Der Mann hat Kraft. Viel Kraft. Und er zeigt sie. Sein ganzer Bewegungs-Apparat funktioniert über Kraft. "Glory" heißt das Stück, das Jeremy Wade mit seiner Partnerin Marysia Stokłosa tanzt. Oder kann man überhaupt sagen: "tanzt"?
Schlaksig kommen sie auf die Bühne, grinsen grimassierend das Publikum an. Die Grimassen verziehen sich zu Figuren wie aus einem Computerspiel. Die beiden beginnen sich auch roboterhaft zu bewegen mit geknickten Beinen, gekrümmten Körpern.
Dann entkleiden sie sich, kriechen wie Robben, Maulwürfe über den Boden. Oft auf dem Rücken, vor und zurück. Oder sie bewegen sich wie künstliche Hunde, verbeißen sich ineinander, kreischen, sprechen einer in den Mund des anderen, ihn als Resonanzraum nutzend.
Die Erstaufführung dieser neuen Version "Glory" des New Yorker Performance-Künstlers und seiner polnischen Partnerin war das bislang interessanteste Stück der alljährlich im Januar stattfindenden "Tanztage Berlin". Sie sind vor allem dem choreografisch-tänzerischen Nachwuchs gewidmet. Man darf da die Latte nicht zu hoch legen.
Viel Unfertiges, viel mehr Gewolltes als Gekonntes ist dabei. Etwa schon gleich die Uraufführung des Eröffnungsabends: Friederike Plafkis "peer to peer". Plafki stammt aus dem Umfeld der Truppe von Sasha Waltz. Sehr modisch, bloß oberflächlich ist das. Und das fällt auch auf bei anderen Tänzern, die aus diesem Beziehungsfeld kommen.
Plafkis Stück-Titel ist entnommen der Computersprache. Gemeint ist ein direkter Austausch von "files" oder Diensten zwischen zwei Rechnern. Hier sollen die sieben zunächst vereinzelten Tänzer zu gemeinsamen Bewegungsformen in meist Zweiergruppen sich verbinden.
Das klingt spannend nach Improvisation, Spontaneität. Es wirkt aber eher albern wie gehobener Dilettantismus. Niemand weiß so recht, was er soll.
Ähnlich privatistisch die Soloperformance der aus Südamerika stammenden Ayara Hernández Holz, die Topfpflanzen aufstellt, dann sich umkleidet aus Straßen- in Trainingszeug und dabei Geschichten von menschlichen Missgeschicken zum Besten gibt. Um schließlich unter ohrenbetäubendem Lärm eine Rockröhre zu mimen.
Um einiges triftiger Kirsten Burgers "für immer": Eine Art Nabelschau der 80iger-Jahre-Generation. Per Video-Delay-Schaltung multipliziert sich eine Tänzerin, Juli Reinartz, auf einer riesigen Leinwand vielfach, bis ihr ursprüngliches Bild fast ganz verblasst und sie in eine Art Selbstanklage ausbricht: Sie sei ja viel zu nett, um auch mal wütend zu werden.
Handwerklich sauber ein Stück von Caroline Meyer-Picard. Es paraphrasiert eine religiöse Tradition der afrikanischen Yorouba. Danach muss beim Tod eines Zwillings für den Überlebenden ein Holzdouble geschnitzt werden, das mit dem Geist des Toten "belebt" wird.
Die aus der Dresdner Palucca Schule stammende Anna-Luise Recke tanzt das 11-Minuten-Stück mit viel Hingabe, Körperbeherrschung und Genauigkeit. Reglos am Anfang und am Ende, den Kopf himmelwärts gehoben, den Rücken konkav durchgebogen.
Gleichsam jedes einzelne Körperteil - Füße, Arme, Beine - werden mit besonderen Bewegungen "beseelt", bis sie als Figur frei laufen, agieren kann. Dazu hört man eine eher atmosphärische Soundcollage, die zeitweilig auch in rhythmische Klänge wechselt.
