Reden - Reden - Reden. Da der Regen kräftig fällt an diesem Wochenende in Brandenburg, müssen die offiziellen Programmpunkte Bogenschießen und Kanufahren ausfallen. Also mehr Zeit für die Mitglieder der grünen Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus sich auf das Regieren im nächsten Jahr vorzubereiten - hier im Vier-Sterne-Superior-Wellnesshotel in Sommerfeld. "Green Governance" - grünes Regieren ist schließlich das Thema ihrer Klausurtagung.
"Wir werden diesmal mit unserem Programm ein Angebot an die ganze Stadt machen müssen und machen wollen."
sagt Fraktionschefin Ramona Pop. Denn die Grünen werden in Berlin zur Volkspartei. Mit 27 Prozent der Wählerstimmen sieht das Meinungsforschungsinstitut Forsa die Grünen knapp vor der Regierenden SPD mit 26 Prozent.
"Ja, die Grünen sind offensichtlich nicht mehr der ewige Juniorpartner und nicht nur das Korrektiv einer großen Partei. Wir sind auf Augenhöhe."
Und deshalb geben sich die Berliner Grünen realpolitischer denn je, basteln an einem mehrheitstauglichen Programm, laden sich zur Klausur regierende Grüne ein, wie zum Beispiel Bremens Finanzsenatorin. Eine grüne Spitzenfrau ist zwar nicht persönlich anwesend, aber doch immer präsent an diesem Wochenende im Wellnesshotel: Renate Künast:
"Renate Künast ist eine tolle Frau. Renate Künast ist die beliebteste Grüne in der gesamten Bundesrepublik. Renate Künast ist eine geeignete Kandidatin für den Posten der regierenden Bürgermeisterin in Berlin."
Klarer Fall - alle wünschen sich Renate Künast als Spitzenkandidatin. Allein, die 54-jährige Juristin hat noch nicht öffentlich kundgetan, ob sie für dieses Amt bereitsteht. Interviews zu diesem Thema schlägt sie aus. Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, sagt Fraktionschefin Ramona Pop.
"Es gibt überhaupt keinen Grund, länger als ein Jahr vor der Wahl Spitzenkandidaten zu benennen."
Vorher muss Renate Künast gemeinsam mit ihrer Partei auch noch einige Entscheidungen treffen: Sieht sie ihre Zukunft im Bund oder im Land Berlin? Wird sie in den Bundestag zurückkehren, sollte sie nicht Senatorin oder Regierende Bürgermeisterin werden? Wenn ja, wäre dies nicht eine halbherzige Kandidatur, die von den politischen Konkurrenten weidlich ausgenützt würde? Andererseits: Oppositionschefin im Berliner Landesparlament - dieses Amt dürfte für die ehemalige Bundesverbraucherschutzministerin eine Nummer zu klein sein. Benedikt Lux, grünes Mitglied im Abgeordnetenhaus:
"Es ist ja so ein kleines Luxusproblem. Denn Renate Künast ist die stärkste Oppositionspolitikerin gerade im Bundestag. Das heißt, sie müsste sich eigentlich vorbereiten, Bundesministerin zu werden. Sie hätte ganz andere Optionen, die da auch ins Haus stehen. Wer weiß, wie lang die schwarz-gelbe Koalition noch anhält, wer weiß, ob die überhaupt noch ein gescheites Projekt hinkriegen in dieser Legislatur, und da wird sie eigentlich auch gebraucht."
Außerdem: Renate Künast dürfte als grüne Spitzenkandidatin in Berlin nur antreten, wenn sie die gesamte Partei hinter sich weiß. Und das heißt: auf einem realpolitischen Kurs. Doch daran gibt es noch einige Zweifel.
Das interkulturelle Umwelt- und Gesundheitsfestival in Kreuzberg am vergangenen Wochenende. Hier reden kopftuchtragende Türkinnen mit gepiercten Punkern, der Vegetarierbund ist genauso vertreten wie der multikulturelle Nachbarschaftsgarten. Die Umgebung ist rauer und weniger gediegen als das 4-Sterne-Superior Wellness-Hotel, in dem zur selben Zeit die Abgeordnetenhaus-Fraktion tagt.
