Mit ähnlichem Aufwand wird, ebenfalls von der Deutschen Grammophon, Altkanzler Helmut Schmidt als Bach-Pianist beworben, doch hier ist die CD, bei aller Wertschätzung für den bald 90-Jährigen, eine regelrechte Mogelpackung, denn bei den vier zu hörenden Konzerten für Klavier und Orchester ist Helmut Schmidt nur bei einem, und zwar dem kürzesten Konzert mit dabei, und auch da nur als einer von vier Pianisten. Oder anders gesagt: nur auf 11 der insgesamt 56 Minuten trifft die CD-Überschrift "Helmut Schmidt spielt Johann Sebastian Bach" halbwegs zu; die restlichen 45 Minuten spielen Christoph Eschenbach, Justus Franz und Gerhard Oppitz. Da die Aufnahme zudem von 1985 ist, hat sie reichlich Patina angesetzt.
Da halten wir uns lieber an eine bescheidener daherkommende, aber in vielerlei Hinsicht viel reizvollere neue Produktion aus dem Hause hänssler classic, an die Gesamtaufnahme der Werke für Violoncello und Orchester von Camille Saint-Saens mit dem jungen Cellisten Johannes Moser und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart.
" 1) Camille Saint-Saens
aus: Suite für Violoncello und Orchester op. 16:
Johannes Moser, Violoncello
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Fabrice Bollon
LC 13312 hänssler classic
CD 93.222 "
Der Gewinn des legendären Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau im Jahre 2002 bedeutete für den Cellisten Johannes Moser den Beginn einer internationalen Spitzenkarriere. Seit diesem Erfolg konzertierte er in Deutschland, Europa und den USA mit vielen der wichtigen Orchester bis hin zu den New Yorker Philharmonikern. Jahrgang 1979, Sohn einer angesehenen Münchner Musikerfamilie, studierte er bei David Geringas an der Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin. Auf dem CD-Markt gab es bisher lediglich Kammermusikeinspielungen von Johannes Moser - zwei erhielten dabei bereits den begehrten ECHO Klassik-Preis. Jetzt also die erste Einspielung von Cellokonzerten mit Orchester. Die Musik von Saint-Saens bietet ihm dabei besondere biografische Anknüpfungspunkte: Das erste Cellokonzert von Saint-Saëns spielte er in seinem allerersten Konzert mit Orchester, das er mit sechzehn Jahren gab. Das "Allegro appassionato" war Wettbewerbsstück bei "Jugend musiziert", als er 14 war. Und den "Schwan" aus dem Karneval der Tiere, zweifellos das populärste Stück der vorliegenden CD, hat er als Student vielfach im Rahmen eines Projektes gespielt, das Konzerte in Gefängnissen, in Krankenhäusern, Altenpflegeheimen oder in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen veranstaltete.
" 2) Camille Saint-Saens
"Der Schwan" aus "Karneval der Tiere"
Johannes Moser, Violoncello
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Fabrice Bollon
LC 13312 hänssler classic
CD 93.222 "
Soweit "Der Schwan" aus dem "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saens. 1835 geboren, erhielt dieser französische Komponist schon im frühen Kindesalter Klavierunterricht und begann zu komponieren. Nach dem Studium am Pariser Conservatoire wirkte er über 20 Jahre lang als Organist in Paris, bis er sich ab 1877 ausschließlich der Schaffung und Aufführung eigener Werke widmen konnte. Die von ihm zusammen mit César Franck gegründete "Société Nationale de Musique" trat für eine eigenständige französische Musik ein. Dennoch stand er der deutschen Romantik näher als dem französischen Impressionismus. Die Musik von Richard Wagner mochte er zwar nicht; mit Franz Liszt aber verband ihn Freundschaft. Dessen neu geschaffene Gattung der "Sinfonischen Dichtung" führte Saint-Saens in Frankreich ein. Weite Reisen nach Afrika, in den Fernen Osten und nach Amerika führten dazu, dass sich Saint-Saens auch mit außereuropäischer Musik auseinandersetzte. Der Begriff des Eklektizismus war für ihn nicht mit dem heute damit meist verbundenen negativen Beigeschmack verbunden; seine kreative künstlerische Auseinandersetzung mit den bereits entwickelten musikalischen Systemen führte zu einem ganz eigenen neoklassizistischen Stil, wie man ihn gut vergleichbar auch in der damaligen Architektur findet.
