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Kampf der Schachgiganten: "Deep Blue" erhält Revanche

In New York hat am Samstag abend die zweite Auflage des Schachkampfes zwischen Mensch und Maschine begonnen: Nachdem Garri Kasparow den IBM-Computer "Deep Blue" trotz Anfangsschwierigkeiten im vergangenen Jahr noch hatte besiegen können, soll nun eine noch leistungsfähigere Version des Supercomputers dem Genie des russischen Weltmeisters Paroli bieten. Schachexperten rechnen indes auch diesmal noch mit einem knappen Sieg Kasparows nach den angesetzten sechs Partien.

Manfred Kloiber, Dieter Steinwender |
    32 verschaltete Rechner mit jeweils acht Spezialchips führt das IBM-Entwicklerteam ins Feld, um den mit rund 2800 sogenannten Elo-Punkten als "Super-Großmeister" geltenden Russen das Fürchten zu lehren. Dank der "brutalen Rechengewalt", so der Computerschach-Experte Dieter Steinwender, kann "Deep Blue" pro Sekunde bis zu 200 Millionen Stellungen erzeugen und bewerten. Dazu führt der Rechner zunächst alle möglichen Züge probeweise aus und berücksichtigt sämtliche potentiellen Antwortzüge. Als Resultat entsteht ein Variantenbaum, aus dessen Endstellungen "Deep Blue" die erfolgversprechendste auswählt.

    Die Kapazitäten des Weltmeisters nehmen sich daneben überaus bescheiden aus: Eine bis drei Stellungen, schätzt Steinwender, kann Kasparow in derselben Zeit evaluieren. Dennoch stehen seine Chancen nach Ansicht von Experten nicht schlecht, den RS/6000-Computer nach 1996 erneut in die Schranken zu weisen. "Das Plus des Menschen ist letztlich seine intuitiv Entscheidung. Er benutzt die Evaluierung nur zur Verifikation", erklärt Steinwender und prognostiziert einen Sieg des Russen mit 3,5 zu 2,5 Punkten. Kasparow selbst zeigte sich unlängst siegessicher. "Ich mache mir keine Sorgen", sagte er bei einer Pressekonferenz, "solange es auf einen Ausgang wie im letzten Jahr hinausläuft." Damals hatte der Weltmeister nach ebenfalls sechs Partien mit vier zu zwei Punkten die Oberhand behalten.