Also, wäre ich Pegida oder die AfD: Ich würde ich mich jetzt erst mal bedanken bei den Primaten vom Kölner Hauptbahnhof. Wäre ich in Frankreich der Front National: Großes merci an den Mann, der gestern in Paris das Polizeirevier stürmen wollte. So sehen die effektivsten Wahlkämpfer unserer Tage aus. Obwohl: Nein, Pegida und AfD freuen sich jetzt nicht über die Schlagzeilen zur Kölner Silvesternacht. Bestimmt nicht. Ist ja doch die Lügenpresse, die das alles berichtet; kann also gar nicht stimmen - oder?
Auf dem Pegida-Lügenpressen-Trip ist jetzt auch der ehemalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich von der CSU mit seinem Rundumschlag gegen das mediale "Schweigekartell", das er nach den Übergriffen an Silvester sieht und hört und liest. Oder besser: Nicht hört und liest. Weil er offenbar nicht liest und hört. Okay: Das ZDF mag das ja verschlafen haben. Aber beim Kölner Stadtanzeiger und dem WDR und bei der Deutschen Presseagentur hätte er das schon am 1. und 2. Januar mitkriegen können. Man muss einfach nur mal ins Internet gehen, Herr Friedrich. Nach Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie einfach mal Ihre Kinder.
Von Ihrem CDU-Freund Roland Koch, dem früheren hessischen Ministerpräsidenten, hat ja die polnische Regierung kräftig gelernt. So wie der vor sechs Jahren den ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender abserviert hat, machen unsere Nachbarn hinter der Oder das jetzt mit ihrem gesamten öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Weil, wie der polnische Außenminister Witold Waszczykowski der "Bild"-Zeitung gesagt hat: es geht gegen den "neuen Mix von Kulturen und Rassen", gegen "eine Welt aus Radfahrern und Vegetariern". Verglichen mit diesem Mann ist jeder CSU-Politiker ein Leuchtturm an intellektueller Potenz. Unsere Kanzlerin kann da nur glücklich sein - auch, wenn's in Kreuth immer bitterkalt ist.
Schwieriger ist da schon der Koalitionspartner von Links. Thomas Oppermann, der Chef der SPD-Bundestagsfraktion, hat Angela Merkel ja deutlich aufgefordert, sie sollte gefälligst mehr nach rechts marschieren. Dass unsere Angela zu links ist, hatte ja auch schon Gregor Gysi von der gleichnamigen Partei bemängelt. Ist ja auch eine Zumutung, wo die erste sozialdemokratische Kanzlerin ihre Wähler wegfischt: bei linken Radfahrern und Vegetariern. Ansonsten, wenn wir mal Köln beiseitelassen, war das eine richtig gute Woche.
Michel Platini will nicht mehr FIFA-Präsident werden. Willkommen in der Realität, Monsieur. Für den Comicpreis des wichtigsten europäischen Comic-Festivals im französischen Angoulême werden jetzt auch Frauen nominiert - nachdem erst nur 30 Männer auf der Longlist standen und von denen etliche nicht mehr mitmachen wollten. Willkommen in der Gegenwart, Ihr Festivalmacher.
Die anglikanische Priesterin Mpho Andrea Tutu, die Tochter des südafrikanischen Nobelpreisträgers und Alt-Erzbischofs Desmond Tutu, hat geheiratet: eine Amsterdamer Kinderärztin. Willkommen im Mix von Kulturen und Rassen, Andrea.
Und das noch: Madonnas Konzert in Singapur im Februar ist von den Behörden nur für Erwachsene zugelassen worden - wegen "sexueller Anspielungen" während der Show. Kölner Primaten können sich also die Reise nach Singapur sparen.