Dieser musikalische Stil kann leicht ein wenig distanziert und unterkühlt wirken, so dass auf den Interpreten, wie Johannes Moser richtig erkennt, die Aufgabe zukommt, den zeitlos-klassischen Formen Leben einzuhauchen. Der besondere Reiz der vorliegenden Aufnahme liegt nun für mich in dem Kontrast zwischen dem gut kalkulierten und gezügelten, aber eben dennoch lodernden Feuer des Solisten und der eher sachlichen, aber unerhört präzisen und transparenten Spielweise des Orchesters, oder, anders gesagt, zwischen dem Vibrato des Cellos und dem schlanken, vibratoarmen "Stuttgarter Sound", den Roger Norrington diesem Radio-Sinfonieorchester in den letzten Jahren verordnet hat. Dabei entlockt Johannes Moser seinem Cello ein ganzes Füllhorn verschiedenster Farbnuancen, modelliert jedes Detail mit großer Sorgfalt, gibt jedem Motiv, jeder Phrase sozusagen eine Bedeutung, verfügt über ein schier unglaublich zartes Pianissimo ebenso wie anderswo über die nötige zupackende Derbheit. Er ist ein Meister im Aufspüren der emotionalen Stimmung, die in jeder Notenfolge steckt, weiß Spannungen aufzubauen und Übergänge harmonisch zu gestalten. Zudem steht er in ständigem Dialog mit den einzelnen Orchesterinstrumenten, vor allem den Bläsern, die von der Aufnahmetechnik auch sauber und nicht irgendwo versteckt im Hintergrund eingefangen werden. Musikern wie Tonmeister war klar, dass es sich bei Saint-Saens Cellokonzerten nicht um eins der sonst häufig anzutreffenden puren Virtuosenstücke handelt, bei dem alles Wichtige der Solist zu sagen hat und das Orchester zur reinen Begleitgruppe wird, sondern dass hier Themen und Melodien von Solist und Orchester gleichberechtigt ins Spiel gebracht werden. Wobei trotzdem der Solopart vor allem des 2. Konzertes mit allerhöchsten technischen Schwierigkeiten aufwartet... Hören Sie aus diesem d-moll-Konzert nun die Sätze "Allegro non troppo", "Cadenza" und "Molto allegro". Solist ist Johannes Moser; es spielt das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, die Leitung hat Fabrice Bollon.
" 3) Camille Saint-Saens
aus: Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 d-moll, op. 119
Allegro non troppo - Cadenza - Molto allegro
Johannes Moser, Violoncello
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Fabrice Bollon
LC 13312 hänssler classic
CD 93.222
"Die Neue Platte - heute war das eine CD des Labels hänssler classic mit sämtlichen Werken, die der französische Komponist Camille Saint-Saens für Violoncello und Orchester komponiert hat. Zuletzt hörten Sie den Schluss des 2. Cellokonzertes d-moll, op. 119, mit Johannes Moser, Violoncello und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Fabrice Bollon. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.
Da halten wir uns lieber an eine bescheidener daherkommende, aber in vielerlei Hinsicht viel reizvollere neue Produktion aus dem Hause hänssler classic, an die Gesamtaufnahme der Werke für Violoncello und Orchester von Camille Saint-Saens mit dem jungen Cellisten Johannes Moser und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart.
" 1) Camille Saint-Saens
aus: Suite für Violoncello und Orchester op. 16:
Johannes Moser, Violoncello
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Fabrice Bollon
LC 13312 hänssler classic
CD 93.222 "
Der Gewinn des legendären Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau im Jahre 2002 bedeutete für den Cellisten Johannes Moser den Beginn einer internationalen Spitzenkarriere. Seit diesem Erfolg konzertierte er in Deutschland, Europa und den USA mit vielen der wichtigen Orchester bis hin zu den New Yorker Philharmonikern. Jahrgang 1979, Sohn einer angesehenen Münchner Musikerfamilie, studierte er bei David Geringas an der Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin. Auf dem CD-Markt gab es bisher lediglich Kammermusikeinspielungen von Johannes Moser - zwei erhielten dabei bereits den begehrten ECHO Klassik-Preis. Jetzt also die erste Einspielung von Cellokonzerten mit Orchester. Die Musik von Saint-Saens bietet ihm dabei besondere biografische Anknüpfungspunkte: Das erste Cellokonzert von Saint-Saëns spielte er in seinem allerersten Konzert mit Orchester, das er mit sechzehn Jahren gab. Das "Allegro appassionato" war Wettbewerbsstück bei "Jugend musiziert", als er 14 war. Und den "Schwan" aus dem Karneval der Tiere, zweifellos das populärste Stück der vorliegenden CD, hat er als Student vielfach im Rahmen eines Projektes gespielt, das Konzerte in Gefängnissen, in Krankenhäusern, Altenpflegeheimen oder in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen veranstaltete.
