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Kakao-Handel
Von Kinderarbeit und Zockern

Der heilige Nikolaus bringt seit Jahrhunderten Freude. Hierzulande leuchten Kinderaugen, wenn etwa der Gabenbringer leibhaftig in Schokolade gegossen in den Schuhen steckt. Die süße Überraschung hat es in sich - Kakao hat nicht nur Schokoladenseiten.

Von Alexander Göbel und Claudia Wehrle | 06.12.2014
    Aufgereiht im Schokoladenmuseum in Köln: Schokoladen-Nikoläuse
    Aufgereiht im Schokoladenmuseum in Köln: Schokoladen-Nikoläuse (dpa / Oliver Berg)
    Fast die Hälfte des nach Deutschland importierten Kakaos kommt von der Elfenbeinküste - aber unter welchen Bedingungen wird Kakao dort angebaut und geerntet?: Das wollte ist unser Korrespondent Alexander Göbel wissen. Er hat eine Kakao-Plantage besucht, die eigentlich zertifiziert ist als Agrarbetrieb ohne Kinderarbeit - "aber wer überprüft das schon hier im Busch"? In der Reportage treffen wir einen 13 Jahre alten Kakao-Erntehelfer, der gar nicht weiß, wie Kakao oder die im reichen Westen weiter verarbeitete Schokolade schmeckt. "Seit wegen der Ebola-Epidemie keine Erntehelfer mehr aus Liberia kommen dürfen, müssen noch mehr Kinder ran als bisher." Ein Knochenjob.
    Etwa elf Millionen Menschen leben in Afrika vom Kakao-Anbau. Eine verlässliche Einnahmequelle haben sie aber nicht, denn zuletzt hat sich der Kakaopreis auf Achterbahnfahrten begeben - weil Kakao längst zum Spekulationsobjekt geworden ist. Ein bittersüßes Geschäft macht Claudia Wehrle an der Frankfurter Börse aus. "Grundsätzlich habe ich immer Bauchschmerzen, wenn zu viele Zocker da drin sind und zu wenig Händler", sagt ein Börsianer. Auf welcher Datenbasis der Kakaopreis entsteht, ist äußerst umstritten.