Die Plattform und Facebook-Gruppe "#kulturerhalten" ist ein solidarischer Zusammenschluss von Kulturschaffenden aus zahlreichen Gewerken: Von Musikerinnen über Kabarettisten, Autorinnen, Schauspieler, Technikerinnen, Tänzer und Theaterleute bis hin zu Agenten und Veranstaltern.
#kulturerhalten - "gemeinsam gegen den Wirrwarr"
All diese Menschen haben sich während der Corona-Krise zusammen gefunden, um sich "gemeinsam in diesem Wirrwarr" rund um Soforthilfen und sonstige Unterstützungen zurecht zu finden, sagt Christoph Sieber. Über 3000 Mitglieder dieser Gruppe haben für einen Programmpunkt in der politischen Latenight-Show "Mann, Sieber!" kurze Vorstellungs-Videos von sich präsentiert, jeweils mit einem #kulturerhalten-Schild in der Hand - von Musiker Purple Schulz über die Kabarettisten Dagmar Schönleber und Urban Priol bis zu Schauspieler Hannes Jaenicke - aber auch weniger bekannte Drehbuchautorinnen, Veranstalter oder Techniker.
Sieber: "Kultur ist das Rückgrat dieser Gesellschaft"
Das Ganze ist im Rahmen eines Sketches zu sehen, in dem Sieber mit seinem Kollegen Tobias Mann die Systemrelevanz von Kultur thematisiert: "Kultur ist das Rückgrat dieser Gesellschaft - wir haben uns immer als Kulturnation verstanden", so Sieber. Viele Künstlerinnen und Künstler und auch Betreiber von Theatern lebten nun durch die Auftrittsverbote am Rande ihrer Existenz. Ihn selbst beträfe es nicht, so Sieber: "Mir geht’s gut, Leute. Ich habe genug Klopapier und Hefe zu Hause". Auch andere Berufe würden an diesem Kultur-Komplex hängen, vom Taxifahrer und Caterer bis zum Italiener nebenan, der ihm eine Pizza vorbei bringe und sagen würde: "Danke, du bist ausverkauft heute – und das ist gut für mich", erzählte der Kabarettist.
Problem Soforthilfen
Das Prinzip der Soforthilfen sei grundsätzlich okay, das Problem aber sei, dass Soloselbstständige dieses Geld in den meisten Bundesländern – mit wenigen Ausnahmen - bisher nicht für ihre Lebenshaltungskosten benutzen dürfen, sondern nur für Betriebskosten, von denen sie naturgemäß wenig hätten: "Was sie haben, ist ihre Kunst".
Die langsamen Lockerungen der Ausgangs- und Versammlungsbeschränkungen und die Möglichkeit für Theater, mit einem Mindestabstand wieder zu öffnen, seien nicht allzu positiv zu bewerten: Viele Kleinkunstbühnen können dann nur mit 30 Prozent Auslastung arbeiten, das heißt, sie arbeiten "letztendlich für umme", so Sieber. Er selbst würde auch nicht in einem Autokino auftreten - denn es gäbe normalerweise auch ein "Gemeinschaftgefühl, das im Publikum entsteht", was wiederum auch nicht mit "Mundschutz und 1,5 Meter Abstand" entstehen könne, so der Künstler: "Es wird erst wieder einen richtigen Kleinkunstabend geben, wenn all diese Beschränkungen aufgehoben sind", meinte Sieber.
Äußerungen unserer Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.