Auf so einem Fest darf die größte Volkspartei Kreuzbergs natürlich nicht fehlen und auch nicht der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete, der Grüne Hans-Christian Ströbele. Mit knapp 47 Prozent der Erststimmen errang Ströbele im letzten Jahr zum dritten Mal hintereinander das Bundestagsdirektmandat in Kreuzberg-Friedrichshain. Auch bei den Zweitstimmen lagen die Grünen auf Platz eins vor der SPD.
"Wir sind seit der letzten Bundestagswahl und vorher auch schon seit der letzten Abgeordnetenhaus- und Bezirkswahl das Vorbild, das alle anderen erreichen müssen","
sagt der mittlerweile 71-jährige Ströbele. Entsprechend selbstbewusst treten die traditionell als links geltenden Kreuzberger Grünen auf. Sie versammeln sich zwar auch hinter Renate Künast, stehen aber nicht unbedingt hinter dem strikt realpolitischen Kurs der Fraktion. Was mögliche Koalitionen angeht, bringt die grüne Basis in Kreuzberg eine auf Länderebene brandneue politische Verbindung ins Spiel - die Linkspartei als Juniorpartner der Grünen.
""Die Linkspartei in Berlin hat ja nun auch gezeigt, dass sie regieren kann, und hat das ja auch gemacht. Also ich fände das auf jeden Fall spannend und eine gute Option. Ob sie machbar ist, muss man abwarten, aber ich würde sie nicht ausschließen wollen."
Grün - dunkelrot - diese Koalition dürfte eher abschreckend auf bürgerliche Wechselwähler wirken und auch nicht im Interesse Renate Künasts sein. Lassen sich die Kreuzberger Grünen disziplinieren? Diese Frage wird die Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion sich selber beantworten müssen, bevor sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Landesparteitag Anfang November ihre Bereitschaft zur Spitzenkandidatur erklären wird. Und einen Begeisterungssturm an der Berliner Basis dürfte sie damit trotzdem auslösen.
"Ich wünsche mir Renate Künast als Spitzenkandidatin, ja. Ich glaub, das wäre gut für Berlin, das wäre gut für die Berliner Grünen, das wäre ein besonders spannender Wahlkampf, das Duell Künast - Wowereit, darauf freuen sich viele."
"Wir werden diesmal mit unserem Programm ein Angebot an die ganze Stadt machen müssen und machen wollen."
sagt Fraktionschefin Ramona Pop. Denn die Grünen werden in Berlin zur Volkspartei. Mit 27 Prozent der Wählerstimmen sieht das Meinungsforschungsinstitut Forsa die Grünen knapp vor der Regierenden SPD mit 26 Prozent.
"Ja, die Grünen sind offensichtlich nicht mehr der ewige Juniorpartner und nicht nur das Korrektiv einer großen Partei. Wir sind auf Augenhöhe."
Und deshalb geben sich die Berliner Grünen realpolitischer denn je, basteln an einem mehrheitstauglichen Programm, laden sich zur Klausur regierende Grüne ein, wie zum Beispiel Bremens Finanzsenatorin. Eine grüne Spitzenfrau ist zwar nicht persönlich anwesend, aber doch immer präsent an diesem Wochenende im Wellnesshotel: Renate Künast:
"Renate Künast ist eine tolle Frau. Renate Künast ist die beliebteste Grüne in der gesamten Bundesrepublik. Renate Künast ist eine geeignete Kandidatin für den Posten der regierenden Bürgermeisterin in Berlin."
Klarer Fall - alle wünschen sich Renate Künast als Spitzenkandidatin. Allein, die 54-jährige Juristin hat noch nicht öffentlich kundgetan, ob sie für dieses Amt bereitsteht. Interviews zu diesem Thema schlägt sie aus. Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, sagt Fraktionschefin Ramona Pop.
"Es gibt überhaupt keinen Grund, länger als ein Jahr vor der Wahl Spitzenkandidaten zu benennen."
