Friedrichshafen, Bodenseekreis. Mitarbeiter eines Einkaufs- und Vergnügungszentrums wählen den Polizeinotruf. Zwei Jugendgangs, heißt es, gehen gerade aufeinander los.
"Fast 150 Leute waren das. Die kamen aufeinander. Es war kurz bevor eine Massenschlägerei ausbrach. Glücklicherweise kam die Polizei rechtzeitig. Und dann wurde das aufgelöst."
erinnert sich Jürgen Renz, Leiter des Polizeireviers Friedrichshafen. Dass Jugendgangs von sich reden machen, ist bei ihm und seinen Kollegen fester Bestandteil des Dienstalltages.
"Wir sehen öfters mal bei größeren Veranstaltungen, also bei Volksfesten, dass sich Jugendgruppierungen, Gangs treffen. Aber ich würde sagen, in letzter Zeit eher rückläufig."
was, vermutet der Revierleiter, auch mit verstärkten Polizeikontrollen zusammenhängt. Denn die Zahl der Jugendlichen, die Mitglieder einer solchen Gang sind, ist überraschend hoch. Experten des Institutes für Kriminologie an der Universität Tübingen haben 520 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren befragt. Ergebnis: Etwa acht Prozent gaben an, Mitglied einer so genannten "Gang" zu sein.
"Also wenn wir hier von Gangs sprechen in Deutschland, sprechen wir nicht von Gangs, wie wir sie aus der West Side Story kennen. Es sind Gruppen, die nicht so stark miteinander verknüpft sind. Wir sehen dass zum Beispiel anhand der Unruhen, die es in Paris gab, Ende 2005. Wir haben ähnliche Vorfälle, selbstverständlich kleiner aber in der Tendenz durchaus ähnlich, in Berlin gehabt, zum Beispiel in November 2006 gab's ne Schlägerei zwischen 100 Jugendlichen und der Polizei. Wir haben ähnliche Vorfälle auch in Frankfurt. Von der Grundstruktur her ist es aber so, dass es eher lose Gruppen sind, die sich zum Beispiel durch SMS oder Handykontakte sehr schnell formieren. Es sind schon Gruppen, die sich kennen und Ziele verfolgen"."
Eines dieser Ziele ist, so der Soziologe Klaus Bott vom Tübinger Institut für Kriminologie, gleichzeitig unverwechselbares Identifikationsmerkmal einer Gang: Nämlich die Bereitschaft, kriminelle Handlungen zu begehen und im schlimmsten Fall Gewalt auszuüben - gegenüber anderen Mitgliedern der Gang, aber auch gegen Außenstehende. Kerstin Reich ist Psychologin am Institut für Kriminologie:
" "Ein Kernelement ist, dass sie auf der einen Seite akzeptieren, kriminelle Handlungen zu begehen aus dem Gruppenkontext heraus oder in der Gruppe, dass diese Einstellung vorhanden ist und dass es tatsächlich auch so ist, dass sie abweichende oder auch kriminelle Handlungen begehen. Kriminalität, delinquentes Verhalten ist Teil ihrer Gruppenidentität. Das ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Gruppen von Jugendlichen, zu Cliquen, zu Freizeitgruppen beispielsweise."
In ihrer Befragung wollten die Tübinger Forscher auch wissen, aus welchem familiären und sozialen Umfeld diejenigen Jugendlichen kommen, die sich selbst als 'Gangmitglieder' bezeichneten. Kerstin Reich fand bei der Auswertung heraus,
"dass diese elterliche Kontrolle, die eben auch dahin geht, dass man weiß, wo sind die Kinder, mit wem halten sie sich auf, wo halten sie sich auf, dass die da eben sehr viel weniger vorhanden ist als dies bei den Jugendlichen der Fall ist, die nicht in solchen Cliquen engagiert sind."
