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Jahrespressekonferenz
IG Metall fordert bessere Anpassung an Strukturwandel

Die IG Metall kann auf ein erfolgreiches Jahr zurückschauen: Ihre Mitgliederzahl ist deutlich gewachsen. Neben flexiblen Arbeitszeiten setzt die Gewerkschaft das Thema Strukturwandel auf die Agenda - insbesondere in der Automobilindustrie. Viele Betriebe seien zu wenig auf E-Mobilität und Digitalisierung vorbereitet, so die Kritik.

Von Brigitte Scholtes | 21.01.2019
    Ein Mann trägt am 10.01.2018 in Homburg (Saarland) bei einem Warnstreik am Werk der Firma Bosch eine Mütze mit der Aufschrift IG Metall. Mit Warnstreiks will die Gewerkschaft den Druck im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie erhöhen. Foto: Oliver Dietze/dpa | Verwendung weltweit
    Im Automobilsektor werden durch den Wandel hin zur E-Mobilität viele Stellen wegfallen, warnt die IG Metall. Allein im Saarland treffe der Strukturwandel 20.000 Beschäftigte. (picture alliance / Oliver Dietze/dpa)
    Die IG Metall geht gestärkt in das neue Jahr. Die Tarifrunde im vergangenen Jahr hat ihr 133.000 neue Mitglieder gebracht, das waren 25 Prozent mehr als noch 2017. Mit dem Thema Arbeitszeit habe man den Nerv der Beschäftigten genau getroffen, bilanzierte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann heute: 260.000 Schichtarbeiter, Eltern kleiner Kinder oder pflegende Familienangehörige hätten die Möglichkeit genutzt, lieber acht freie Tage als mehr Geld in Anspruch zu nehmen:
    "Dass darunter auch gerade bei dem Thema Kinder und Pflege viele männliche Kollegen diese Wahloption nutzen, zeigt: Es ist auch ein Beitrag für ein mehr partnerschaftliches Miteinander, was durch diese Tarifregelung ermöglicht wird. "
    Gewerkschaft warnt vor Stellenabbau durch E-Mobilität
    Für das laufende Jahr hat sich die größte Industriegewerkschaft Deutschlands viel vorgenommen. Sie schaut mit Sorge auf den Strukturwandel in der Autoindustrie: Durch die Umstellung vom Verbrennungs- auf den Elektromotor würden in den nächsten Jahren 150.000 Jobs entfallen, umgekehrt aber nur 40.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Strategie der Elektrifizierung sei auf dünnem Sand gebaut, mahnt der Gewerkschaftschef:
    "Wenn jetzt Unternehmen wie Volkswagen konsequent auf Elektroantriebe umstellen, ist das in Teilen ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft. Ohne Ladeinfrastruktur, ohne niedrigere Batteriepreise bei steigender Leistung fliegt dieses Geschäftsmodell nicht. Aber die Arbeitsplätze sind weg. Das muss für alle, Politik und Unternehmen, ein Weckruf sein. Wir brauchen einen Schluss mit dem Wünsch-Dir-Was von Zielwertdebatten."
    2019 müsse das Jahr der Mobilitäts- und Energiewende werden, fordert die IG Metall. Sie setzt einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Transformation der Arbeitswelt in eine globale, digitale und dekarbonisierte Industrie. Dazu will sie in mehr als 1000 Betrieben einen Transformationsatlas erarbeiten. So will sie einen Überblick über die Herausforderungen und die Reaktion der Arbeitgeber auf diese gewinnen. Denn vor allem in den vielen kleinen und mittleren Betrieben sei das Management häufig kaum auf die Digitalisierung und die Klimaregulation vorbereitet, sagt Hofmann:
    IG Metall fordert mehr Maßnahmen in Betrieben
    "Leider viel zu viele Arbeitgeber haben diese Hoffnung noch und spielen damit va banque, so bin ich überzeugt, mit den Interessen ihrer Beschäftigten. Weil diese Hoffnung wird nicht aufgehen und der Wandel wird kommen und die Vorbereitung dazu: Wie stelle ich meine Geschäftsmodelle um, was tue ich jetzt schon an Qualifizierung im Vorfeld? Das ist der zweite Teil dieses Transformationsatlasses, den wir jetzt Betrieb für Betrieb erarbeiten wollen. Was heißt das konkret an Weiterbildungsmaßnahmen, an Personalentwicklung heute?"
    Als Beispiel nennt er das Saarland: Dort arbeiteten viele Zuliefererbetriebe für die herkömmliche Autoindustrie – also im Bereich der Verbrennungsmotoren, allein 20.000 Beschäftigte wären dort von dem Strukturwandel betroffen.
    Zum 30. Jahrestag des Mauerfalls wünbscht sich die IG Metall endlich eine Angleichung der Sozial- und Arbeitsbedingungen in Ostdeutschlanbd an die des Westens.