Donnerstag, 28. März 2024

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Kabinenkultur im US-Sport
Pathetisch, emotional, dramatisch

Hollywood-Pathos in der Umkleidekabine - das kennt man aus US-Kinofilmen, vorgegeben von Drehbuchschreibern. Doch anders als in Deutschland sind Fernsehkameras und Journalisten in US-Kabinen tatsächlich gang und gäbe. Was also ist echt, was nur Mythos? Fragen an Jürgen Kalwa.

Jürgen Kalwa im Gespräch mit Marina Schweizer | 03.10.2017
    New Yorker Medien umlagern die NFL-Stars in der Umkleidekabine der New York Giants.
    New Yorker Medien umlagern die NFL-Stars in der Umkleidekabine der New York Giants. (imago sportfotodienst)
    Hollywood habe gern aufgegriffen, dass man ein Milieu habe, in dem man Spannung und Drama einfangen - und gelegentlich auch überdramatisieren - könne, schildert Kalwa im Dlf. "Aber ich glaube, dass wir Typen haben im amerikanischen Sport, die selber sehr dramatisch aufgestellt sind."
    Die Trainertypen könne man in zwei Gruppen unterteilen: einerseits gebe es beim Football, einer fast militärtaktischen Sportart, Figuren, die Wert legten auf einen Habitus wie Generäle, die ihre Spieler anbrüllen; andererseits beim Basketball den Typen des sehr intellektuellen Trainers, der mit weniger Spielern zu tun habe, sanfter - aber nicht weniger beharrlich - sei. "Man kann sich in der NBA kaum vorstellen, dass da rumgebrüllt wird", so Kalwa.
    Kameras gehören zur Inszenierung
    Dass Journalisten in die Kabine dürften - vor und nach, aber nicht während des Spiels - gehöre zur Inszenierung. In den neuen Hallen habe man eine eigene Kabinen-Architektur, die sehr üppig aussehe und an der nicht gespart werde. In den kreisrunden oder elliptischen Räumen könne man gut miteinander kommunizieren. Es herrsche eine Stimmung der Kameraderie, die ganz gut zum Sport passe, auch wenn es ja um Profisport gehe.
    Die Kameras, erläutert Kalwa, dürften nur enge Bilder von Kopf und Schulter der Spieler zeigen, sie könnten nicht die Stimmung in der Kabine einfangen. Für Situationen, in denen man mit der Kamera dem Sportler besonders nah sein wolle, würde man aus der Kabine rausgehen.