Walthamstow, Nord-London. Eine meilenlange Hauptstraße, gesäumt von kleinen grauen Reihenhäusern, Billiggeschäfte, ein paar Cafes. Ein Dutzend Bushaltenstellen weiter, ein Park und ein stattliches weitläufiges Gebäude: das Waltham Forest College. Eine Sekundärschule für tausende von Teenagern aus Nord-, Ost- und Süd-London. Die meisten sind Schwarze. Viele wohnen in Problemvierteln.
Dort sind allein seit Jahresbeginn dreizehn Jugendliche ermordet worden. Von anderen Jugendlichen. Jetzt haben die Schüler eine Krisentreffen organisiert.
"Ich hab meinen besten Freund verloren, vor drei Wochen. An einem Fisch- und Frittenladen in Peckham. Erstochen. Wegen 13 Pfund Wechselgeld."
"Ich hab drei Freunde verloren, und Charlotte, meine beste Freundin. Erstochen. Nur weil ein anderes Mädchen sie nicht ausstehen konnte."
Viele Schüler sagen, sie gehören zu einer Gang. Um sich zu schützen. Allein trauen sie sich gar nicht mehr auf fremdes Terrain. Das Problem ist, dass die Zahl der Banden zunimmt. Schon der Weg zur Schule ist gefährlich, denn er führt durch fremde Reviere. Gewöhnliche Busse, normale Hauptstraßen werden zu Kampfzonen. Früher haben sich verschiedene Stadtviertel bekämpft, heute sind es schon einzelne Wohnblocks, erzählt ein Junge aus Hackney.
"Eine Gang ist erst mal nichts weiter als eine Gruppe von Freunden. Nur: inzwischen wollen sie sich immer effizienter verteidigen. Früher haben sie dich verprügelt. Heute wirst du erschossen. Oder erstochen."
Der Junge nennt sein Revier, "my country", mein Land.
Es gebe Dealer, die kurz aus ihrem 'Land' ausreisten, ein paar tausend Pfund verdienten - ein paar Telefonate später hätten sie fünf Handfeuerwaffen gekauft, die sie den jüngeren in die Hand drückten. Sie selbst wollen sich die Finger nicht mehr schmutzig machen.
Die Teenager reden sich die Köpfe heiß. Wen können wir bewundern? Auf wen können wir uns verlassen? Für viele ist die Mutter das einzige Vorbild. Und ihre Väter?
Die meisten sind ohne Väter aufgewachsen. Die haben sich schlichtweg davongemacht.
Doch die Jugendlichen üben auch Selbstkritik: Lassen wir uns von Gewaltvideos, von Rap Lyrik verführen? Warum haben wir nur ein Ziel, Rap-Star zu werden? Obwohl wir wissen, dass es nur wenige wirklich zu etwas bringen? Warum haben wir keine akademischen Ambitionen?
Ein lokaler Youth Worker ergreift das Wort:
"Wir leben in einer Gesellschaft, die keine Werte besitzt, keine klare Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht. Wenn du zu einer Bande gehörst, zollt man dir Respekt. Das baut dich auf."
"Als ich mit 17 nach Brixton in den Knast kam, hat mich der andere Insasse in meiner Zelle als erstes gefragt: Was hast du gemacht? Ich sagte "Mord", daraufhin sagte er sofort "Respect." Schaut euch mal die Währung auf der Street an, was zählt? womit verschaffst du dir Respekt? Weil du es akademisch zu etwas gebracht hast? Oder weil du einen Haufen Geld hast? "
Gnadenlos ziehen die Teenager mit der britischen Gesellschaft ins Gericht: korrupte Politiker, skrupellose Banker. Scheinheiligkeit. Soziale Ungerechtigkeit. Medien, die selbst nur auf Negativhelden fixiert seien. Auf Geld, auf Gier, auf Konsum.
"An manchen Tagen wache ich mit einem so großen Zorn auf, dass ich alles um mich herum zerstören könnte."