Das typische Gangmitglied wird also von den Eltern häufig alleine gelassen und findet statt im Elternhaus Rückhalt in einer losen Gruppe, wo es schick ist, schon mal auch die Faust zu ballen und zuzuschlagen. Das an sich ist kaum überraschend. Aufhorchen lässt jedoch ein anderes Detail aus der Untersuchung: Trotz ihrer Gewaltbereitschaft halten gerade solche Jugendliche grundsätzlich am Wertekatalog der Leistungsgesellschaft fest, zum Beispiel Erfolg und Anerkennung. Klaus Bott:
"Wobei wir eben auch raus gefunden haben in dieser Studie, dass eben den Jugendlichen, die in delinquenten Gruppen sind, Bildung und Noten im Grunde was genauso wichtig sind wie den anderen Jugendlichen, nur dass ihr Verhalten eben anders ist: Dass sie Hausaufgaben eher für Zeitverschwendung halten und statt Hausaufgaben machen lieber mit anderen Jugendlichen ausgehen. Aber die Werte an sich sind sehr ähnlich."
Warum aber legen Gangmitglieder ein Verhalten an den Tag, das ihrem eigenen Wertesystem entgegensetzt ist? Darauf glauben die Tübinger Forscher eine Antwort gefunden zu haben: Handeln nämlich die Jugendlichen wertekonform, tun sie das in der Regel, um Anerkennung zu finden - beispielsweise im Elternhaus. Doch in dem Moment, wo sie diese Anerkennung nicht mehr finden, stellt sich für sie die Frage, warum sie überhaupt noch "werte-konform" handeln sollen, so die Psychologin Kerstin Reich:
"Es ist oft auch diese Perspektivlosigkeit, die die Jugendlichen haben. Und oft ist es eben auch so, dass sie in der Schule tatsächlich für die Leistung, für das Bemühen keine Anerkennung finden in Form beispielsweise guter Noten. Und das ist letztendlich auch etwas, was die Jugendlichen antreibt. Es ist nicht etwa diese Zerstörungswut oder diese Bereicherungsabsichten, die sie dann eben zu diesen delinquenten Handlungen treibt, sondern häufig dieses Streben nach Respekt, nach Anerkennung, was sie eben sonst zuhause nicht bekommen, aber eben auch nicht in der Schule teilweise. Es fehlt ihnen eben auch die Orientierung und dieses Wissen um Möglichkeiten, wie man sich eben Anerkennung auf gesellschaftlich anerkannte Weise verschaffen kann. Da fehlen oftmals auch Rückhalt und tragfähige soziale Beziehungen, die ihnen den Weg weisen können. "
Auf der einen Seite fehlende Anerkennung, auf der anderen Seite Orientierungslosigkeit - beides zusammen führt direkt zur Mitgliedschaft in einer Jugendgang, die wiederum beides zu bieten scheint:
"Das entdecken sie dann auch in diesen Gruppen als einen Weg, sich diesen essentiellen Bedürfnisse, die Jugendliche ganz einfach haben, zu erfüllen."
Dass die Tübinger Forscher mit dieser These richtig liegen, lässt sich an einem weiteren Ergebnis ihrer Studie ablesen: Orientierungslose Menschen neigen bekanntlich häufig dazu, ihren Kummer in Alkohol zu ertränken. Klaus Bott:
"Ein weiterer Punkt ist vielleicht noch der Alkoholkonsum. Der ist in den Ganggruppen deutlich größer als in den anderen Gruppen, also etwa 64 Prozent der Leute, die wir als Gangmitglieder einschätzen, trinkt Alkohol, während das bei den anderen eben nur 39 Prozent sind. Drogen spielen in beiden Gruppen keine so große Rolle. Das sind nur jeweils um die zehn Prozent."
Stellt sich die Frage, wie sich Jugendliche von der Mitgliedschaft in einer Gang abbringen lassen. Die Behörden versuchen es häufig mit dem Einsatz eines Sozialarbeiters, der eine 'Gang' betreuen soll. Die Psychologin Kerstin Reich und der Soziologe Klaus Bott stehen solchen Versuchen aber skeptisch gegenüber:
"Es gibt den Ansatz, dass man sagt: Gebt diesen Jugendlichen einen Sozialarbeiter, und Ihr erhaltet die Gruppen aufrecht. Das dient eben der Aufrechterhaltung dieser Strukturen: Man hat einen, der sich mit einem beschäftigt. Durch einen Sozialarbeiter kann sich so eine Gruppenidentität erst richtig entwickeln."
