Sonntag, 28. April 2024

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Kabarett
Krieg ist nicht gut für den Frieden

Vor 100 Jahren wird der Weltkrieg, den man später den Ersten nennt, zunächst freudig begrüßt. Auch viele Kabarettisten und Satiriker sind unter den Hurra-Rufern und melden sich freiwillig an die Front. Sie preisen, wie Otto Reutter in einem Chanson, deutsche U-Boote, oder erklären gar, völlig ironiefrei, das "Sich-abschlachten-lassen" zum sehnlich gesuchten Sinn ihres Lebens.

Von Stephan Göritz | 02.07.2014
    Preisträger Andreas Rebers (Musikpreis) hält am 15.07.2013 in München (Bayern) den bayerischen Kabarettpreis in seinen Händen.
    Das aktuelle Programm von Andreas Rebers dreht sich um Krieg und Frieden. (picture-alliance / dpa / Marc Müller)
    Doch bald erkennen sie, dass man einen Krieg nicht erleben, sondern, wie Klabund es formuliert, nur "ersterben" kann. Wer von den Schlachtfeldern zurückkehrt, ist gewandelt zum Pazifisten und prägt die antimilitaristische Haltung des Kabaretts der 20er-Jahre – ohne deshalb etwa den baldigen Zweiten Weltkrieg verhindern zu können. Auch im heutigen Kabarett werden Erfahrungen von 1914 thematisiert, so von Saskia Kästner alias Schwester Cordula.

    Als bekennende Liebhaberin von Trivialromanen hat sie 100 Jahre alte Groschenhefte entdeckt, die zeigen, dass Propaganda immer mit den gleichen Mitteln arbeitet. Und wenn es im aktuellen Programm von Andreas Rebers um Krieg und Frieden geht, weiß man schon nach wenigen Sätzen nicht mehr, ob er gerade über 1914 oder 2014 spricht.