Jahrestag des 7. Oktober 2023
Kanzler Merz verurteilt "neue Welle des Antisemitismus" und verspricht Juden Schutz in Deutschland

Am zweiten Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel hat Bundeskanzler Merz eine "neue Welle des Antisemitismus" beklagt. Zugleich versichert er den Jüdinnen und Juden in Deutschland, dass alles zu ihrem Schutz unternommen werde.

    Bundeskanzler Friedrich Merz spricht an einem Rednerpult.
    Bundeskanzler Friedrich Merz spricht anlässlich eines Emfangs zum 75. Jubiläum des Zentralrats der Juden in Deutschland im September (Archivbild). (dpa / Bernd von Jutrczenka)
    Judenfeindlichkeit zeige sich "in altem und neuem Gewand – in den sozialen Medien, an den Universitäten, auf unseren Straßen; immer lauter, immer unverschämter und immer öfter auch in Form von Gewalt", sagte Merz in einer Videobotschaft. Er appellierte an die Bevölkerung, auf jüdische Bürger zuzugehen, um ihnen zu zeigen, dass Deutschland an ihrer Seite stehe. Es müsse alles dafür getan werden, dass Jüdinnen und Juden hierzulande ohne Angst leben könnten.
    Der 7. Oktober 2023 habe tiefe Wunden gerissen. Er sei als schwarzer Tag in die Geschichtsbücher des jüdischen Volkes eingegangen. Man könne das Leid der Familien nur erahnen. Aber man teile ihren Schmerz, betonte der CDU-Vorsitzende.
    Bereits gestern hatte Merz bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, versichert, die Bundesregierung werde sich weiter mit aller Macht für den Schutz von Jüdinnen und Juden in Deutschland einsetzen.

    Weimer: "Tag des Schmerzes"

    Kulturstaatsminister Weimer bezeichnete den 7. Oktober 2023 als "Tag des Schmerzes" für Israel und für Juden weltweit. "Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind heute ganz besonders bei den Opfern dieses brutalen Massakers der Hamas und bei den Menschen, die weiterhin als Geiseln festgehalten werden", sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Für ihre Angehörigen seien dies "zwei unerträgliche Jahre der Angst und Verzweiflung".
    Weimer erinnerte besonders an die zumeist sehr jungen Menschen, die 2023 auf dem Nova-Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der Hamas angegriffen wurden. Sie seien friedlich zusammengekommen, um das Leben und die Musik zu feiern. "Doch sie wurden zu Opfern von Terror, Entführung und Mord", so Weimer.
    Der Angriff auf das Musikfestival sei auch ein Angriff auf die Kultur als solche gewesen. "Kultur lebt von Freiheit und sie schafft Orte der Vielfalt und Verbundenheit. Genau deshalb wurde das Nova-Musikfestival zur Zielscheibe eines tief verwurzelten Hasses."

    Israelischer Ex-Regierungschef Olmert: Hamas darf keine Rolle mehr spielen

    Der ehemalige israelische Ministerpräsiden Olmert pocht auf eine vollständige Entwaffnung der im Gazastreifen verbliebenen Hamas-Kämpfer. Damit die Menschen in Gaza in Frieden leben könnten, dürfe die Hamas keine Rolle mehr spielen, sagte Olmert im Deutschlandfunk.
    Allerdings stelle die Terror-Miliz heute keine Gefahr für Israel mehr dar. Es sei daher jetzt an der Zeit, dass die israelische Regierung eine Strategie für die Palästinenser entwickle. Dass es noch keinen ausgearbeiteten Plan für die Zukunft des Gazastreifens gebe, sei "unglücklich". Das Fehlen einer Lösung habe letztendlich dazu geführt, dass immer mehr Menschen Kritik am Einsatz der israelischen Armee geübt hätten. Olmert war von 2006 bis 2009 Ministerpräsident Israels. Er gilt als scharfer Kritiker von Regierungschef Netanjahu.

    Massaker der Hamas hatte Gaza-Krieg ausgelöst

    Die islamistische Hamas, die von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird, hatte am 7. Oktober 2023 ein Massaker in Israel verübt, dem nach Angaben des Militärs etwa 1.200 Menschen zum Opfer fielen. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer hält die Hamas 47 Menschen fest; mutmaßlich mehr als 20 von ihnen sind bereits tot.
    Beim darauffolgenden israelischen Militäreinsatz wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 67.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
    Diese Nachricht wurde am 07.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.