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Islamistenszene
Razzien gegen möglicherweise gewaltbereite Islamisten

Die Polizei ist mit einem Großaufgebot in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gegen mutmaßliche Anhänger der Terrormiliz "Islamischer Staat" vorgegangen. Die vier Männer hatten möglicherweise einen Anschlag in Berlin geplant. Gegen einen Festgenommenen war zuvor auch Haftbefehl wegen der Mitgliedschaft im IS in Algerien erlassen worden.

04.02.2016
    Polizisten stehen bei einer Razzia gegen Islamisten in Berlin neben einem Polizeifahrzeug, in das sie zuvor einen Verdächtigen gebracht hatten.
    Polizisten stehen bei einer Razzia gegen Islamisten in Berlin neben einem Polizeifahrzeug, in das sie zuvor einen Verdächtigen gebracht hatten. (dpa / Paul Zinken)
    Den vier Männern wird die Vorbereitung von "schweren staatsgefährdenden Gewalttaten" vorgeworfen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Berlin sagte, es gehe um mögliche Anschlagsplanungen für Deutschland - konkret für Berlin. Sie seien aber noch in einem frühen Stadium. Medienberichte, wonach die Verdächtigen einen Anschlag auf den Alexanderplatz oder den Checkpoint Charlie geplant haben könnten, bestätigten die Ermittler nicht. RBB-Korrespondent Knut Müller berichtete, dass die Gruppe nach Einschätzung aus Sicherheitskreisen gut geschult gewesen sei und sich ausgesprochen konspirativ verhalten habe.
    Der Hauptverdächtige wurde in einem Flüchtlingsheim in Attendorn im Sauerland festgenommen. Gegen den 35-Jährigen hatten die algerischen Behörden zuvor einen Haftbefehl wegen der Mitgliedschaft in der Terrormiliz IS erlassen. Er sei den Ermittlungen zufolge in Syrien militärisch ausgebildet worden. Wie Berlins Polizeisprecher Stefan Redlich mitteilte, habe die Polizei dem Ersuchen der algerischen Seite entsprochen.
    Polizisten führen bei einer Razzia gegen Islamisten am 04.02.2016 in Berlin einen mit einem Tuch verdeckten Verdächtigen ab. Bei Razzien in mehreren Bundesländern hat die Polizei mehrere Islamisten festgenommen, die ein Attentat in Deutschland oder im europäischen Ausland geplant haben sollen
    Polizisten führen bei einer Razzia gegen Islamisten einen Verdächtigen ab, (dpa/picture-alliance/Paul Zinken)
    In dem Heim wurde ebenfalls seine 27 Jahre alte Ehefrau festgenommen. Auch ihr wird eine Mitgliedschaft im IS vorgeworden. Sie ist laut Polizei keine Beschuldigte im Fall der Anschlagsplanungen, gelte aber als mögliche Kontaktperson.
    Zwei Verdächtige nicht festgenommen worden
    Verdächtig sind daneben noch drei Männer im Alter zwischen 26 und 49 Jahren. Ein 49-jähriger Algerier wurde im Zuge der Razzia in Berlin festgenommen - allerdings ebenfalls nicht wegen der Anschlagsplanungen. Laut Polizei hatte gegen ihn ein Haftbefehl wegen Urkundenfälschung aus einem anderen Verfahren vorgelegen. Die beiden anderen Verdächtigen seien angetroffen, aber nicht festgenommen worden, sagte Sprecher Redlich.
    Insgesamt seien in Berlin vier Wohnungen und zwei Arbeitsstellen der Verdächtigen, ein Kiosk und ein Backshop, durchsucht worden. Das Berliner Landeskriminalamt leitete die Aktion der zeitgleichen Durchsuchungen. Rund 450 Beamte stellten Computer, Mobiltelefone und Aufzeichnungen sicher. Waffen seien zunächst nicht gefunden worden. Die Beweismittel sollten nun ausgewertet, die Festgenommenen einem Haftrichter vorgeführt werden.
    (vic/dk/hba/fwa)