnachtsgedicht aufsagen, und es sich anschließend gemütlich machen – mit dem neuen "Star-Wars"-Baukasten von der Klötzchenfirma.
    "Es macht puff und die Kühe fallen um und die kleinen Häuser und Bäume. Da ist dann immer ein großes Hallo und viel Spaß."