Vorher muss Renate Künast gemeinsam mit ihrer Partei auch noch einige Entscheidungen treffen: Sieht sie ihre Zukunft im Bund oder im Land Berlin? Wird sie in den Bundestag zurückkehren, sollte sie nicht Senatorin oder Regierende Bürgermeisterin werden? Wenn ja, wäre dies nicht eine halbherzige Kandidatur, die von den politischen Konkurrenten weidlich ausgenützt würde? Andererseits: Oppositionschefin im Berliner Landesparlament - dieses Amt dürfte für die ehemalige Bundesverbraucherschutzministerin eine Nummer zu klein sein. Benedikt Lux, grünes Mitglied im Abgeordnetenhaus:
"Es ist ja so ein kleines Luxusproblem. Denn Renate Künast ist die stärkste Oppositionspolitikerin gerade im Bundestag. Das heißt, sie müsste sich eigentlich vorbereiten, Bundesministerin zu werden. Sie hätte ganz andere Optionen, die da auch ins Haus stehen. Wer weiß, wie lang die schwarz-gelbe Koalition noch anhält, wer weiß, ob die überhaupt noch ein gescheites Projekt hinkriegen in dieser Legislatur, und da wird sie eigentlich auch gebraucht."
Außerdem: Renate Künast dürfte als grüne Spitzenkandidatin in Berlin nur antreten, wenn sie die gesamte Partei hinter sich weiß. Und das heißt: auf einem realpolitischen Kurs. Doch daran gibt es noch einige Zweifel.
Das interkulturelle Umwelt- und Gesundheitsfestival in Kreuzberg am vergangenen Wochenende. Hier reden kopftuchtragende Türkinnen mit gepiercten Punkern, der Vegetarierbund ist genauso vertreten wie der multikulturelle Nachbarschaftsgarten. Die Umgebung ist rauer und weniger gediegen als das 4-Sterne-Superior Wellness-Hotel, in dem zur selben Zeit die Abgeordnetenhaus-Fraktion tagt.
Auf so einem Fest darf die größte Volkspartei Kreuzbergs natürlich nicht fehlen und auch nicht der direkt gewählte Bundestagsabgeordnete, der Grüne Hans-Christian Ströbele. Mit knapp 47 Prozent der Erststimmen errang Ströbele im letzten Jahr zum dritten Mal hintereinander das Bundestagsdirektmandat in Kreuzberg-Friedrichshain. Auch bei den Zweitstimmen lagen die Grünen auf Platz eins vor der SPD.
"Wir sind seit der letzten Bundestagswahl und vorher auch schon seit der letzten Abgeordnetenhaus- und Bezirkswahl das Vorbild, das alle anderen erreichen müssen","
sagt der mittlerweile 71-jährige Ströbele. Entsprechend selbstbewusst treten die traditionell als links geltenden Kreuzberger Grünen auf. Sie versammeln sich zwar auch hinter Renate Künast, stehen aber nicht unbedingt hinter dem strikt realpolitischen Kurs der Fraktion. Was mögliche Koalitionen angeht, bringt die grüne Basis in Kreuzberg eine auf Länderebene brandneue politische Verbindung ins Spiel - die Linkspartei als Juniorpartner der Grünen.
""Die Linkspartei in Berlin hat ja nun auch gezeigt, dass sie regieren kann, und hat das ja auch gemacht. Also ich fände das auf jeden Fall spannend und eine gute Option. Ob sie machbar ist, muss man abwarten, aber ich würde sie nicht ausschließen wollen."
Grün - dunkelrot - diese Koalition dürfte eher abschreckend auf bürgerliche Wechselwähler wirken und auch nicht im Interesse Renate Künasts sein. Lassen sich die Kreuzberger Grünen disziplinieren? Diese Frage wird die Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion sich selber beantworten müssen, bevor sie aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Landesparteitag Anfang November ihre Bereitschaft zur Spitzenkandidatur erklären wird. Und einen Begeisterungssturm an der Berliner Basis dürfte sie damit trotzdem auslösen.
"Ich wünsche mir Renate Künast als Spitzenkandidatin, ja. Ich glaub, das wäre gut für Berlin, das wäre gut für die Berliner Grünen, das wäre ein besonders spannender Wahlkampf, das Duell Künast - Wowereit, darauf freuen sich viele."