" 2) Camille Saint-Saens
"Der Schwan" aus "Karneval der Tiere"
Johannes Moser, Violoncello
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Fabrice Bollon
LC 13312 hänssler classic
CD 93.222 "
Soweit "Der Schwan" aus dem "Karneval der Tiere" von Camille Saint-Saens. 1835 geboren, erhielt dieser französische Komponist schon im frühen Kindesalter Klavierunterricht und begann zu komponieren. Nach dem Studium am Pariser Conservatoire wirkte er über 20 Jahre lang als Organist in Paris, bis er sich ab 1877 ausschließlich der Schaffung und Aufführung eigener Werke widmen konnte. Die von ihm zusammen mit César Franck gegründete "Société Nationale de Musique" trat für eine eigenständige französische Musik ein. Dennoch stand er der deutschen Romantik näher als dem französischen Impressionismus. Die Musik von Richard Wagner mochte er zwar nicht; mit Franz Liszt aber verband ihn Freundschaft. Dessen neu geschaffene Gattung der "Sinfonischen Dichtung" führte Saint-Saens in Frankreich ein. Weite Reisen nach Afrika, in den Fernen Osten und nach Amerika führten dazu, dass sich Saint-Saens auch mit außereuropäischer Musik auseinandersetzte. Der Begriff des Eklektizismus war für ihn nicht mit dem heute damit meist verbundenen negativen Beigeschmack verbunden; seine kreative künstlerische Auseinandersetzung mit den bereits entwickelten musikalischen Systemen führte zu einem ganz eigenen neoklassizistischen Stil, wie man ihn gut vergleichbar auch in der damaligen Architektur findet.
Dieser musikalische Stil kann leicht ein wenig distanziert und unterkühlt wirken, so dass auf den Interpreten, wie Johannes Moser richtig erkennt, die Aufgabe zukommt, den zeitlos-klassischen Formen Leben einzuhauchen. Der besondere Reiz der vorliegenden Aufnahme liegt nun für mich in dem Kontrast zwischen dem gut kalkulierten und gezügelten, aber eben dennoch lodernden Feuer des Solisten und der eher sachlichen, aber unerhört präzisen und transparenten Spielweise des Orchesters, oder, anders gesagt, zwischen dem Vibrato des Cellos und dem schlanken, vibratoarmen "Stuttgarter Sound", den Roger Norrington diesem Radio-Sinfonieorchester in den letzten Jahren verordnet hat. Dabei entlockt Johannes Moser seinem Cello ein ganzes Füllhorn verschiedenster Farbnuancen, modelliert jedes Detail mit großer Sorgfalt, gibt jedem Motiv, jeder Phrase sozusagen eine Bedeutung, verfügt über ein schier unglaublich zartes Pianissimo ebenso wie anderswo über die nötige zupackende Derbheit. Er ist ein Meister im Aufspüren der emotionalen Stimmung, die in jeder Notenfolge steckt, weiß Spannungen aufzubauen und Übergänge harmonisch zu gestalten. Zudem steht er in ständigem Dialog mit den einzelnen Orchesterinstrumenten, vor allem den Bläsern, die von der Aufnahmetechnik auch sauber und nicht irgendwo versteckt im Hintergrund eingefangen werden. Musikern wie Tonmeister war klar, dass es sich bei Saint-Saens Cellokonzerten nicht um eins der sonst häufig anzutreffenden puren Virtuosenstücke handelt, bei dem alles Wichtige der Solist zu sagen hat und das Orchester zur reinen Begleitgruppe wird, sondern dass hier Themen und Melodien von Solist und Orchester gleichberechtigt ins Spiel gebracht werden. Wobei trotzdem der Solopart vor allem des 2. Konzertes mit allerhöchsten technischen Schwierigkeiten aufwartet... Hören Sie aus diesem d-moll-Konzert nun die Sätze "Allegro non troppo", "Cadenza" und "Molto allegro". Solist ist Johannes Moser; es spielt das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR, die Leitung hat Fabrice Bollon.
" 3) Camille Saint-Saens
aus: Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 d-moll, op. 119
Allegro non troppo - Cadenza - Molto allegro
Johannes Moser, Violoncello
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Fabrice Bollon
LC 13312 hänssler classic
CD 93.222
"Die Neue Platte - heute war das eine CD des Labels hänssler classic mit sämtlichen Werken, die der französische Komponist Camille Saint-Saens für Violoncello und Orchester komponiert hat. Zuletzt hörten Sie den Schluss des 2. Cellokonzertes d-moll, op. 119, mit Johannes Moser, Violoncello und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR unter der Leitung von Fabrice Bollon. Im Studio verabschiedet sich Ludwig Rink.