Noch laufen die Comiczeichner über den matschigen Boden einer ehemaligen Leipziger Schlosserei und bauen ihre Stände auf. An der Wand hängt ein Plakat: Das Festivalmaskottchen sieht ihnen grinsend bei der Arbeit zu. Eine elegante Fuchsdame, die sich selbst das Fell von drei toten Artgenossen um die Schultern geschwungen hat. Schon das Logo des "Millionaires Club" verrät, dass es bei dem Leipziger Projekt anders zugeht, als man es bei einem exklusiven "Club der Millionäre" erwarten würde: Parallel zur Leipziger Buchmesse tagen ab dem heutigen Abend Comiczeichner und Illustratoren aus ganz Europa auf ihrer eigenen Independent-Messe. Dabei wird in der Tat der Reichtum im Vordergrund stehen – allerdings eher im Sinne von Vielfalt statt der dicken Kohle.
"Ich hab das Buch von Donald Trump ‚How to get rich‘ gelesen und dachte, ich kann mal ein bisschen was lernen – und das ist halt ironisch, wir haben alle keine Kohle und brauchen jetzt mal ein bisschen Anschub."
Anna Haifisch hat an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst Illustration studiert und zeichnet heute unter anderem für die Wochenzeitung "Jungle World". Gemeinsam mit anderen Absolventen der Kunsthochschule hat sie den ersten "Millionaires Club" in Leipzig initiiert. Damit will sie Pionierarbeit leisten, denn in Deutschland haben es Comiczeichner schwerer als anderswo:
"Jetzt geht es ja langsam bergauf mit dem Wort 'Graphic Novel', aber das ist ja auch immer ein bisschen als niveaulos verschrien. Ich glaube, so das große Publikum zieht das jetzt noch nicht an, viele denken immer noch an Fix und Foxi und Carl Barks. Ich meine, das ändern wir jetzt auch nicht so schnell, aber in den nächsten fünf Jahren wird sich das hier einbürgern."
Die Initiatoren des Leipziger Festivals haben sich in den vergangenen Jahren auf europäischen Comicmessen umgesehen und nach und nach immer mehr Gäste für ihren "Millionaires Club" gefunden: zum Beispiel Künstlerkollektive aus Frankreich, England oder Polen. Die meisten Arbeiten sind nur in Kleinstauflage zu haben, Mainstream sieht anders aus.
"Und das ist auch ein bisschen der Versuch, das nach vorn zu bringen. Es gibt einfach so viele gute Zeichner und originalgraphische und siebdruckgraphische Sachen, die kennt man in Deutschland gar nicht."
Andy Gädt arbeitet als Grafiker in Leipzig und wird den "Millionaires Club" am heutigen Abend eröffnen – mit einem Vortrag, der sich durchaus ironisch mit den Zuständen des deutschen Gebrauchscomics beschäftigt: Über viele Monate hinweg hat er Reklametafeln fotografiert und Werbeanzeigen durchforstet – und dabei festgestellt, wie lieblos und fahrlässig hierzulande der Umgang mit gezeichneten Figuren ist.
"Es gibt zum Beispiel ein Bild von einem Feuerwehrmann, der keine Beine hat und trotzdem fröhlich ist – und das ist natürlich völlig absurd und es wird einfach nicht mitgedacht oder überlegt, dass das auch blöd sein könnte."
So ironisch die Selbstbezeichnung "Millionaires Club" auch klingen mag: Im Kern hat das Motto des Comicfestivals dann doch mit schnödem Geldverdienen zu tun. Denn auch, wenn die Arbeit von Illustratoren und Comiczeichnern außerhalb Deutschland vielleicht leichter Anerkennung und Publikum findet – zum Überleben reicht die künstlerische Arbeit selten. Und so bleibt die vage Hoffnung, dass öffentliche Foren wie das Leipziger Festival dabei helfen, zukünftig wenigstens die Miete bezahlen zu können – wenn es schon nicht zum Aufstieg in den wahren "Club der Millionäre" reicht:
"Ich geh davon aus, dass alle, die kommen, auch noch furchtbare Nebenjobs haben."
"Ich hab das Buch von Donald Trump ‚How to get rich‘ gelesen und dachte, ich kann mal ein bisschen was lernen – und das ist halt ironisch, wir haben alle keine Kohle und brauchen jetzt mal ein bisschen Anschub."
Anna Haifisch hat an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst Illustration studiert und zeichnet heute unter anderem für die Wochenzeitung "Jungle World". Gemeinsam mit anderen Absolventen der Kunsthochschule hat sie den ersten "Millionaires Club" in Leipzig initiiert. Damit will sie Pionierarbeit leisten, denn in Deutschland haben es Comiczeichner schwerer als anderswo:
"Jetzt geht es ja langsam bergauf mit dem Wort 'Graphic Novel', aber das ist ja auch immer ein bisschen als niveaulos verschrien. Ich glaube, so das große Publikum zieht das jetzt noch nicht an, viele denken immer noch an Fix und Foxi und Carl Barks. Ich meine, das ändern wir jetzt auch nicht so schnell, aber in den nächsten fünf Jahren wird sich das hier einbürgern."
Die Initiatoren des Leipziger Festivals haben sich in den vergangenen Jahren auf europäischen Comicmessen umgesehen und nach und nach immer mehr Gäste für ihren "Millionaires Club" gefunden: zum Beispiel Künstlerkollektive aus Frankreich, England oder Polen. Die meisten Arbeiten sind nur in Kleinstauflage zu haben, Mainstream sieht anders aus.
"Und das ist auch ein bisschen der Versuch, das nach vorn zu bringen. Es gibt einfach so viele gute Zeichner und originalgraphische und siebdruckgraphische Sachen, die kennt man in Deutschland gar nicht."
Andy Gädt arbeitet als Grafiker in Leipzig und wird den "Millionaires Club" am heutigen Abend eröffnen – mit einem Vortrag, der sich durchaus ironisch mit den Zuständen des deutschen Gebrauchscomics beschäftigt: Über viele Monate hinweg hat er Reklametafeln fotografiert und Werbeanzeigen durchforstet – und dabei festgestellt, wie lieblos und fahrlässig hierzulande der Umgang mit gezeichneten Figuren ist.
"Es gibt zum Beispiel ein Bild von einem Feuerwehrmann, der keine Beine hat und trotzdem fröhlich ist – und das ist natürlich völlig absurd und es wird einfach nicht mitgedacht oder überlegt, dass das auch blöd sein könnte."
So ironisch die Selbstbezeichnung "Millionaires Club" auch klingen mag: Im Kern hat das Motto des Comicfestivals dann doch mit schnödem Geldverdienen zu tun. Denn auch, wenn die Arbeit von Illustratoren und Comiczeichnern außerhalb Deutschland vielleicht leichter Anerkennung und Publikum findet – zum Überleben reicht die künstlerische Arbeit selten. Und so bleibt die vage Hoffnung, dass öffentliche Foren wie das Leipziger Festival dabei helfen, zukünftig wenigstens die Miete bezahlen zu können – wenn es schon nicht zum Aufstieg in den wahren "Club der Millionäre" reicht:
"Ich geh davon aus, dass alle, die kommen, auch noch furchtbare Nebenjobs haben."
