
Ja, gut, weiß der deutsche Maschinenbau, im Russland-Geschäft habe es immer wieder Krisen gegeben. Aber jetzt sei es eine doppelte Krise, die politischen Krise, die Sanktionen provoziert hat, und die Wirtschafts- und Rubelkrise. Dennoch gelte:
"Russland hat nicht die Kraft, deutschen Maschinenbau umzuwerfen."
Dazu sei der russische Markt zu klein, sagte Reinhold Festge, der Präsident des Maschinenbauverbandes VDMA. Russland nehme nur vier Prozent der Branchenexporte auf. Und doch ärgert sich der Maschinenbau wegen der 16 Prozent Exporteinbußen in Russland. Es gehe um die Spätwirkungen, um den Verlust eines Marktes, weil Konkurrenten, die bei den Sanktionen nicht mitmachten, die deutschen Lieferungen ersetzen wollten:
"Die Schweiz ärgert uns insofern besonders, weil sie so dicht vor der Tür ist und weil wir da eben in Europa keine abgestimmte gleiche Meinung untereinander haben. Aber die anderen sind ja in ihrem Volumen und ihrer Menge viel gefährlicher. Denken wir an die Chinesen. Und die Südkoreaner und Japaner gehen einfach rein. Die kriegen auch technologisch die Möglichkeit, Dinge zu entwickeln, die wir bisher geliefert haben."
Maschinenbau und die Rente
Zu klagen hat der Maschinenbau auch über die Innenpolitik. Die Rente mit 63 hole erfahrene Leute aus den Betrieben. Das Schlimme daran: Die Unternehmen hätten sich nicht darauf einstellen können. Denn es dauere Jahre, bis ein Arbeiter zum erfahrenen Facharbeiter werde. Festge kritisierte auch die Tarifparteien: Ältere Mitarbeiter müssten auch geringer entlohnt werden können, damit sie auch bei langsamerer Arbeit für die Unternehmen interessant blieben. Und die Rentenpolitik könne ja auch mal über Zuschläge bei längerer Lebensarbeitszeit nachdenken:
"In den USA zum Beispiel, da haben wir eine Rente mit 67. Und die Rente im 66. und im 67. Jahr steigt pro Jahr um acht Prozent. Das heißt: Sie kriegen in den letzten zwei Jahren Ihrer aktiven Arbeit 16 Prozent oben drauf. Und da überlegt sich schon mancher, ob er frühzeitig in Rente geht."
Produktionsplus für 2015 erwartet
Insgesamt klagt die Branche aber auf hohem Niveau: Sie hat dieses Jahr zwar ihre Produktionsprognose von plus drei auf plus ein Prozent zurücknehmen müssen, wird dieses Ziel aber erreichen und mit gut 199 Milliarden Euro einen Produktionsrekord erzielen. Sie hat erstmals seit 1993 wieder die Millionengrenze bei der Beschäftigung überschritten. Im nächsten Jahr rechnet sie mit einem Produktionsplus von zwei Prozent und stabiler Beschäftigung auf hohem Niveau. Der Aufschwung sei zyklisch überfällig, die Investitionen müssten einfach irgendwann kommen, die Reindustrialisierung in Amerika halte an. Und die Produktivitätsfortschritte, die unter dem Motto Industrie 4.0 laufen, kämen der Branche auch zugute, sagte Festge:
"Ich glaube, dass der Maschinenbau für die nächsten 20 Jahre weltweit eine glänzende Zukunft vor sich hat."