Als "work in progress" bezeichnen die beiden Künstlerinnen ihr "Ibeyi". Gerade die uneitle Machart, die Konzentration auf das Wesentliche von Tanz und Bewegung nimmt ein für diese Arbeit.
Schlaksig kommen sie auf die Bühne, grinsen grimassierend das Publikum an. Die Grimassen verziehen sich zu Figuren wie aus einem Computerspiel. Die beiden beginnen sich auch roboterhaft zu bewegen mit geknickten Beinen, gekrümmten Körpern.
Dann entkleiden sie sich, kriechen wie Robben, Maulwürfe über den Boden. Oft auf dem Rücken, vor und zurück. Oder sie bewegen sich wie künstliche Hunde, verbeißen sich ineinander, kreischen, sprechen einer in den Mund des anderen, ihn als Resonanzraum nutzend.
Die Erstaufführung dieser neuen Version "Glory" des New Yorker Performance-Künstlers und seiner polnischen Partnerin war das bislang interessanteste Stück der alljährlich im Januar stattfindenden "Tanztage Berlin". Sie sind vor allem dem choreografisch-tänzerischen Nachwuchs gewidmet. Man darf da die Latte nicht zu hoch legen.
Viel Unfertiges, viel mehr Gewolltes als Gekonntes ist dabei. Etwa schon gleich die Uraufführung des Eröffnungsabends: Friederike Plafkis "peer to peer". Plafki stammt aus dem Umfeld der Truppe von Sasha Waltz. Sehr modisch, bloß oberflächlich ist das. Und das fällt auch auf bei anderen Tänzern, die aus diesem Beziehungsfeld kommen.
Plafkis Stück-Titel ist entnommen der Computersprache. Gemeint ist ein direkter Austausch von "files" oder Diensten zwischen zwei Rechnern. Hier sollen die sieben zunächst vereinzelten Tänzer zu gemeinsamen Bewegungsformen in meist Zweiergruppen sich verbinden.
Das klingt spannend nach Improvisation, Spontaneität. Es wirkt aber eher albern wie gehobener Dilettantismus. Niemand weiß so recht, was er soll.
Ähnlich privatistisch die Soloperformance der aus Südamerika stammenden Ayara Hernández Holz, die Topfpflanzen aufstellt, dann sich umkleidet aus Straßen- in Trainingszeug und dabei Geschichten von menschlichen Missgeschicken zum Besten gibt. Um schließlich unter ohrenbetäubendem Lärm eine Rockröhre zu mimen.
Um einiges triftiger Kirsten Burgers "für immer": Eine Art Nabelschau der 80iger-Jahre-Generation. Per Video-Delay-Schaltung multipliziert sich eine Tänzerin, Juli Reinartz, auf einer riesigen Leinwand vielfach, bis ihr ursprüngliches Bild fast ganz verblasst und sie in eine Art Selbstanklage ausbricht: Sie sei ja viel zu nett, um auch mal wütend zu werden.
Handwerklich sauber ein Stück von Caroline Meyer-Picard. Es paraphrasiert eine religiöse Tradition der afrikanischen Yorouba. Danach muss beim Tod eines Zwillings für den Überlebenden ein Holzdouble geschnitzt werden, das mit dem Geist des Toten "belebt" wird.
Die aus der Dresdner Palucca Schule stammende Anna-Luise Recke tanzt das 11-Minuten-Stück mit viel Hingabe, Körperbeherrschung und Genauigkeit. Reglos am Anfang und am Ende, den Kopf himmelwärts gehoben, den Rücken konkav durchgebogen.
Gleichsam jedes einzelne Körperteil - Füße, Arme, Beine - werden mit besonderen Bewegungen "beseelt", bis sie als Figur frei laufen, agieren kann. Dazu hört man eine eher atmosphärische Soundcollage, die zeitweilig auch in rhythmische Klänge wechselt.
Als "work in progress" bezeichnen die beiden Künstlerinnen ihr "Ibeyi". Gerade die uneitle Machart, die Konzentration auf das Wesentliche von Tanz und Bewegung nimmt ein für diese Arbeit.