"Wenn überhaupt nichts Gutes mehr in deinem Leben passiert, dann kann dir doch alles egal sein. Du schlägst jemanden zusammen, du erstichst ihn, was solls. Dir ist alles egal."
Dort sind allein seit Jahresbeginn dreizehn Jugendliche ermordet worden. Von anderen Jugendlichen. Jetzt haben die Schüler eine Krisentreffen organisiert.
"Ich hab meinen besten Freund verloren, vor drei Wochen. An einem Fisch- und Frittenladen in Peckham. Erstochen. Wegen 13 Pfund Wechselgeld."
"Ich hab drei Freunde verloren, und Charlotte, meine beste Freundin. Erstochen. Nur weil ein anderes Mädchen sie nicht ausstehen konnte."
Viele Schüler sagen, sie gehören zu einer Gang. Um sich zu schützen. Allein trauen sie sich gar nicht mehr auf fremdes Terrain. Das Problem ist, dass die Zahl der Banden zunimmt. Schon der Weg zur Schule ist gefährlich, denn er führt durch fremde Reviere. Gewöhnliche Busse, normale Hauptstraßen werden zu Kampfzonen. Früher haben sich verschiedene Stadtviertel bekämpft, heute sind es schon einzelne Wohnblocks, erzählt ein Junge aus Hackney.
"Eine Gang ist erst mal nichts weiter als eine Gruppe von Freunden. Nur: inzwischen wollen sie sich immer effizienter verteidigen. Früher haben sie dich verprügelt. Heute wirst du erschossen. Oder erstochen."
Der Junge nennt sein Revier, "my country", mein Land.
Es gebe Dealer, die kurz aus ihrem 'Land' ausreisten, ein paar tausend Pfund verdienten - ein paar Telefonate später hätten sie fünf Handfeuerwaffen gekauft, die sie den jüngeren in die Hand drückten. Sie selbst wollen sich die Finger nicht mehr schmutzig machen.
Die Teenager reden sich die Köpfe heiß. Wen können wir bewundern? Auf wen können wir uns verlassen? Für viele ist die Mutter das einzige Vorbild. Und ihre Väter?
Die meisten sind ohne Väter aufgewachsen. Die haben sich schlichtweg davongemacht.
Doch die Jugendlichen üben auch Selbstkritik: Lassen wir uns von Gewaltvideos, von Rap Lyrik verführen? Warum haben wir nur ein Ziel, Rap-Star zu werden? Obwohl wir wissen, dass es nur wenige wirklich zu etwas bringen? Warum haben wir keine akademischen Ambitionen?
Ein lokaler Youth Worker ergreift das Wort:
"Wir leben in einer Gesellschaft, die keine Werte besitzt, keine klare Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht. Wenn du zu einer Bande gehörst, zollt man dir Respekt. Das baut dich auf."
"Als ich mit 17 nach Brixton in den Knast kam, hat mich der andere Insasse in meiner Zelle als erstes gefragt: Was hast du gemacht? Ich sagte "Mord", daraufhin sagte er sofort "Respect." Schaut euch mal die Währung auf der Street an, was zählt? womit verschaffst du dir Respekt? Weil du es akademisch zu etwas gebracht hast? Oder weil du einen Haufen Geld hast? "
Gnadenlos ziehen die Teenager mit der britischen Gesellschaft ins Gericht: korrupte Politiker, skrupellose Banker. Scheinheiligkeit. Soziale Ungerechtigkeit. Medien, die selbst nur auf Negativhelden fixiert seien. Auf Geld, auf Gier, auf Konsum.
"An manchen Tagen wache ich mit einem so großen Zorn auf, dass ich alles um mich herum zerstören könnte."
"Wenn überhaupt nichts Gutes mehr in deinem Leben passiert, dann kann dir doch alles egal sein. Du schlägst jemanden zusammen, du erstichst ihn, was solls. Dir ist alles egal."