Ein zweiter Ansatz zielt auf die gewaltsame Zerschlagung einer Jugendgang, unter Umständen mit polizeilichen und strafrechtlichen Mitteln. Auch dies ist, so Kerstin Reich, kein nachhaltiger Lösungsweg:
"Das wird sicher ganz schwierig, weil der Trend geht zunehmen dazu, dass sich diese Gruppen eben relativ spontan bilden, und dass man eben gar nicht diese festen Verbindungen kennt. Und wenn man das nicht hat, kann man es ja auch schlecht zerschlagen. Es gibt ja auch meistens nicht bestimmte Merkmale wie spezifische Symbole oder spezifische Kleidung. Das findet man heute seltener als dies vielleicht noch vor Jahren der Fall war."
Nicht zuletzt, um Anleitungen für wirkungsvolle Präventionsarbeit entwickeln zu können, werden die Experten des Tübinger Institutes für Kriminologie ihre Forschungen fortsetzen. Im nächsten Schritt soll eine zweite, feingliedrigere Befragung mit einer deutlich höheren Anzahl von Jugendlichen folgen, dies möglichst auch in unterschiedlichen Bundesländern. In einem dritten Schritt wollen Kerstin Reich und Klaus Bott diese Ergebnisse mit den Erhebungen aus anderen europäischen Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und Schweden vergleichen. Dies soll im Rahmen des europaweiten Forschungsprojektes "Eurogang Program of Research" geschehen; die Tübinger Arbeiten sind dort integriert. Für den Soziologen Klaus Bott sieht hinter der Tübinger Gangforschung mehr als nur ein wissenschaftliches Interesse:
"Ich denke, dass die Gesellschaft die Pflicht hat, sich um ihre Jugendlichen zu kümmern, ihnen Perspektiven aufzuzeigen, ihre Sorgen ernst zu nehmen. Und ich denke, dass unsere Forschung dazu einen Beitrag leisten kann."
"Fast 150 Leute waren das. Die kamen aufeinander. Es war kurz bevor eine Massenschlägerei ausbrach. Glücklicherweise kam die Polizei rechtzeitig. Und dann wurde das aufgelöst."
erinnert sich Jürgen Renz, Leiter des Polizeireviers Friedrichshafen. Dass Jugendgangs von sich reden machen, ist bei ihm und seinen Kollegen fester Bestandteil des Dienstalltages.
"Wir sehen öfters mal bei größeren Veranstaltungen, also bei Volksfesten, dass sich Jugendgruppierungen, Gangs treffen. Aber ich würde sagen, in letzter Zeit eher rückläufig."
was, vermutet der Revierleiter, auch mit verstärkten Polizeikontrollen zusammenhängt. Denn die Zahl der Jugendlichen, die Mitglieder einer solchen Gang sind, ist überraschend hoch. Experten des Institutes für Kriminologie an der Universität Tübingen haben 520 Mädchen und Jungen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren befragt. Ergebnis: Etwa acht Prozent gaben an, Mitglied einer so genannten "Gang" zu sein.
"Also wenn wir hier von Gangs sprechen in Deutschland, sprechen wir nicht von Gangs, wie wir sie aus der West Side Story kennen. Es sind Gruppen, die nicht so stark miteinander verknüpft sind. Wir sehen dass zum Beispiel anhand der Unruhen, die es in Paris gab, Ende 2005. Wir haben ähnliche Vorfälle, selbstverständlich kleiner aber in der Tendenz durchaus ähnlich, in Berlin gehabt, zum Beispiel in November 2006 gab's ne Schlägerei zwischen 100 Jugendlichen und der Polizei. Wir haben ähnliche Vorfälle auch in Frankfurt. Von der Grundstruktur her ist es aber so, dass es eher lose Gruppen sind, die sich zum Beispiel durch SMS oder Handykontakte sehr schnell formieren. Es sind schon Gruppen, die sich kennen und Ziele verfolgen"."
