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Proteste im American Football
"Ein Präsident sollte kein Öl ins Feuer schütten"

Das individuelle Recht auf Meinungsfreiheit müsse auch im Sport geschützt werden, sagte Hans Ulrich Gumbrecht von der Universität Stanford im Dlf. US-Präsident Trump hatte Spieler der National Football League mit derber Wortwahl kritisiert, weil sie sich während der Hymne hingekniet hatten.

Hans Ulrich Gumbrecht im Gespräch mit Bastian Rudde | 30.09.2017
    Drei Spieler der NFL-Mannschaft "San Francisco 49ers" knien während der Nationalhymne vor einem Football-Spiel
    Drei Spieler der NFL-Mannschaft "San Francisco 49ers" knien während der Nationalhymne vor einem Football-Spiel (picture alliance / dpa / Marcio Jose Sanchez)
    Der Protest der Spieler, der sich gegen Rassismus in der Gesellschaft wende, habe durch Trumps Reaktion eine Verstärkung bekommen, sagte der Komparatistik-Professor Hans Ulrich Gumbrecht von der Universität Stanford, der auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft hat. Es sei skandalös, dass Trump die Spieler als "son of a bitch", zu deutsch "Hurensohn", bezeichnet habe.
    Hans Ulrich Gumbrechtsteht an einem Pult und hält eine Rede.
    Hans Ulrich Gumbrecht findet das Verhalten des US-Präsidenten hinsichtlich der NFL-Proteste unangemessen. (dpa/picture alliance/Rumpenhorst)
    Das Knien während der Hymne, das vom Quarterback Colin Kaepernick initiiert wurde, habe durch Trumps Eingreifen zwei Diskussionsebenen erhalten. Zum einen stelle sich die Frage, was es bedeutet, Amerikaner zu sein. Zum anderen gehe es um die Rolle des Präsidenten und die Ästhetik der Politik und das Ansehen des Weißen Hauses. "Mir ist die Meinung derjenigen, die protestieren sympathischer als die Meinung der anderen", meinte Gumbrecht. Aber alle Meinungen, auch die des US-Präsidenten, müssten geschützt werden durch das Gesetz.
    Verschiedene Meinungen Ausdruck der Demokratie
    Gumbrechts Ansicht nach gehe kein tiefer Graben durch die NFL. Verschiedene Trainer und Funktionäre seien unterschiedlicher Meinungen, was den Protest betreffe. Das sei aber nicht schlecht, solange man den wechselseitigen Respekt wahre. Dies sei demokratisch. Er sagte voraus, dass auch die bald beginnende Basketball-Saison von den Protesten nicht unbeeinflusst bleiben werde und man diesen Spielern ihre Meinungsäußerung nicht untersagen könne, wie die NBA das geplant hatte.
    "Ein Präsident sollte kein Öl ins Feuer schütten und nicht reagieren wie ein Privatmann", das sei in 250 Jahren noch nie dagewesen. "Trump ist für das Amt des Präsidenten ungeeignet, auch wenn er demokratisch gewählt wurde", sagte Gumbrecht.
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    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.