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Israel und Syrien
Schwerste militärische Auseinandersetzung seit Jahren

Israels Armee hat Ziele auf syrischem Boden angegriffen - und Syrien feuerte zurück: Die heutige Konfrontation gilt als schwerste militärische Auseinandersetzung zwischen beiden Staaten seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs. Die syrische Armee drohte noch einmal mit direkter Vergeltung auf israelische Angriffe.

Von Torsten Teichmann | 17.03.2017
    Israelischer Soldat auf den Golanhöhen
    Israelischer Soldat auf den Golanhöhen (AHMAD GHARABLI / AFP)
    Der Bürgerkrieg in Syrien ist für Israels Regierungschef Netanjahu zu einem strategischen Problem geworden, seit Russland eingreift. Denn Russland unterstützt Präsident Assad und damit dessen Verbündete Hisbollah und Iran. Für Israel eine Bedrohung, erklärte Netanjahu vor einer Woche beim Besuch in Moskau:
    "Mit Bezug auf Syrien wird Israel sich nicht gegen eine Waffenruhe stellen, aber wir widersprechen mit Nachdruck der Möglichkeit, dass Iran und dessen Handlanger eine militärische Präsenz in Syrien behalten. Aus meiner Erfahrung mit Putin ist der Austausch nicht nur wichtig um Missverständnisse zu vermeiden, sondern findet auch Umsetzung vor Ort."
    Israel widerspricht syrischer Darstellung
    Russlands Eingreifen in Syrien hat vor Ort aber im Wesentlichen das Regime Assad gestärkt. Das hat Israel in der vergangenen Nacht deutlich erlebt. Die Luftwaffe war Angriffe auf Ziele in Syrien geflogen. Offenbar galt der Einsatz einem Waffentransport an die libanesische Hisbollah-Organisation, womöglich Kurzstreckenraketen vom Typ Scud. Die syrische Armee Syrien aktivierte ihre Luftabwehr und feuerte mehrere Boden-Luftraketen russischer Bauart - zum ersten Mal.
    Das syrische Militär hat die israelischen Luftangriffe bestätigt. Israel habe syrischen Luftraum verletzt, heißt es aus Damaskus. Die Militärführung erklärte außerdem, die syrische Armee habe einen der israelischen Kampfjets über von Israel besetztem Gebiet abgeschossen und einen anderen Jet beschädigt.
    Das israelische Militär hat dieser Darstellung mittlerweile widersprochen. Die Raketen hätten die Kampfflugzeuge verfehlt. Danach schlugen zwei Projektile auf freiem Feld in Israel ein. Eines sei vom israelischen Abwehrsystem Arrows-2 abgefangen worden. Die Reste des Geschosses gingen offenbar in Jordanien nieder. Eine Explosion war in der Nacht weithin zu hören - auch zwischen Jerusalem und der israelischen Stadt Modi’in.
    Syrische Armee droht mit Vergeltung
    Israels Politiker hatten immer wieder erklärt, in Syrien einzugreifen, falls sie die Sicherheit des eigenen Landes bedroht sehen. So Ministerpräsident Netanjahu in seiner Rede vor dem US-Kongress in Washington 2015:
    "Wir werden nicht zulassen, dass Iran eine zweite Front auf dem Golan eröffnet. Wir werden keine Angriffe von syrischem Gebiet auf uns zulassen. Wir werden mit Nachdruck dagegen vorgehen und sind dagegen vorgegangen. Und wir werden nicht die Lieferung von Waffen an die Hisbollah zulassen, die das Gleichgewicht verändern."
    Die Konfrontation der vergangenen Stunden gilt als schwerste militärische Auseinandersetzung zwischen beiden Staaten seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs. Die syrische Armee hat noch einmal mit direkter Vergeltung auf israelische Angriffe gedroht.