Eines dieser Ziele ist, so der Soziologe Klaus Bott vom Tübinger Institut für Kriminologie, gleichzeitig unverwechselbares Identifikationsmerkmal einer Gang: Nämlich die Bereitschaft, kriminelle Handlungen zu begehen und im schlimmsten Fall Gewalt auszuüben - gegenüber anderen Mitgliedern der Gang, aber auch gegen Außenstehende. Kerstin Reich ist Psychologin am Institut für Kriminologie:
" "Ein Kernelement ist, dass sie auf der einen Seite akzeptieren, kriminelle Handlungen zu begehen aus dem Gruppenkontext heraus oder in der Gruppe, dass diese Einstellung vorhanden ist und dass es tatsächlich auch so ist, dass sie abweichende oder auch kriminelle Handlungen begehen. Kriminalität, delinquentes Verhalten ist Teil ihrer Gruppenidentität. Das ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Gruppen von Jugendlichen, zu Cliquen, zu Freizeitgruppen beispielsweise."
In ihrer Befragung wollten die Tübinger Forscher auch wissen, aus welchem familiären und sozialen Umfeld diejenigen Jugendlichen kommen, die sich selbst als 'Gangmitglieder' bezeichneten. Kerstin Reich fand bei der Auswertung heraus,
"dass diese elterliche Kontrolle, die eben auch dahin geht, dass man weiß, wo sind die Kinder, mit wem halten sie sich auf, wo halten sie sich auf, dass die da eben sehr viel weniger vorhanden ist als dies bei den Jugendlichen der Fall ist, die nicht in solchen Cliquen engagiert sind."
Das typische Gangmitglied wird also von den Eltern häufig alleine gelassen und findet statt im Elternhaus Rückhalt in einer losen Gruppe, wo es schick ist, schon mal auch die Faust zu ballen und zuzuschlagen. Das an sich ist kaum überraschend. Aufhorchen lässt jedoch ein anderes Detail aus der Untersuchung: Trotz ihrer Gewaltbereitschaft halten gerade solche Jugendliche grundsätzlich am Wertekatalog der Leistungsgesellschaft fest, zum Beispiel Erfolg und Anerkennung. Klaus Bott:
"Wobei wir eben auch raus gefunden haben in dieser Studie, dass eben den Jugendlichen, die in delinquenten Gruppen sind, Bildung und Noten im Grunde was genauso wichtig sind wie den anderen Jugendlichen, nur dass ihr Verhalten eben anders ist: Dass sie Hausaufgaben eher für Zeitverschwendung halten und statt Hausaufgaben machen lieber mit anderen Jugendlichen ausgehen. Aber die Werte an sich sind sehr ähnlich."
Warum aber legen Gangmitglieder ein Verhalten an den Tag, das ihrem eigenen Wertesystem entgegensetzt ist? Darauf glauben die Tübinger Forscher eine Antwort gefunden zu haben: Handeln nämlich die Jugendlichen wertekonform, tun sie das in der Regel, um Anerkennung zu finden - beispielsweise im Elternhaus. Doch in dem Moment, wo sie diese Anerkennung nicht mehr finden, stellt sich für sie die Frage, warum sie überhaupt noch "werte-konform" handeln sollen, so die Psychologin Kerstin Reich:
"Es ist oft auch diese Perspektivlosigkeit, die die Jugendlichen haben. Und oft ist es eben auch so, dass sie in der Schule tatsächlich für die Leistung, für das Bemühen keine Anerkennung finden in Form beispielsweise guter Noten. Und das ist letztendlich auch etwas, was die Jugendlichen antreibt. Es ist nicht etwa diese Zerstörungswut oder diese Bereicherungsabsichten, die sie dann eben zu diesen delinquenten Handlungen treibt, sondern häufig dieses Streben nach Respekt, nach Anerkennung, was sie eben sonst zuhause nicht bekommen, aber eben auch nicht in der Schule teilweise. Es fehlt ihnen eben auch die Orientierung und dieses Wissen um Möglichkeiten, wie man sich eben Anerkennung auf gesellschaftlich anerkannte Weise verschaffen kann. Da fehlen oftmals auch Rückhalt und tragfähige soziale Beziehungen, die ihnen den Weg weisen können. "
Auf der einen Seite fehlende Anerkennung, auf der anderen Seite Orientierungslosigkeit - beides zusammen führt direkt zur Mitgliedschaft in einer Jugendgang, die wiederum beides zu bieten scheint:
"Das entdecken sie dann auch in diesen Gruppen als einen Weg, sich diesen essentiellen Bedürfnisse, die Jugendliche ganz einfach haben, zu erfüllen."
