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Kampf für Gerechtigkeit auf der Ponderosa-Farm

Ein weiser Patriarch, drei Söhne und ein chinesischer Koch: Sie bilden das Grundinventar von Bonanza, der wahrscheinlich erfolgreichsten Westernserie der Welt. Nun erscheint die erste Staffel auf DVD.

Von Bernd Sobolla |
    Wir befinden uns im US-Bundesstaat Nevada, Ende des 19. Jahrhunderts: Ben Cartwright lebt mit seinen drei Söhnen Adam, Hoss und Little Joe auf der Ponderosa-Ranch am Lake Tahoe. Eigentlich bilden die vier eine Mischung aus Männer-WG und Patch-Work-Familie zu einer Zeit, als es so etwas noch gar nicht gibt. Die drei Söhne haben unterschiedliche Mütter, die alle gestorben sind. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb - sind sie eine verschworene Familie, mit gelegentlichen brüderlichen Streitigkeiten.

    "Es ärgert mich schon lange, dass ich mit so was wie dir verwandt bin, du hochnäsiger Bostoner Yankee."

    Wobei Ben Cartwright seine Jungs mit liebevoll-patriarchaler Autorität zur Räson bringt.

    "- "Du unglaublicher Lausebengel! Hast du die ganze Nacht hier herumgetanzt?"
    - "Die ganze Nacht, Pa? Nein, wir haben gerade erste angefangen.""

    Und der riesige Hoss, etwas einfältig, aber immer gut gelaunt und hungrig - ein Obelix im Cowboydress – überzeugt Brüder, Freunde, Feinde und Pferde mit seiner Kraft.

    "Benimm dich doch mal wie ein richtiges Pferd! Wenn diese Schaukelei nicht aufhört, dann schmeiße ich dich über den Zaun."

    Und dann gibt es natürlich die Gegner der Cartwrights: Revolverhelden, gierige Banditen, skrupellose Geschäftsleute - kurz, Bösewichter aller Couleur.

    "- "Kriege ich das Holz nicht, ist der Bergbau für mich tot. Warum verweigert der alte Cartwright sein Einverständnis für den Holzschlag."
    - "Ah, für den alten Cartwright ist ein Baum etwas Heiliges, etwas, was man nicht verkauft."
    - "Das ist ja lächerlich. Für Geld lässt sich alles kaufen.""


    Bonanza, so sah es das Konzept vor, sollte Familienunterhaltung und soziale Themen der Gegenwart im historischen Gewand zeigen. Zunächst aber waren die Einschaltquoten mies und die Serie sollte eingestellt werden. Doch dann wechselte man den Sendeplatz. Und siehe da: Die Massen schalten ein. Dabei war Bonanza fast ein Anachronismus: Während die Cardwrights im Serienleben vor allem für Familienwerte, Ehre, gesellschaftliche Anerkennung und die Bibel standen, kämpften im wirklichen Leben in den USA Bürgerrechtler und Vietnam-Kriegsgegner gegen Unterdrückung und staatliche Willkür. Immerhin, beim kompromisslosen Kampf für Gerechtigkeit trafen sich TV-Serie und Zeitgeist.

    Auch geschossen wurde reichlich. Allerdings ohne Nahaufnahme und meist ohne Blut. Man wollte ja familientauglich sein. Und Lorne Greene, alias Ben Cartwright, erhielt tonnenweise Briefe mit der Bitte um Erziehungsunterstützung.

    "Manchmal bekomme ich Briefe von Vätern, die schreiben: Sie machen es mir wirklich schwer, weil ihr Junge sagt: Ben Cartwright hat Little Joe dafür aber nicht bestraft. So schaffen sie mir eine Menge Probleme!"

    Der Erfolg brachte bald viele Stars für Gastauftritte auf die Ponderosa: James Coburn und Jack Warden, Charles Bronson und Robert Vaughn. Oder auch der spätere "Easy-Rider"-Star Dennis Hopper, der in Folge 161 seinem Image gemäß auftritt.

    "- "Und was tun sie sonst so?"
    - "Ich bin Jäger."
    - "In dieser Gegend werden sie leider nicht viel Wild finden."
    - "Hängt ganz davon ab, hinter welchem Wild man her ist."
    - "Ein Kopfgeldjäger?"
    - "Ja, schockiert sie das?""

    Den Ausstieg von Pernell Roberts Mitte der 60er-Jahre, der Adam spielte, konnte die Serie verkraften. Als aber Dan Blocker 1973 starb, ging damit auch Bonanza zu Ende. Denn Hoss war die Seele des TV-Wunders.