Die Zahl der Vorschläge ist in diesem Jahr deutlich gestiegen. Die Sprecherin der Jury, die Marburger Professorin Spieß, sagte, im vergangenen Jahr habe es rund 1.500 Einsendungen gegeben. Bis zum 31. Dezember nimmt die Jury noch weitere Vorschläge entgegen; das "Unwort 2023" wird dann am 15. Januar 2024 verkündet.
Die 500 zur Wahl stehenden Begriffe entstammen nach Angaben der Jury den gesellschaftlich brisanten Themen des Jahres. Dies seien vor allem die Sozialpolitik, die Klimakrise, Migration und Krieg. Einzelne „Unwort“-Vorschläge seien etwa der Begriff „Remigration“ für Abschiebung, „Abnutzungskrieg“ für erbitterte Kampfhandlungen oder „soziale Hängematte“ für das Bürgergeld. Auch „Sozialklimbim“ für soziale Leistungen, „Stolzmonat“ als Lächerlichmachung des „Pride Month“ der LGBTQ-Bewegung oder „Abschiebepaket“ für Maßnahmen zur schnelleren Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern seien genannt worden. Die Corona-Pandemie sei anders als in den Vorjahren kein Thema mehr gewesen.
Die Jury will mit dem „Unwort des Jahres“ seit 1991 kritische Diskussionen über den öffentlichen Sprachgebrauch anregen. Man wähle Begriffe aus, die gegen das Prinzip der Menschenwürde oder der Demokratie verstoßen, die einzelne gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die beschönigend, verschleiernd oder irreführend sind, erklärte die Jury-Sprecherin Spieß. In einer Reihe von Einsendungen werde die Jury auch beschimpft. Zu den Vorwürfe gehöre, dass sie sich als "Sprachpolizei" aufspiele und die freie Wortwahl verbiete.
Das Unwort des Jahres 2022 lautete "Klimaterroristen". In den Vorjahren waren es "Pushback" (2021), "Corona-Diktatur" und "Rückführungspatenschaften" (2020), "Klimahysterie" (2019), "Anti-Abschiebe-Industrie" (2018), "alternative Fakten" (2017), "Volksverräter" (2016), "Gutmensch" (2015) und "Lügenpresse" (2014).
Diese Nachricht wurde am 29.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.