Dass die Tübinger Forscher mit dieser These richtig liegen, lässt sich an einem weiteren Ergebnis ihrer Studie ablesen: Orientierungslose Menschen neigen bekanntlich häufig dazu, ihren Kummer in Alkohol zu ertränken. Klaus Bott:
"Ein weiterer Punkt ist vielleicht noch der Alkoholkonsum. Der ist in den Ganggruppen deutlich größer als in den anderen Gruppen, also etwa 64 Prozent der Leute, die wir als Gangmitglieder einschätzen, trinkt Alkohol, während das bei den anderen eben nur 39 Prozent sind. Drogen spielen in beiden Gruppen keine so große Rolle. Das sind nur jeweils um die zehn Prozent."
Stellt sich die Frage, wie sich Jugendliche von der Mitgliedschaft in einer Gang abbringen lassen. Die Behörden versuchen es häufig mit dem Einsatz eines Sozialarbeiters, der eine 'Gang' betreuen soll. Die Psychologin Kerstin Reich und der Soziologe Klaus Bott stehen solchen Versuchen aber skeptisch gegenüber:
"Es gibt den Ansatz, dass man sagt: Gebt diesen Jugendlichen einen Sozialarbeiter, und Ihr erhaltet die Gruppen aufrecht. Das dient eben der Aufrechterhaltung dieser Strukturen: Man hat einen, der sich mit einem beschäftigt. Durch einen Sozialarbeiter kann sich so eine Gruppenidentität erst richtig entwickeln."
Ein zweiter Ansatz zielt auf die gewaltsame Zerschlagung einer Jugendgang, unter Umständen mit polizeilichen und strafrechtlichen Mitteln. Auch dies ist, so Kerstin Reich, kein nachhaltiger Lösungsweg:
"Das wird sicher ganz schwierig, weil der Trend geht zunehmen dazu, dass sich diese Gruppen eben relativ spontan bilden, und dass man eben gar nicht diese festen Verbindungen kennt. Und wenn man das nicht hat, kann man es ja auch schlecht zerschlagen. Es gibt ja auch meistens nicht bestimmte Merkmale wie spezifische Symbole oder spezifische Kleidung. Das findet man heute seltener als dies vielleicht noch vor Jahren der Fall war."
Nicht zuletzt, um Anleitungen für wirkungsvolle Präventionsarbeit entwickeln zu können, werden die Experten des Tübinger Institutes für Kriminologie ihre Forschungen fortsetzen. Im nächsten Schritt soll eine zweite, feingliedrigere Befragung mit einer deutlich höheren Anzahl von Jugendlichen folgen, dies möglichst auch in unterschiedlichen Bundesländern. In einem dritten Schritt wollen Kerstin Reich und Klaus Bott diese Ergebnisse mit den Erhebungen aus anderen europäischen Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und Schweden vergleichen. Dies soll im Rahmen des europaweiten Forschungsprojektes "Eurogang Program of Research" geschehen; die Tübinger Arbeiten sind dort integriert. Für den Soziologen Klaus Bott sieht hinter der Tübinger Gangforschung mehr als nur ein wissenschaftliches Interesse:
"Ich denke, dass die Gesellschaft die Pflicht hat, sich um ihre Jugendlichen zu kümmern, ihnen Perspektiven aufzuzeigen, ihre Sorgen ernst zu nehmen. Und ich denke, dass unsere Forschung dazu einen Beitrag leisten kann."